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Paketdienst DPD in der Kritik Paketdienst DPD in der Kritik: Florian Hübner aus Chörau soll Pakete 27 Kilometer weit weg abholen

Von Daniel Salpius 26.03.2019, 14:42
Dass seine Pakete zu Hause in Chörau ankommen, dafür muss Florian Hübner meist selber sorgen - zumindest wenn der Zusteller DPD heißt. Regelmäßig landen seine Bestellungen in Radegast.
Dass seine Pakete zu Hause in Chörau ankommen, dafür muss Florian Hübner meist selber sorgen - zumindest wenn der Zusteller DPD heißt. Regelmäßig landen seine Bestellungen in Radegast. Thomas Ruttke

Chörau - Wer viel Online bestellt, kennt das: Wieder mal hat der Paketbote nicht geklingelt, im Briefkasten oder in den E-Mails nur die Nachricht: „Ihre Sendung liegt im Paketshop in Ihrer Nähe.“

Bei dem Druck und den teils prekären Arbeitsverhältnissen, denen viele Kuriere ausgeliefert sind, haben viele Empfänger sogar Verständnis dafür, bestellen von vorn herein in die Filiale. Wenn jedoch der „Paketshop in Ihrer Nähe“ ganze 27 Kilometer weit entfernt ist, hört das Verständnis auf.

Genau so ist es Florian Hübner aus Chörau laut eigenen Angaben über Jahre regelmäßig ergangen. Der Paketdienst DPD lieferte seine Bestellungen aus unerfindlichen Gründen mehrfach in einem Paketshop in Radegast ab. „Das sind 54 Kilometer hin und zurück, die ich zurücklegen müsste, um ein Paket abzuholen, für dessen Lieferung ich Geld bezahlt habe“, so Hübner.

Der Chörauer Florian Hübner spricht von gut 200 Euro an Verdienstausfällen

Die Fahrer würden nicht einmal versuchen, das Paket bei ihm abzuliefern. „Bei mir zu Hause ist immer jemand da, der es annehmen könnte.“ In vielen Fällen habe er die bestellten Sachen dringend benötigt, vor allem für Fotoshootings. Hübner ist im Nebenberuf Fotograf. Vereinbarte Termine hätten da schon einmal ausfallen müssen.

Der Chörauer spricht von gut 200 Euro an Verdienstausfällen. „Es sind mir finanzielle Schäden entstanden, die mir niemand ersetzt.“ Hinzu komme, dass immer wieder Pakete beschädigt gewesen seien, in manchen sei auch der Inhalt nicht mehr vollständig.

Hübner bestellt viel über Amazon. Da wisse man nicht, wer am Ende liefert. Mit anderen Paketdiensten habe er solche Probleme aber nie. Beschwerden gegenüber DPD hätten dabei keinen Zweck. „Telefonischer und schriftlicher Kontakt mit dem Kunden-Service ist vergeudete Zeit.“ Die Frage, warum seine Bestellungen in Radegast und nicht in einem der vier DPD-Shops in Dessau-Roßlau landen, sei bislang vollkommen ignoriert worden.

DPD gesteht Fehler bei der Zustellung der Pakete ein

Auf MZ-Anfrage reagiert das Unternehmen und gesteht in zwei Fällen (hier konnte Hübner noch die Paketscheinnummern vorweisen) Fehler ein. „Wir mussten feststellen, dass der Zusteller im geschilderten Fall in der Tat Fehler begangen und am Ende auch den falschen Paketshop angesteuert hat“, schreibt DPD-Sprecher Sebastian Zeh. Man habe sich bereits mit dem Fahrer zusammengesetzt und ihn in einer entsprechenden Schulung auf seine Sorgfaltspflichten aufmerksam gemacht. „Wir sind davon überzeugt, dass wir so eine deutliche Verbesserung für künftige Zustellungen an Herrn Hübner erreichen konnten.“

Florian Hübner ist sich da nicht so sicher. Für ihn liegt das Problem weniger bei den Kurieren. „Man kann die Fahrer auch verstehen, sie haben nur wenige Minuten Zeit pro Paket. Wenn man alle im Shop abliefert ist man sie los.“ Für ihn steht fest: „Das Problem liegt beim Depot.“

Wie DPD auf Nachfrage bestätigt, ist das Depot in Krostitz für Dessau-Roßlau zuständig. Es ist nicht zum ersten Mal negativ aufgefallen. So berichtete die Leipziger Volkszeitung Anfang Dezember 2018 über lange Lieferverzögerungen und Probleme mit Fahrern.

Viele enttäuschte Kunden äußern sich auf Facebook zum zuständigen DPD-Depot in Krostitz

Ein Shop-Inhaber gab gegenüber der Zeitung an: „Die Pakete stapeln sich bei uns, die Fahrer wissen überhaupt nicht, was sie zu tun haben.“ Im Netz häufen sich auf Bewertungsportalen für Paketdienste, aber auch bei Facebook Kunden-Beschwerden. Oft ist von katastrophalen Zuständen die Rede. Das Verbraucherportal „Paketda“ schreibt, das Depot in Krostitz habe sich 2018 immer wieder negativ hervorgetan.

DPD sieht keine größeren Probleme im Depot Krostitz. Angesprochen auf eine von Facebook automatisch generierte Seite zum Standort, auf der über 40 enttäuschte Kunden kommentiert hatten, verweist das Unternehmen darauf, „dass sich in den sozialen Netzwerken in der Regel keine Paketempfänger melden, bei denen die Lieferung problemlos verlaufen ist, sondern beinahe ausschließlich solche, bei denen etwas nicht funktioniert hat.“ Allein im Depot Krostitz würden täglich etwa 55.000 Pakete befördert. Daher könne bei 40 Beschwerden nicht von häufigen Pannen die Rede sein. Generell sei für DPD jede Beschwerde über eine Zustellung eine zu viel. (mz)