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Neue Immobilienblase? Neue Immobilienblase?: Wohnungen und Häuser werden auch in Dessau-Roßlau immer teurer

Von Thomas Steinberg 07.08.2017, 08:24
Die Neubausiedlung an der Kornhausstraße
Die Neubausiedlung an der Kornhausstraße Lutz Sebastian

Dessau - Ob Reihenhaus oder Eigentumswohnung - die Preise für Wohnimmobilien in Dessau-Roßlau steigen. Zu diesem Schluss kommt die Landesbausparkasse (LBS), die Bausparkasse der Sparkassen, nach eigenen Aussagen der Marktführer bei der Vermittlung von Wohnimmobilien.

Die heftigsten Anstiege im Jahresvergleich wurden bei neu errichteten Reihenhäusern und bei gebrauchten Eigentumswohnungen verzeichnet - hier mussten Käufer 15 Prozent mehr aufwenden. Für ein typisches Reihenhaus waren 150.000 Euro fällig, die Eigentumswohnung schlug mit 750 Euro je Quadratmeter zu Buche.

Stabil blieben lediglich die Preise für gebrauchte Einfamilienhäuser, die zumeist für 130.000 Euro verkauft wurden, wobei hier die Preisspanne von 110.000 bis 200.000 Euro reichte.

Der in der Statistik angegebene „häufigste Wert“ werde nicht mathematisch ermittelt, sondern von den Maklern aufgrund ihrer Erfahrung. „Die Super-Straße mit dem Super-super-Ausnahmeobjekt bleibt außen vor“, sagte LBS-Pressesprecherin Ivonn Kappel der MZ.

Einfamilienhaus als rares Gut: Verkäufer haben mittlerweile die freie Wahl

Als einen wichtigen Grund für die steigenden Preise machte Mathias Wahsenak die durch niedrige Zinsen befeuerte Nachfrage aus. Er ist Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH Potsdam, die Häuser und Grundstücke in den neuen Bundesländern außer Thüringen vermarktet.

Gleichzeitig sei das Einfamilienhaus ein rares Gut geworden - „die Verkäufer haben die freie Wahl“. Und angesichts der schlechten Anlagemöglichkeiten kein gesteigertes Interesse, ihre Immobilie zu verkaufen. So ist aus seiner Sicht „Dessau ein eingeschränktes Geschäftsgebiet“.

Zu den niedrigen Zinsen gesellt sich aus Wahsenaks Sicht eine gute wirtschaftliche Entwicklung, die zu einer hohen Beschäftigung und niedrigen Zinsen führt. Gleichzeitig drängt die Baby-Boomer-Generation der 60er Jahre auf den Käufermarkt.

Vergleicht man die Preise in Dessau-Roßlau mit denen von Immobilien-Boom-Regionen, fallen jedoch der Anstieg wie die Preise moderat aus.

Neue Reihenhäuser verteuerten sich dort binnen eines Jahres um mehr als 30 Prozent, für die gebrauchte Eigentumswohnung werden 6.000 Euro pro Quadratmeter verlangt. Selbst wenn man die im Osten niedrigeren Gehälter zugrunde legt, ist nach Berechnungen der LBS der Immobilienerwerb in Dessau-Roßlau unter dem Strich vielfach leichter zu stemmen als eben zum Beispiel in München.

Hat sich im Osten eine Immobilienblase aufgebaut?

Dennoch bleibt die Frage, ob in den vergangenen Jahren sich nicht eine Immobilienblase aufgebaut hat - auch im Osten, wo die Preise trotz sinkender Bevölkerungszahlen steigen. Der Internationale Währungsfonds will dafür Anzeichen ausgemacht haben.

Andreas Dombret, im Vorstand der Bundesbank für Banken- und Finanzaufsicht zuständig, sah im Mai die Ampel auf Gelb stehen, während Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble keine Anzeichen für Überhitzung bemerken will.

LBS-Mann Wahsenak meint, die Frage nach einer Immobilien-Blase könne man nie beantworten. „Dafür gibt es keine wissenschaftlich festgelegten Kriterien. Eine Blase wird erst erkannt, wenn sie platzt.“

In Ballungszentren sehe er indes schon eine „extreme Preisentwicklung“. Die Mieten würden dort zwar steigen, aber lange nicht so, wie die Kaufpreise. „Das ist ein Anzeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ (mz)