Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg: Die Herren der Zahlen

Dessau-Roßlau - Geschäftsführer, Konjunkturexperte und Pressesprecher - die Gesichter in der IHK-Geschäftsstelle Dessau blicken ausgesprochen zufrieden. Die Unternehmen in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, zu der auch Dessau-Roßlau zählt, sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation heute zufriedener als vor einem Jahr. Dies belegt der jüngste Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK).
Geschäftsklima hat sich weiter aufgehellt
Die Kammer hat nach eigenem Verständnis und Bekunden „das Ohr am Herzen der Wirtschaft“ und die Strukturdaten für die Branchen abgefragt. „Unsere Umfrage zeigt: Die gute Konjunktur im Jahresverlauf 2015 hat auch die Wirtschaft in der Region belebt: Die Unternehmen schätzen ihre Geschäftslage jetzt besser ein“, fasst IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Ergebnisse zusammen. Das Geschäftsklima hat sich weiter aufgehellt.
Die Indizes zur Bestimmung vom Geschäftsklimas-Index setzen sich aus verschiedenen Summanden und Faktoren zusammen. „Klima hat sehr viel mit Stimmungen zu tun, die sowohl den Fakten folgen als auch dem Bauch“, meint Pressesprecher Markus Rettich von der Hauptgeschäftsführung der IHK Halle-Dessau. Für Nicht-Ökonomen ist die vereinfachte Rechnung akzeptiert:Stimmung=Geschäftslage +Erwartung.
Beschäftigungspessimismus endlich aufgelöst
Beigetragen zur guten Großwetterlage in der regionalen Wirtschaft haben günstige externe Bedingungen wie der gesunkene Ölpreis, niedrige Zinsen, ein vorteilhafter Euro-Kurs und die insgesamt gestiegene Kaufkraft bei stabiler Beschäftigung. „Diese Sonderfaktoren beeinflussen auch weiterhin die Planungen der Unternehmen“, so Bieräugel. So seien die Beschäftigungs- und Investitionsabsichten derzeit gut. „Viele Firmen hier wollen weiter wachsen.“ Allerdings sei nicht gesagt, wie lange die regionale Wirtschaft vom Luxus der Sonderbedingungen noch profitieren kann. Sie gehen meist noch schneller, als dass sie wirksam geworden sind, wissen die Volkswirte. Und treten deshalb auch mal auf die Bremse.
Die extra guten Bedingungen wirken auf die Planungen der Unternehmen positiv. So verbessern sich die Beschäftigungsabsichten gegenüber dem Vorjahresquartal signifikant und erreichen seit Anfang 2013 erstmals wieder ein positives Saldo. Damit scheint der mit der Mindestlohneinführung entstandene Beschäftigungspessimismus endlich aufgelöst, atmen Bieräugel und Rettich auf. Die im Vergleich zum Vorjahresquartal verbesserte Geschäftslage wird in nahezu allen Branchen bestätigt. Nur der Handel meldet Status quo.
Gute Konjunktur kein Selbstläufer
Uneinheitlicher stellt sich das Bild bei den Geschäftserwartungen dar. Während Verkehrsgewerbe und Industrie pessimistischer sind als im Vorjahr und auf die Bremse gehen, erwarten Handel und Dienstleister bessere Geschäfte.
Manfred Piotrowsky, IHK-Geschäftsführer in Dessau-Roßlau, gibt indes zu bedenken, dass bisher vor allem die konsumorientierten Branchen von den Sonderfaktoren profitiert hätten. „Aufgrund der schwierigen demografischen Entwicklung, die noch vor uns liegt, sind die Wachstumsmöglichkeiten hier aber eher begrenzt.“
Die bislang gute Konjunktur in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg sei kein Selbstläufer, betont Manfred Piotrowsky mit Hinweis auf konkrete Hindernisse, vor denen die Unternehmen stünden. Die haben erstens Probleme, kurzfristig qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, und klagen zweitens über zu hohe Strompreise und Betriebskosten. Das behindere insbesondere den Erfolg einer sehr leistungsfähigen Industrie.
Beigelegt haben die „Herren der Zahlen“ im Konjunkturbericht auch detaillierte Strukturdaten zur Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg:
Dessau-Roßlau: In der Doppelstadt zählt die Kammer 23 Betriebe im verarbeitenden Gewerbe mit 4.581 Beschäftigten und einen Umsatz von 627 Millionen Euro. Die Exportquote ist mit 32,1 Prozent die höchste in der Region.
beschäftigt in 78 Betrieben des verarbeitenden Gewerbes 12.158 Mitarbeiter und erreicht eine Exportquote von 31,5 Prozent. Beim Umsatz aber ist ABI der Primus der Region mit 3,7 Milliarden Euro.
Wittenberg kommt in 50 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes auf 7.421 Beschäftigte, einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Exportquote: 27,8 Prozent. (mz)