Retter in der höchsten Not Retter in der höchsten Not: Abschleppdienste in Dessau-Roßlau sind seit Wochenstart im Dauereinsatz

Dessau-Roßlau - Egal, ob auf der Dorfstraße oder der Autobahn - anhaltend schwierige Wetterverhältnisse setzen den Kraftfahrern in Stadt und Region zu. Temperaturen im zweistelligen Minusbereich, Schneefälle, Verwehungen und Unfälle auf spiegelglatten Fahrbahnen verlangen den Piloten am Steuer alles ab. Und ebenso den Rettern in höchster Not.
„Voll zu tun“ - mehr als diese drei Silben lassen sich die Mitarbeiter der in Dessau ansässigen Abschlepp-, Räum- und Bergedienste nicht entlocken. Noch am Mittwoch schrillen immer wieder die Telefone über die Hilfe-Hotlines.
Kurz nach 2 Uhr war am Montag die Nacht vorbei für Frank Bär vom Abschleppdienst in der Wasserstadt. Bei Quellendorf hatte sich ein Transporter hoffnungslos festgefahren. „Das war übrigens eine Lieferung für die MZ-Zusteller“, sagt Bär am Mittwochnachmittag. Mit einem angestellten Mini-Jobber ist er fast als Einzelkämpfer auf seinem Bergungsfahrzeug unterwegs. Seit 1990 ist der gelernte Lkw-Mechaniker in der Wasserstadt selbstständig.
Seit Wochenbeginn herrscht Hochbetrieb bei der Autohaus Heise Abschlepp- und Service GmbH
Inzwischen sind seit Mittwoch die Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet wieder gut zu passieren. Sorgen machen noch immer die Nebenstraßen, wo sich zerfahrener Schnee und Matsch auftürmen. „Vororte und Dörfer sind da stellenweise unerreichbar.“
„Tut mir leid, keine Zeit. Nein, auch keine fünf Minuten“, wimmeln Marco Zacke und Innendienstleiter Tino Ott spontane Anrufer ab. Seit Wochenbeginn herrscht Hochbetrieb bei der Autohaus Heise Abschlepp- und Service GmbH in Dessau-Mildensee. Die Mitarbeiter sind nahezu rund um die Uhr unterwegs mit ihren Fahrzeugen; im Auftrag vom ADAC, Automobilclub, Verband der Bergungs- und Abschleppunternehmens VBA oder verschiedener Versicherungsunternehmen für Gutachten und Schadensmanagement. „Besser, wir sprechen uns nächste Woche?“ Vielen Dank und gute Fahrt!
Neben dem Abschleppen von „Liegenbleibern“ waren auch Hilfeleistungen zum Motorstart gefragt
Die kann auch Klaus Schmidt vom Abschleppdienst ABH Schmidt aus den Hellen Eichen gebrauchen: Abschleppen, Bergen und Hilfeleistung sind die Buchstaben des Firmenkürzels. Sie werden zum Programm. Am Montag wurden die Kollegen um Firmenchef Schmidt 15 Mal zum Einsatz gerufen, am Dienstag noch achtmal.
Neben dem Abschleppen von „Liegenbleibern“ waren auch Hilfeleistungen zum Motorstart gefragt. Und nicht nur von Autos und Transportern. Auch einen Traktor konnten die Retter von ABH wieder in Gang setzen. Der war tags zuvor als Schneepflug im Einsatz gewesen und streikte nun wegen eingefrorener Bowdenzüge und Kühler. Nach technischer Hilfe von ABH tuckerte der Trecker wieder los.
Die Nacht zum Mittwoch war als kälteste der aktuellen Wetterperiode angekündigt worden. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Leipzig aber blieb die sprichwörtlich „arktische oder sibirische Kälte“ aus. In den drei Ländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lag der Kältepol im Thüringer Becken, wo das Barometer in Mühlhausen auf minus 26,7 Grad absackte. Regional milder blieb es mit minus 13,2 Grad in Köthen und minus 12,6 Grad im Wittenberg. Die Wetterstation in Dessau-Süd maß minus 13,7 Grad.
Der bisherige Kälterekord im Land Sachsen-Anhalt stammt aus dem Jahr 2009, wo es am 6. Januar minus 26,5 Grad kalt war.
Ähnlich kalte Wetterperioden im zweistelligen Minusbereich gab es zuletzt im Februar 2012.
In den nächsten drei Nächten bleibt es kalt, blickt DWD-Meteorologe Henry Geyer voraus. Die Prognose hängt unter anderem von lokalen Luftströmen und Bewölkungen ab, die den Frost abdämpfen. Am Donnerstag kommt es im Tiefland noch zu Schneefall (maximal zwei Zentimeter).
Frühestens ab Montag und Dienstag könnten die Temperaturen langsam wieder in den einstelligen Frostbereich klettern. Dann ist eine Wetterumstellung auf nord-westliche Richtung möglich mit Tagestemperaturen über Null.
„Unsere Kunden haben sich vom Winter nicht überraschen lassen“
Auch in den Autohäusern mehren sich im Winter die Hilferufe. Die „abgesoffene Batterie“ ist der Klassiker. Wer sein Fahrzeug regelmäßig wartet, sollte keine Probleme haben, meint Ralf Mohs. Der Werkstattmeister von ASC-Peugeot setzt auf Wintercheck, Reifen- und Ölwechsel.
Auch bei Ford-Geissel ist man zufrieden: „Unsere Kunden haben sich vom Winter nicht überraschen lassen“, so Jenny Rohde. (mz)

