Krippenspiel im «Elbeland»
Rodleben/MZ. - Ungewöhnlich jedoch ist der Ort. Nicht in die Rodlebener Kirche, sondern ins Haus Elbeland sollen die Gläubigen kommen. Im dortigen Saal fand ausnahmsweise schon das Adventssingen statt; denn in der Kirche wird gebaut.
Seit dem Sommer wird der Fußboden des Gotteshauses erneuert, informiert Günter Leps vom Kirchbauverein. Die in den 70er Jahren eingebaute Fußbodenheizung habe nie richtig funktioniert, außerdem seien bei deren Installation historische Platten aus dem 17. Jahrhundert zerstört worden. Die will der Kirchbauverein nach Vorgaben des Denkmalschutzes originalgetreu wieder verlegen lassen. Die Vorarbeiten haben die 16 Vereinsmitglieder, unter ihnen Ortsbürgermeister Frank Rumpf, selbst erledigt. Doch die Suche nach einem Hersteller für die aus Ton gebrannten Platten war schwierig.
"In Hundisburg haben wir eine Ziegelei gefunden, die solche Steine noch in Handarbeit herstellt", berichtet Vereinsmitglied Waltraud Rey. 1 200 Fußbodenplatten werden gebraucht. Bis Weihnachten würden die unmöglich fertig, weil sie Zeit zum Trocknen bräuchten, hieß es aus der Ziegelei. So musste für den Weihnachtsgottesdienst ein anderer Ort gefunden werden. "Es ist eine angenehme Atmosphäre im Haus Elbeland", schätzt Günter Leps ein.
An der 1419 erstmals erwähnten und im 30-jährigen Krieg zerstörten Dorfkirche wird aber noch mehr gemacht. Nach der Trockenlegung, der Erneuerung von Glockenstuhl und Turm sowie der Reparatur der Glocke aus dem Jahr 1516 laufen jetzt die Ausschreibungen für Elektroarbeiten, den Einbau einer Gasheizung und das Verlegen des Fußbodens.
Gleichzeitig untersucht der Erfurter Restaurator Rainer Schmidt die Rodlebener Dorfkirche. Er hat unter der weißen Wandfarbe eine feuerrote historische Bemalung und weitere Farbschichten entdeckt. Er möchte nun ermitteln, welche Farben und eventuell Motive die Rodlebener Kirche ursprünglich schmückten. "Dann müsste entschieden werden, welche Fassung wiederhergestellt werden soll", sagt er. Fragmente ließen darauf schließen, dass der Bogen inmitten der Kirche mit einer stilisierten Rankenmalerei gerahmt gewesen sein könnte. Bei einem Erhaltungsgrad von etwa 30 Prozent sei deren Wiederherstellung aber sehr aufwändig, schätzt der Experte ein.
Während der Arbeiten entdeckten die Leute vom Kirchbauverein mit Schrecken, dass auch mehrere Stützpfeiler im Innern erneuert werden müssen. "Aber wir können nur das machen, was sich finanzieren lässt", stellt Vereinsmitglied Günter Leps klar. Geld für die Sanierung der Rodlebener Dorfkirche kommt von Sponsoren. Da der Ortsteil Rodleben laut Gebietsänderungsvertrag einen eigenen Haushalt hat, kann auch der Ortschaftsrat etwas zur Verfügung stellen. Auch die Lotto-Toto GmbH hat schon Vorhaben des Kirchbauvereines finanziell unterstützt. Hinzu kommen Einnahmen aus dem Verkauf der CD "Dorfkirchen", zumal auf der aktuellen Ausgabe die beiden Glocken der Rodlebener Kirche zu hören sind.
"Für uns ist diese Feldsteinkirche mit den imposanten Ornamentglasfenstern ein Rodlebener Kulturdenkmal, deshalb engagieren wir uns", nennt Leps das Motiv für den unermüdlichen Einsatz des Kirchbauvereins. Im April soll das Gotteshaus wieder nutzbar sein.