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Verliebt in falschen US-Offizier Verliebt in falschen US-Offizier: 63-Jährige aus Anhalt-Bitterfeld überweist Fremdem tausende Euro

13.07.2018, 05:00
Die Uniform eines Offiziers der US-Armee
Die Uniform eines Offiziers der US-Armee US Military Academy

Dessau - Eine 63-jährige Frau aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist auf einen falschen Romeo reingefallen - und hat dies teuer bezahlt. Die Frau hat sich am Mittwochnachmittag an die Polizei in Dessau-Roßlau gewandt und Anzeige wegen Betruges erstattet.

Im Frühjahr dieses Jahres war die Frau über Facebook von einem Mann kontaktiert worden. Dieser gab sich als hochrangiger Offizier der US-Army aus. Beide schrieben einige Zeit hin und her. Im April verschickte der angebliche General eine E-Mail und bat dringend darum, einen vierstelligen Betrag auf ein Konto in der Türkei zu überweisen.

Die Zahlung sei unbedingt nötig, da wichtige Gepäckstücke des Soldaten sonst in der Türkei verbleiben müssten. Nach Zahlung des Geldes sollten die Gepäckstücke dann zu der Frau nach Anhalt-Bitterfeld geschickt werden. Die 63-Jährige sollte diese bis zum ersten Treffen mit dem Mann aufbewahren.

Es folgten immer neue E-Mails mit Geldforderungen

Die 63-Jährige glaubte dem Mann - und überwies das Geld. Die Gepäckstücke kamen nicht an. Wenig später bat der General wieder um eine Zahlung von mehreren tausend Euro. Die Frau überwies ein zweites Mal Geld. Es folgten immer neue E-Mails mit Geldforderungen. Plötzlich wurde der Ton rauer. Der Mann drohte, Ermittlungen bei Interpol einzuleiten, wenn die Frau nicht weiter Geld in die Türkei überweise.

Die Frau wurde nun doch misstrauisch und entschloss sich, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet.

Betrüger geben sich als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Computerspezialisten oder US-Soldaten aus

Die Polizei nutzt den Fall, um vor dem so genannten „Romance Scamming“ zu warnen. „Die Scammer suchen auf Online-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken wie Myspace oder Facebook nach Opfern“, sagt Dessau-Roßlaus Polizeisprecher Sebastian Opitz. Eine kurze Online-Einladung zum Chat diene vielen als Erstkontakt.

„Um sich beim potenziellen Opfer interessant zu machen, legen sich die Scammer ungewöhnliche Lebensgeschichten zu und bemühen sich um einen seriösen Eindruck.“ Dabei geben sich die Betrüger als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie, Tierärzte, Computerspezialisten oder eben wie in dem Dessauer Fall als US-Soldaten aus.

„Auf den Fotos des Scammer-Profils bekommen die Frauen meist eine attraktive weiße Person präsentiert - die Bilder sind allerdings gestohlen“, sagt Opitz Und auch wenn der Mann vorgebe, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, so sitze er wahrscheinlich in Westafrika. „Davon merken die Opfer allerdings nichts, weil die Chat-Bekanntschaften perfekt Englisch sprechen oder benutzen kostspielige Übersetzungstools für ihre Mails.“

„Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen“

Es gibt allerdings auch Frauen, die diese Betrugsmasche nutzen und sich als Krankenschwestern, Ärztinnen, Mitarbeiterinnen im Waisenhaus oder als Lehrerinnen ausgeben.

Das Vorgehen ist immer gleich. „Sowohl Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen - und zwar ohne ein einziges Treffen“, sagt Opitz. Auf eine romantische Mail am Morgen folge ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend werde gechattet oder stundenlang telefoniert.

„Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt.“ Dabei versprechen die Betrüger, dass sie ihre neue Liebe besuchen werden.

Doch bevor oder kurz nachdem das Ticket nach Deutschland gebucht wird, gibt es dann Schwierigkeiten: Überfälle, gestohlene oder konfiszierte Pässe, ein Krankenhausaufenthalt nach einem Autounfall oder Probleme mit Kreditkarten. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer Geld zu senden. Der Betrug beginnt. (mz)