Ärger um neuen Fahrplan Neuer Fahrplan in Dessau-Roßlau: Doch wo ist der Anrufbus hin?

Dessau-Rosslau - Der neue Fahrplan der Dessauer Verkehrsgesellschaft (DVG) ist noch nicht in Kraft, da treten die ersten Fragen auf. Schmerzlich vermisst wird der Anrufbus, der auf Nachfrage zwischen 0 und 6 Uhr unterwegs war und es auch bis zum 30. Juni noch ist.
300 Personen haben sich bislang jeden Monat auf die Dienstleistung verlassen.
Kerstin Wöhner aus Mosigkau ist eine von ihnen. Die Pflegekraft in einem Krankenhaus der Stadt wusste den Bus vor allem in den Winterzeiten und da an den Wochenenden und an Feiertagen zu schätzen, erzählt sie und steht nicht allein da.
Auf den Anrufbus angewiesen
„Einige meiner Kolleginnen fahren auch Bus“, sagt sie und weiß um den Schichtwechsel in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Arbeitsbeginn der Frühschicht ist in vielen Einrichtungen 6 Uhr morgens.
Was wochentags kein Problem ist, da die Linienbusse fahren. Der Anrufbus war eine gute Möglichkeit für mich, zur Arbeit zu gelangen und bei Bedarf auch wieder zurück. Der reguläre Linienverkehr wird erst später angeboten.“
Keine Informationen über den Wegfall des Busses
Deshalb kann es Wöhner nicht verstehen, weshalb kein einziges Sterbenswörtchen über den Wegfall der Dienstleistung in der neuen Fahrplanbroschüre der Stadtwerke verloren wird. Wollte man da etwa etwas totschweigen?
„Mitnichten!“ widerspricht Torsten Ceglarek, Geschäftsführer der Dessauer Verkehrsgesellschaft, und weist auf die Rechtsprechung hin.
Anrufbusse gelten als Mitbewerber
Mit Inkrafttreten des neuen Fahrplans für Dessau-Roßlau hatte die DVG ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu beachten, das aus dem Jahr 2013 stammt und die Konkurrenz zwischen dem öffentlichen Nahverkehr und Taxiunternehmen beleuchtet.
Per Gerichtsurteil (Aktenzeichen: BVerWG 3 C 30.12) werden Anrufbusangebote als wettbewerbsverzerrend eingestuft. Denn die Taxiunternehmen seien benachteiligt.
Regelung tritt mit neuem Fahrplan in Kraft
„Während bestehende Regelungen vom 2013 getroffenen Urteil nicht betroffen waren, kommt dieses nun mit Genehmigung des Fahrplans ab 1. Juli zum Tragen.
Aus diesem Grund kann die Dessauer Verkehrs GmbH diesen Service in der gewohnten Form nicht mehr anbieten“, erklärt Ceglarek und versichert, dass die DVG derzeit nach einer Lösung sucht.
Nach Lösungen wird derzeit gesucht
Voraussichtlich Mitte Juli soll sie vorliegen, sagt er. „Gerade für Fahrgäste, die am Samstagmorgen vor dem Fahrplanverkehr zu Arbeit wollen, überprüfen wir unser Rufbusangebot auf Eignung.
Die große Schwierigkeit besteht darin, die wenigen, individuellen und gleichzeitigen Bedarfe aus der Flächenstadt so zusammenzuführen, dass auch eine weitere Nutzung erfolgen kann.“
Unverständnis bei den Betroffenen
Kerstin Wöhner würde interessieren, weshalb die DVG das Urteil nicht mit Fahrplanwechsel berücksichtigen konnte. Hätte man nicht die Linienzeiten am Wochenende früher beginnen können? Das wiederum würde sich laut Ceglarek wirtschaftlich nicht darstellen lassen.
Für Fahrten zwischen Mitternacht und der ersten fahrplanmäßigen Fahrt am Morgen (je nach Linie zwischen etwa 4 und 6.30 Uhr) kann noch bis zum 30. Juni der Anrufbus bestellt werden. Ob diese Leistung künftig der Rufbus übernehmen kann, wird derzeit geklärt. (mz)