Metalfest Ost in Dessau Metalfest Ost in Dessau: Es hat sich ausgemetalt
dessau/MZ. - Amon Amarth, Arch Enemy, Sodom, Kreator, Megadeth, Bolthrower, In Extremo, Sabaton - die Liste der namhaften Bands, die in den vergangenen Jahren beim Metalfest Dessau und bei dessen Vorgänger Legacyfest gespielt haben, ist lang. Aber es wird keine Band mehr hinzukommen. Das Metalfest Ost, so der offizielle Name des Veranstalters Rock the Nation, ist Geschichte.
Die Begründung, via Facebook veröffentlicht, mutet seltsam an. Wirtschaftliche Gründe wurden da genannt, und der Vergleich zum 2012 erstmals veranstalteten Metalfest West auf der Loreley gesucht. Dort kamen 10 000 Fans, in Dessau nur 5 000. Das wäre entscheidend gewesen. Kein Wort davon, dass in 2011 auf dem Flugplatz in Kühnau auch rund 10 000 Metalfans die Hauptbühne am Hangar belagerten.
Kein Wort davon, dass 2012 den Fans in Dessau eine in Deutschland so beliebte Band wie Blind Guardian aus Koblenz vorenthalten wurde, im Westen diese aber spielte. "Ich will es nicht allein an Blind Guardian festmachen. Aber einen vergleichbaren lukrativen Headliner, den hatten wir nicht. Wir bekamen WASP, und die sind für die Fans im Osten nun mal kein Headliner", sagt Wito Apitzsch vom Hellraiser Club in Leipzig, der vor Ort als Partner von Rock the Nation fungierte und dabei zum Beispiel den Aufbau des Festivalgeländes in seiner Regie hatte. Das Buchen der Künstler wiederum lag nicht in den Händen des Leipzigers, der sonst einiges anders gemacht hätte.
Die Fans im Osten hätten eben andere Geschmäcker als die im Westen. "Bands wie Kyuss, Megadeth und Edgy haben zusammen an Gage fast sechsstellig gekostet. Aber sie sind im Osten nicht der erhoffte Publikumsmagnet", erklärt Apitzsch, der sich in der Szene seit vielen Jahren bestens auskennt. Im Hellraiser Club in Leipzig gastierten bereits auch viele international gefragte Bands. Wenn man dazu bedenkt, dass Blind Guardian auf der Loreley "quasi ein Heimspiel hatten und allein locker 3 000 Fans angelockt haben, ist man bei den Besucherzahlen gar nicht mehr so weit auseinander".
Dass es 2013 kein Metalfest mehr in Dessau geben wird, bedauert Apitzsch zutiefst. "Es war viel Herzblut mit dabei, und ich kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Wir sitzen nicht an den Steuerhebeln", gibt er unumwunden zu. 2009 war das Gelände am Flughafen in Kühnau erstmals zum Mekka der Metalfans geworden.
Anschließend wurde aus dem Legacyfest das Metalfest mit Festivals in Deutschland (Ost und West), Kroatien, Österreich, Italien, Schweiz, Polen und Tschechien. Doch das Konzept scheiterte. Übrig geblieben sind nur Deutschland, (Loreley), Polen und Tschechien.
Der Versuch, ein eigenes, unabhängiges Metalfest in Dessau unter anderem Namen auf die Beine zu stellen, ist unterdessen auf Eis gelegt worden. Um das bisherige Niveau zu halten, sind, so rechnet Apitzsch, etwa 250 000 Euro notwendig. Da müssten auf einen Ruck mindestens 5 000 Fans kommen.
Das wirtschaftliche Risiko ist groß, zumal man sich beim Thema Planungssicherheit mit dem Gelände am Flughafen in Kühnau "trotz der tollen Unterstützung durch die Stadt Dessau immer ein bisschen auf recht dünnem Eis bewegt hat", so Apitzsch.
Blind Guardian spielten nur wenige Wochen nach dem Metalfest in Dessau auf dem Rockharz-Festival in Ballenstedt vor 10 000 Zuschauern.