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Nach der Titelvergabe wird kein Häkchen gemacht

Von SYLKE KAUFHOLD 18.06.2009, 18:24

DESSAU/MZ. - "Bei uns gibt es kein Rassismus-Problem." Kai Bauermeister, Schüler der 9. Klasse an der Ganztagsschule Zoberberg, sagt dies mit voller Überzeugung. Auch Lukas Boehme und Marvin Grahneis sehen das so. Dennoch waren alle drei mit Begeisterung bei der Projektarbeit zum Thema Rassismus, Zivilcourage, Gewalt dabei.

"Das ist ein wichtiges Thema - und man muss aufpassen, dass das Ganze nicht noch mehr Anhänger bekommt", findet es Kai gut, dass sich die Schule an dieser Initiative beteiligt hat. "Es war sehr interessant und hat uns sehr gebildet", sagt Lukas Boehme, den besonders der Besuch in der Euthanasie-Anstalt in Bernburg und das Gespräch mit einer KZ-Überlebenden beeindruckt haben. "Man konnte sich das vorher gar nicht vorstellen, es ist gut, dass es Überlebende gibt, die darüber berichten."

Mit einem "Jederzeit gerne wieder" beenden die drei Neuntklässler das Projekt für dieses Jahr. Damit treffen sie genau die Intention, die die Schulleitung und alle Projektbeteiligte verfolgen. "Dieser Titel ist mehr als nur das Schild an der Eingangstür", betonte Cornelia Habisch, Geschäftsführerin des Netzwerks für Demokratie und Toleranz in Sachsen-Anhalt, die den Titel überreichte. "Er ist Anspruch und Verpflichtung." Denn der Kampf gegen Rassismus, Gewalt und Mobbing sei niemals abgeschlossen. "Es geht um das tägliche Miteinander", hatte Bertram Schaarschmidt in seinen begrüßenden Worten betont. Eine Projektwoche pro Schuljahr sei nicht ausreichend. Vielmehr gehe es um die Gestaltung des Schullebens, das vielfältig und bunt sein soll.

Allein mit der Teilnahme an diesem Projekt habe die Schule schon sehr viel Mut bewiesen, fand Oberbürgermeister Klemens Koschig. "Es gehört schon eine Menge Courage dazu, sich mit diesem Thema überhaupt zu beschäftigen und auseinander zu setzen."

Die Schüler haben sich in einer großen Vielfalt den Themen Rassismus und Zivilcourage genähert. Die Neuntklässler beschäftigten sich beispielsweise intensiv mit dem Nationalsozialismus und dem Judentum, die Siebentklässler begaben sich auf eine Reise "In 80 Tagen um die Welt", in der sie andere Kontinente, Länder und Menschen kennen lernten. "In einem Korrespondenzclub haben wir Mails ausgetauscht mit Schülern aus Amerika, England, Australien, Frankreich, Brasilien, von denen haben wir uns auch typische Gerichte sagen lassen, die wir nachgekocht haben", erzählt Sebastian Eßbach aus der 7a. Die Kostproben aus der "Weltküche" konnten die Gäste der Festveranstaltung am Donnerstag übrigens probieren - sie waren köstlich.

Eine andere Gruppe lernte das Trommeln, andere tanzten, machten Musik oder stellten eine Fotoausstellung zum Thema "Vielfalt ist bunt" zusammen. "Den Titel habt ihr euch mehr als verdient", lobte Cornelia Habisch die Arbeit der Zoberbergschüler. "Ich bin sehr beeindruckt von den vielen Dingen, die ihr gemacht habt."

Pate und Unterstützer des Projektes war u. a. das Dessauer MDR-Studio, dessen Mitarbeiter den Schülern verdeutlichten, welche Bedeutung Worte und Kommunikation im täglichen Miteinander haben. Studioleiterin Dagmar Röse zeigte sich überrascht, welche klare Sicht die jungen Leute auf die Dinge hatten und wünschte sich, "dass mit der Veranstaltung am Donnerstag nicht einfach ein Häkchen hinter das Thema gemacht wird".