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Siedlung Lobenbreite Siedlung Lobenbreite in Dessau: Neue Straßen bekommen Junkers-Namen

Von Lisa Garn 07.09.2016, 06:00
Das Baugebiet in der Großen Lobenbreite. Die Frage ist: Werden die Straßen hier nach Bauhäuslern oder Junkers-Mitarbeitern benannt?
Das Baugebiet in der Großen Lobenbreite. Die Frage ist: Werden die Straßen hier nach Bauhäuslern oder Junkers-Mitarbeitern benannt? Privat/Archiv

Lleinkühnau - Bauhaus oder Junkers? Geht es um die neue Siedlung „Große Lobenbreite“ in Kleinkühnau, entspinnt sich schnell eine Grundsatzdebatte um die richtige Benennung der Straßen.

Entschieden hat sie nun der Stadtrat Dessau-Roßlaus: Alle Straßen im Erschließungsgebiet werden Namen tragen, die einen Bezug zum Flugzeugpionier Junkers haben. Damit ist die Variante vom Tisch, die Bauhäusler als Namensgeber vorsah.

Ende einer langen Diskussion

Es ist ein Schlusspunkt unter eine lange Diskussion, bei der es vor allem um die Frage ging, ob eine Namensvergabe wichtiger Persönlichkeiten überhaupt angemessen sei.

Mit Kleinkühnau waren einst große Pläne verbunden: Dort sollte im Auftrag von Hugo Junkers eine Stadt für 20.000 Einwohner entstehen.

Bauhausdirektor Mies van der Rohe entwarf mit der Junkerssiedlung ein städtebauliches und auch soziologisches Großprojekt, das allerdings nie umgesetzt wurde.

Bezug allein auf Junkers-Namen

Weil Kleinkühnaus Ortsbürgermeister Ralf Schönemann und Mitstreiter den Bauhausgedanken im Mittelpunkt sahen, schlugen sie zwei Namen vor - Mies-van-der-Rohe-Ring und Eduard-Ludwig-Straße.

In Kleinkühnau fiel der Vorschlag durch, weil nicht alle Straßen berücksichtigt waren. Im Stadtrat wurden zwei Änderungsanträge eingebracht: Einer stellte den Bezug sowohl zu Junkers als auch zum Bauhaus her, der andere und schließlich beschlossene hob allein auf den Flugzeugpionier ab.

„Mies van der Rohe würde sich im Grabe umdrehen“, meinte Stadtrat Hans-Peter Dreibrodt (SPD). „Was soll der Bauhaus-Interessierte denken, der die Bauhaus-Siedlung in Kleinkühnau in Augenschein nimmt und sich dann mit profaner Realität konfrontiert sieht?

Er sieht dort ein Sammelsurium an Einfamilienhäusern.“ Es würden Namen verbraucht, die lieber für das Bauhaus-Jubiläum aufzuheben seien. Der Bezug zu Junkers sei dagegen unter anderem durch den Flugplatz in der Nähe logisch.

Matthias Bönecke (Pro Dessau-Roßlau) sah das ähnlich. „Es ist eine Eigenheimsiedlung. Das einzige, was sie mit dem einstigen Projekt gemeinsam hat, ist die Lage. Bauhaus-Namen sollten dort verwendet werden, wo eine Bebauung in diesem Sinne realisiert wird.“

Die Nähe zum Flugplatz trägt Rechnung

Es gehe aber nicht darum, ob vor Ort eine Mustersiedlung realisiert worden ist, hielt Schönemann (Linke) entgegen. Sondern es gehe um die Idee zu einem weltweit einmaligen Projekt.

„Und wir können nun Persönlichkeiten von beiden Seiten würdigen. Es ist ein Beitrag zur Erinnerungskultur und ein würdevoller Rahmen zu 100 Jahren Bauhaus.“ Vor Ort stoße dies auf große Zustimmung in der Bevölkerung.

Im Stadtrat dagegen entschied sich die Mehrheit für das Junkers-Thema. Sieben Straßen bekommen Namen von Piloten und Konstrukteuren. Die Wahl trage - laut Beschlussvorschlag - der Nähe des Flugplatzes Rechnung und würdige „die außerordentlichen Verdienste von Hugo Junkers und seiner Mitarbeiter für die Stadt“. (mz)