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«Mehr Respekt vor Kindern» «Mehr Respekt vor Kindern»: Bewegung in den Köpfen

Von Sylke Kaufhold 16.01.2002, 17:00

Dessau/MZ. - Es war ein arbeitsreiches Jahr 2001, das hinter Susen Gassenhuber, Astrid Bergmann, Sabine Heutling und Sabine Engel liegt. "Es war stressig, aber es hat auch unheimlich viel Spaß gemacht", bilanzieren sie die vergangenen zwölf Monate. Sie waren als Mitarbeiterinnen des Jugendamtes, des Sozialen Dienstes der Justiz und als Projektkoordinatorin der Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende (Shia) Träger der Kampagne "Mehr Respekt vor Kindern", die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im September 2000 zur Einführung des Gesetzes zur gewaltfreien Erziehung initiiert hatte. 35 Orte, darunter Dessau, nahmen bundesweit daran teil.

Die Vier waren angetreten, Eltern und Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. Dafür suchten sie sich Partner in der Stadt, Beratungsstellen, Sozial- und Kultureinrichtungen, Sozialpädagogen. "Wir haben fast alles geschafft", resümierte Astrid Bergmann vom Jugendamt am Dienstagabend im Haus "Anne Frank", als sie eingeladen hatten, um allen Partnern, die das Anliegen engagiert unterstützten, Dank zu sagen und Resümee zu ziehen. In Zahlen sei allerdings schwer darzustellen, was sich im Laufe des Jahres aufgrund der vielfältigen Initiativen und Projekte in den Köpfen verändert hat.

Ein Ziel der Kampagne war es, das Gesetz zur gewaltfreien Erziehung bekannt zu machen. "Das haben wir auf jeden Fall erreicht, auch, dass bewusst damit umgegangen wird", meint Sabine Heutling vom Sozialen Dienst der Justiz. Initiativen wie die Erarbeitung einer Wanderausstellung zum Thema, Informationsangebote wie die Notfallkarten, zahlreiche Veröffentlichungen haben ihren Anteil daran. Eine Unmenge an Projekten entstand im Laufe des Jahres. Genannt seien die Kinderfachtagung, eine Filmnacht, die Kindertage, Elternseminare, die Gewaltkiste, die Beratungsdetektive. "Wie viele Menschen wir damit erreicht haben, können wir nur erahnen", so Heutling. Denn vieles werde von den Teilnehmern weitergetragen, erreicht somit weitere Personenkreise.

Nun ist zwar die Kampagne beendet, werden die Ergebnisse und Erfahrungen der 35 Orte zusammengefasst, die Arbeit mit dem Thema ist für die vier Dessauerinnen damit aber keinesfalls beendet. "Wir werden auf jeden Fall einiges, was entstanden ist, fortführen", kündigt Astrid Bergmann an. So soll die Arbeit mit der Gewaltkiste künftig auch an den Grundschulen angeboten werden, auch die Beratungsdetektive werden weiterhin unterwegs sein. "Die Hilfe zur Selbsthilfe, die wir denen gegeben haben, die tagtäglich mit dem Thema Gewalt konfrontiert werden, ist für mich eines der wichtigsten Resultate", schätzt Sabine Heutling ein. Bei Shia wird es wieder Elternseminare geben und eine Parallelfachtagung für Erzieher, Lehrer und Schüler soll die unterschiedlichen Standpunkte herausarbeiten und zusammenführen.

"Wir haben festgestellt, dass es viele Hilfs- und Beratungsangebote für Eltern gibt in der Stadt, aber es ist zu wenig bekannt, wer, was, wo macht", nennt Sabine Engel eine wichtige Erfahrung, die das Kampagnejahr brachte. Deshalb möchten sie einen Leitfaden für Eltern erarbeiten, in dem all dies zusammengefasst ist.

Denn einen ganz wichtigen Effekt habe die Zusammenarbeit gehabt: "Wir haben gemerkt, welch großes Potenzial es bereits gibt, das wir nur richtig nutzen müssen. Die gegenseitige Akzeptanz ist gewachsen und der Konkurrenzgedanke untereinander weg". Susen Gassenhuber fand es toll, "dass wir zusammenarbeiten konnten, die wir sonst Einzelkämpfer sind. Da haben wir gesehen, wie stark wir gemeinsam sind und was wir alles erreichen können."