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Versengte Augenbrauen sind nicht immer zu vermeiden

Von GINA APITZ 28.12.2009, 17:34

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Punkt zwölf flitzen sie zwischen den Feuerwerksboxen hin und her, zünden diese und sorgen dafür, dass der Nachthimmel leuchtet.

Wie schon im vergangenen Jahr werden die Dessauer Pyrotechniker für die Gäste des Roßlauer Bowlingtreffs für Knalleffekte sorgen. 15 Minuten soll das Farbspektakel dauern. "Die Leute", erinnert sich Firmenchefin Susanne Der, "waren schon im letzten Jahr begeistert."

Am Dienstag beginnt überall in Dessau-Roßlau der private Vorverkauf für Feuerwerksböller. Viele Geschäfte haben diese inzwischen im Angebot. Der und Dymke haben drei Geschäfte - und 400 verschiedene Effekte im Sortiment: vom Chinaböller bis zum Tischfeuerwerk. "Alles, was wir da haben, wurde von uns selbst ausprobiert", sagt Matthias Dymke. Im vergangenen Jahr wurden vor allem Raketen verkauft, aber "die klassischen Böller sind einfach Tradition".

Doch die beiden Pyrotechniker sind längst nicht nur am Jahresende beschäftigt. Ob Hochzeit oder Firmenfeier - die bunten Feuerwerke werden mittlerweile zu vielen Anlässen angefragt. "Trotz der Wirtschaftskrise hatten wir in diesem Jahr viele Aufträge", sagt Matthias Dymke. Nicht nur rund um Dessau werden die Feuerwerker gebucht. Inzwischen fahren Dymke und Der auch oft nach Hessen und Bayern oder auch mal ins Allgäu, um dort für bunte Himmel zu sorgen. Um die Kontakte vor Ort zu halten, haben die Dessauer seit kurzem einen Vertreter in Kiel und Berlin, der Feuerwerke vermittelt.

"Unsere Highlights waren in diesem Jahr die Dessauer Nachtschicht im Frühling und das Roßlauer Schifferfest", sagt Susanne Der. Beide Male schossen die beiden 15 Minuten lang die verschiedenster Böller in den Himmel. Ihre Hoffnung ist, auch im nächsten Jahr das zweite Feuerwerk zum Schifferfest ausrichten zu dürfen und beim Zerbster Heimatfest gebucht zu werden. Klar ist schon jetzt: Das Dessauer Kinderheim bekommt ein Feuerwerk geschenkt. Zum traditionellen Sommerfest wird dort umsonst geknallt.

Wie viele Feuerwerke die beiden jedes Jahr schießen, zählen sie nicht. Doch fest steht: Zu zweit sind die Aufträge kaum noch zu bewältigen. Drei Pyrotechniker haben Der und Dymke in den vergangenen zwei Jahren ausgebildet, darunter einen Dessauer.

Etwa eineinhalb Jahre dauert die kostenintensive Ausbildung, die allerdings nicht mit einem klassischen Lehrberuf verglichen werden kann. Neben Schulungen muss der zukünftige Pyrotechniker 26 Feuerwerke begleiten. "Wir führen die Interessenten langsam an das Handwerk heran", sagt Dymke. Voraussetzung für den Beruf: Grundkenntnisse in Chemie, und natürlich keine Angst vor Hitze und Knallern. "Wir können niemanden gebrauchen, der beim ersten lauten Geräusch Angst bekommt", sagt Susanne Der und grinst. "Man darf den Respekt vor den Knallern aber nicht verlieren", ergänzt Dymke und spricht dabei aus Erfahrung. Versengte Augenbrauen und Kleidung gehören dazu. Und der 36-Jährige verweist noch auf einen anderen Nachteil des Berufs: "Wir arbeiten immer dann, wenn alle anderen frei haben". Am Wochenende und in der Nacht - und natürlich Silvester.