1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Nach Tod einer 75-Jährigen: Nach Tod einer 75-Jährigen in Dessau: Grippe sorgt für Unruhe in der Stadt

EIL

Nach Tod einer 75-Jährigen Nach Tod einer 75-Jährigen in Dessau: Grippe sorgt für Unruhe in der Stadt

Von Sylke Kaufhold 07.02.2017, 17:31
Grippekrank im Bett? Besonders Senioren und Schwange sind derzeit gefährdet.
Grippekrank im Bett? Besonders Senioren und Schwange sind derzeit gefährdet. DPA

Dessau-Rosslau - „Was wir bislang hier haben, würde ich nicht als Grippewelle bezeichnen.“ Das sagt Dessau-Roßlaus Amtsärztin Irena Hörhold am Montag. 150 Influenza-Fälle wurden in der Doppelstadt seit Beginn der Grippesaison im Oktober und November 2016 registriert.

Deutliche höhere Zahlen als im Januar 2015 und 2016

Das ist im Vergleich zu den umliegenden Städten und Landkreisen wenig - und trotzdem weist der Januar 2017 (111 Fälle) auch in Dessau-Roßlau deutlich höhere Zahlen als der Januar 2016 (8) und der Januar 2015 (13) auf. Für Aufregung sorgte vorige Woche vor allem die Nachricht, dass in Dessau-Roßlau eine 75-jährige Frau an der Grippe gestorben ist.

Seit Anfang Januar ist die Zahl der Grippefälle in Sachsen-Anhalt immer mehr gestiegen. Der bisheriger Höhepunkt der Krankheitswelle lag in der dritten und vierten Woche. Während es in Dessau-Roßlau vom 23. bis 29. Januar laut Amtsärztin 25 gemeldete Grippefälle gab, lag die Zahl in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Mansfeld-Südharz, Saalekreis, Burgenlandkreis um ein Vierfaches höher. Die Stadt Halle meldete allein in die letzte Januar-Woche 170 Fälle.

Im Land ist die 1.000er Grenz fast erreicht

Insgesamt hat sich die Zahl der Krankheitsfälle im Land von 472 in der dritten Januarwoche auf 902 in der vierten Woche fast verdoppelt. „Ich denke, dass die Grippewelle dieser Saison jetzt ihren Höhepunkt erreicht“, schätzt Irena Hörhold ein. Insgesamt sind in Sachsen-Anhalt seit Beginn der „Grippe-Saison“ 2 049 Krankheitsfälle registriert worden. Mit Folgen: In Magdeburg beispielsweise mussten die Verkehrsbetriebe eine ganze Straßenbahnlinie einstellen. 20 Prozent aller Mitarbeiter hatten sich krank gemeldet.

In Dessau-Roßlau war Mitte November 2016 (46. Kalenderwoche) der erste Grippefall gemeldet worden, informiert die Amtsärztin. Der Spitzenwert lag in der Doppelstadt in der zweiten Januarwoche bei 55 gemeldeten Fällen. Zeitmäßig sei die Grippesaison in diesem Jahr ein bisschen vorgezogen, sagt Irene Hörhold. „In der Saison 2015/16 hatten wir erst Ende Januar einen Anstieg bis in den März rein.“

Wie lange der Grippevirus in diesem Jahr die Region in Schach halten wird, vermag Hörhold nicht zu prognostizieren. „Das ist abhängig von den zirkulierenden Viren - und die sind momentan noch sehr aktiv.

In Sachen Grippe ist es im Kinikum fast noch ruhig

Ruhig ist es hinsichtlich der Grippeerkrankungen auch im Städtischen Klinikum Dessau. Zehn Verdachtsfälle wurden dort im Januar labormedizinisch untersucht. „Davon hat sich in drei Fällen eine akute Influenza bestätigt“, zieht Prof. Sabine Westphal, Chefärztin des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik, eine erste Bilanz. „Ich sehe gefühlt und nachweislich nicht die große Grippewelle auf uns zukommen."

Erkrankte über 70 zählen zur Risikogruppe

Die drei Grippe-Patienten des Klinikums waren alle älter als 70 Jahre. Und gehören damit zu der größten Risikogruppe. Oftmals gehe in diesem Alter die Grippe mit einer Begleiterkrankung einher. „Und das kann unter Umständen zum Tod führen“, macht Amtsärztin Irena Hörhold aufmerksam. Ob dies auch bei der 75-jährigen, an Grippe verstorbenen Dessau-Roßlauerin der Fall war, kann die Amtsärztin allerdings nicht sagen. Fakt sei aber, dass Todesfälle nach einer Grippeerkrankung nicht selten sind. Ihre Zahl liege in Deutschland jährlich bei 10 000 bis 15 000 Fällen. In diesem Jahr gibt es bisher 85 grippebedingte Todesfälle.

Mit Grippeviren infizieren sich fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung. Aber nicht jeder erkrankt daran schwer. Besonders gefährdet sind neben den Senioren auch Schwangere und chronisch Erkrankte. Diese sollten bei Auftreten der Symptome schnell zum Arzt gehen.

Im Vergleich zu einer Erkältung, die sich über mehrere Tage ankündigt, kommt eine Grippe plötzlich mit starken Symptomen. „Hohes Fieber, Reizhusten und ein starkes Krankheitsgefühl sind Alarmzeichen, die unbedingt überprüft werden müssen“, so Hörhold. Denn ob es sich tatsächlich um eine akute Influenza handelt, könne nur mit dem Rachen-Abstrich festgestellt werden.

Impfung lohnt nach Expertenmeinung auch jetzt noch

Den besten Schutz bietet die Grippeschutzimpfung. „Auch jetzt noch“, betont die Amtsärztin. Zusätzlich sollte man vorbeugend auf Händehygiene achten, viel trinken, sich ausgewogen ernähren, viel an frischer Luft bewegen, die Zimmer gründliche lüften. Wer das beherzige, habe gute Chancen grippelos in das Frühjahr zu kommen. (mz)