Kreistag Anhalt-Zerbst Kreistag Anhalt-Zerbst: Mit Einzugsbereichen erneut gescheitert
Ragösen/MZ/cb. - Nachdem der Antrag der Fraktion Grüne / Neues Forum auf Einführung von Einzugsbereichen für die Gymnasien des Landkreises bereits im Kreisausschuss keine Mehrheit gefunden hatte, wurde er auf der Sitzung des Kreistages vorige Woche in Ragösen nach erneut umfassender Diskussion endgültig abgelehnt. Nur acht der 31 anwesenden Kreistagsmitglieder stimmten dafür.
Die Grünen-Fraktion wollte mit diesen Einzugsbereichen ursprünglich den Gymnasiasten aus dem Raum Coswig nach der Schließung des dortigen Gymnasium die Bildungseinrichtung in Roßlau zuweisen. "Dieses Ziel wird mit der Beschlussvorlage nicht erreicht", stellte Fraktionsvorsitzender Walter Tharan fest.
Laut Schulgesetz Sachsen-Anhalts erhält ein Gymnasium nur das Recht, die Aufnahme von Schülern abzulehnen, die nicht in seinem Einzugsbereich wohnen. Den Schülern wird damit aber kein bestimmtes Gymnasium zugewiesen. Einzugsbereiche für Gymnasien gibt es in 17 der 23 Landkreise und kreisfreien Städte Sachsen-Anhalts.
Grünen-Fraktionsvorsitzender Walter Tharan sieht den Beschluss von Einzugsbereichen als Willensbekundung des Kreistages und moralischen Appell an die Eltern, den Bestand des Goethe-Gymnasiums in Roßlau nicht zu gefährden. Dem entgegnete Klaus-Peter Krause (PDS): "Eltern und Schüler werden den kürzesten Schulweg wählen und sich nicht durch Zwang oder moralische Appelle beeinflussen lassen." Petra Fricke (SPD) meinte, für die Eltern sei es schon eine Frage des Fahrgeldes, das beim Besuch einer näher gelegenen Schule schließlich geringer ausfalle.
Hintergrund ist, dass zahlreiche Gymnasiasten aus dem Raum Coswig das näher gelegene Lucas-Cranach-Gymnasium in Wittenberg-Piesteritz besuchen wollen, statt das vom Schulentwicklungsplan vorgesehene Goethegymnasium in Roßlau.
Kreistagsmitglied Sylvia Koschig (Neues Forum) hingegen wies auf die längeren Fahrtzeiten für Schüler aus dem Roßlauer Einzugsbereich hin, wenn das Gymnasium hier wegen Schülermangels geschlossen werden müsste. Walter Schnabel (FDP) forderte, dass der Landkreis beim Wechsel eines Schülers an ein auswärtiges Gymnasium vom Gesetzgeber ein Vetorecht erhalten müsste. "Wenn wir alles freigeben, können wir nicht mehr planen und schaffen Chaos", gab Schnabel zu bedenken.