Taxiunternehmer in Roßlau Taxiunternehmer in Roßlau: Taxigeschäft brummt zu Silvester

dessau-rosslau/MZ - Leicht verdientes Geld? Gerd F.K. Urbaniak winkt ab, wenn er an die letzte Nacht des Jahres denkt. Dabei brummt das Taxigeschäft kaum mehr als zu Silvester. Viele Partygänger verzichten an diesem Abend vernünftigerweise auf das eigene Auto - und das nicht nur, weil der Alkohol in Strömen fließt. Vorbestellungen hat Urbaniak traditionell viele für den 31. Dezember. „Zwei Monate vorher nehmen wir diese an. Seit Anfang Dezember muss ich Nachfragern diesbezüglich absagen, weil wir ausgebucht sind“, erzählt der Roßlauer Taxiunternehmer. Und trotzdem kann er auch im Namen seiner vielen Kollegen, die Dienstagnacht in der Region unterwegs sind, sagen: „Silvester ist ein Knochenjob“.
Da sind vor allem die Halbwüchsigen, die sich mit Böllern ganz stark fühlen. Schon oft hat Urbaniak in seinen 15 Jahren als Taxiunternehmer erlebt, wie sein Auto mit Knallern und Raketen beschmissen wurde. Einmal verfing sich ein Silvesterknaller im Inneren seines Wagens und detonierte dort. „Als es dann zwischen Motorraum und Fahrgastzelle rumste, dachte ich, dass meine Scheibe detoniert“, berichtet der Taxiunternehmer. Große Schäden sind bisher ausgeblieben. Doch gerade zu Silvester fährt besondere Vorsicht immer mit.
Stress an Silvester
Menschenansammlungen auf dem Weg zu den Kneipen, Restaurants, Diskotheken und Veranstaltungszentren lassen Urbaniak manchmal langsame fahren. Rumstehende Sekt- und Weinflaschen von gezündeten Silvesterböllern sind ebenso ein Hindernis wie Glasbruch. „Wenn man sich einen platten Reifen fährt, relativieren sich die Einnahmen der Silvesternacht ganz schnell“, verweist Urbaniak auf die große Konzentration, die in der Nacht des Wechsels vom alten ins neue Jahr notwendig ist. Oft sind gerade kleine Nebenstraßen zugeparkt. „Da wird es meist besonders eng“, so der Taxiunternehmer. Hat es dann vorher dort auch noch geschneit und hat der Winterdienst nicht gestreut, dann kommen selbst versierte Fahrer ins Schwitzen.
Denn bei aller Freude, dass viel zu tun ist am 31. Dezember, sitzt gerade in dieser Nacht die Zeit im Nacken. „Viele wollen zwischen 20 und 22 Uhr von Zuhause zu den Veranstaltungen gebracht werden und dann innerhalb von drei Stunden nach der großen Knallerei um Mitternacht wieder zurückgebracht werden“, weiß Urbaniak aus Erfahrung. Es ist ein Spiel mit dem Takt, das die Männer und Frauen hinter dem Taxisteuer eigentlich nur verlieren können. Gerade nach Mitternacht wird es besonders eng. Selbst, wenn sich auf dem Weg zum vereinbarten Ort kaum Hindernisse in den Weg stellen, beginnt die Verzögerung schon oft damit, wenn Fahrgäste erst auf Veranstaltungen ausgerufen werden müssen oder sich Einsätze als Leerfahrten entpuppen, weil sich potentielle Fahrgäste dort nicht befinden. „Die Letzten können wir meistens erst mit massiven Verspätungen nach Hause bringen“, weiß der Taxifahrer aus Erfahrung.
Keine Pause zum Jahreswechsel
Warum er und seine vier Mitarbeiter sich diese Nacht um die Ohren schlagen und nicht selbst einfach so feiern, wie sie wollen? Dafür findet der Taxiunternehmer viele Gründe. Geld ist nur einer. „Es ist auch die Angebotslage, gerade in Roßlau, wo es nur zwei weitere Taxiunternehmen gibt, die es unmöglich machen, sich da raus zu nehmen“, so Urbaniak. Also geht jeder seinem Nachtwerk nach. Und manchmal bleibt zwischen 23 Uhr und Mitternacht auch Zeit, um im Aufenthaltsraum des Taxibetriebs ein vom Chef bezahltes Abendbrot zu essen und symbolisch auf das neue Jahr anzustoßen. Dann geht es raus zum Kunden.
Die sind, anders als man es vielleicht erwarten würde, gerade zu Silvester sehr vernünftig. „Da gibt es kaum Zickereien oder Streits zwischen Paaren. Da sind fast alle freundlich und fröhlich auf der Rückbank oder dem Beifahrersitz“, kann Urbaniak dieser Nacht doch noch etwas abgewinnen. Die guten Vorsätze werden bekräftigt.
Manchmal werden in der Hektik Tanzschuhe und Kleinkram im Auto vergessen. Aber immer wird daran gedacht, auch dem Fahrer ein gesundes fröhliches neues Jahr zu wünschen. Manchmal verbunden mit einem guten Trinkgeld. Als Chef wird Urbaniak nur bis 22 Uhr hinterm Steuer sitzen und sich den Luxus gönnen, Neujahr erst wieder gegen sechs Uhr zu fahren.