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Entdeckung im Museum „Neuer Rüxleber Hof“ Wie die Sankt-Petrus-und-Paulus-Kirche in Auleben zu der Felgenglocke kam

Ulrich Reinboth entdeckt im Europadorf Auleben das Werk eines Sangerhäuser Uhrmachers. Die Geschichte über die Reparatur der Glocke ist kurios.

Von Steffi Rohland 05.02.2025, 20:00
Firmenschild  des Sangerhäuser Uhrmachers  August Steckel am Uhrwerk der Kirchturmuhr in Auleben.
Firmenschild des Sangerhäuser Uhrmachers August Steckel am Uhrwerk der Kirchturmuhr in Auleben. (Foto: U. Reinboth)

Auleben/MZ. - Ulrich Reinboth aus Kelbra ist immer mit der Kamera unterwegs. Heimatgeschichtlich und technisch interessiert, fängt er bei seinen Touren in den Orten der Goldenen Aue so manchen Schnappschuss ein. Oftmals führen ihn seine Ausflüge in das Europadorf Auleben, speziell in das Museum „Neuer Rüxleber Hof“.

Kirche in Auleben hat eine besondere Glocke

Das Heimatmuseum, das in einem der ehemaligen sieben Rittergüter eingerichtet wurde, wird seit 2010 vom Verein „Neuer Rüxleber Hof“ betreut. In der Ausstellung ziehen Ulrich Reinboth die zahlreichen aufbewahrten Haushaltsgegenstände der letzten 150 Jahre an, vom Waschtrog bis zum Rasierklingenschärfer. Aber den leidenschaftlichen Bastler interessieren natürlich auch die Zweiradsammlung, vielen Radios und Abspielgeräte.

Bei einem kürzlichen Besuch hatte ihn der Gästeführer Eckhard Haupt auf eine Besonderheit in der Auleber Kirche hingewiesen: Die Sankt-Petrus-und-Paulus-Kirche hat seit nunmehr über 20 Jahren eine Felgenglocke.

Der Gästeführer berichtete, wie die Kirche dazu kam. Es begann nämlich mit der Reparatur der Kirchturmuhr. Das Uhrwerk hatte ein Uhrmacher A. Steckel aus Sangerhausen 1904 im Kirchturm aufgebaut.

Eine Recherche in der Bibliothek des Spengler-Museums hat ergeben, dass es sich dabei um ein Uhrwerk aus der Werkstatt des Uhrmachers August Steckel handelt. Im „Adreß- und Geschäftshandbuch der Stadt Sangerhausen 1905“, ist sein Name in der Kylischen Straße 33 genannt.

Felgenglocke im Kirchturm von  Auleben.
Felgenglocke im Kirchturm von Auleben.
(Foto: U. Reinboth)

Auf dem Schrottplatz in Hamma fündig geworden

Viele Jahre stand die Uhr still. Bis sie der Hobby-Uhrmacher Achim Ulke reparierte. „Das Uhrwerk lief, aber der Stundenschlag blieb aus, weil der Hammer ins Leere schlug“, berichtet Eckhard Haupt. „Irgendwann war die Stundenglocke abhanden gekommen.“

Da sich die Kirchengemeinde keine neue Stundenglocke leisten konnte, suchte Achim Ulke nach einem Ersatz. Denn was nützt eine funktionierende Kirchturmuhr ohne Stundenschlag?

Auf dem Schrottplatz im benachbarten Hamma wurde Achim Ulke fündig. Als er mit einem kleinen Hämmerchen auf eine Autofelge schlug, klang es für ihn passend. Es stellte sich heraus, dass es die Felge eines Mercedes Transportes aus den 1920er bis 1930er Jahren war.

Damals wurden die Radteile noch aus Gusseisen hergestellt. Achim Ulke kaufte das Teil dem Schrotthändler ab und befestigte es in der Laterne des Kirchturms. Seitdem hören die Einwohner und Gäste des Europa-Dorfes wieder, was die Stunde eigentlich geschlagen hat.