Kreistag Kreistag: Abwanderung von Schülern soll verhindert werden
Zerbst/MZ. - Mit der Schließung des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Coswig sollte der Gymnasium-Standort Roßlau gesichert werden, heißt es in der Beschlussvorlage. Dieses Konzept gehe aber nicht auf, da sich die Mehrzahl der Coswiger Schüler für das Lucas-Cranach-Gymnasium in Wittenberg entscheiden würden. Hier müsse der Landkreis "entgegensteuern".
Wahrscheinlich, so der Antrag weiter, sei auch eine Änderung der Regelungen im Schülerverkehr notwendig, so dass Gymnasiasten die Fahrtkosten zum nächstgelegenen Gymnasium nur dann erstattet bekommen würden, wenn sie eine Schule im Landkreis Anhalt-Zerbst besuchen, zu deren Einzugsbereich sie gehören. Stimmt der Kreistag nach der Prüfung Schuleinzugsbereichen zu, so könnten Gymnasiasten aus dem Raum Coswig das Wittenberger Cranach-Gymnasium nur dann besuchen, wenn sie vom Staatlichen Schulamt eine Ausnahmegenehmigung bekommen.
Bisher konnten Schüler aus Anhalt-Zerbst ihr Gymnasium frei wählen. In der Erläuterung ihres Antrages sprach Sabine Knaut von einer "regelrechten öffentlichen Kampagne aus dem Coswiger Raum" über die sie verwundert sei. Bei Gymnasialstandorten gehe es nicht um freie Marktwirtschaft, gab Knaut zu bedenken. "Da scheinen die Kritiker etwas verwechselt zu haben", äußerte sie. Der Kreiselternrat habe darauf zu achten, dass die Belange aller Schüler berücksichtigt werden. "Dieser Aufgabe wird der Kreiselternrat nicht gerecht", kritisierte das Kreistagsmitglied und fügte hinzu, es wäre Aufgabe dieser Interessenvertretung, dem "vorgeblich mangelhaften Bildungsangebot" am Goethe-Gymnasium entgegenzuwirken.
"Wie soll der Landkreis eine Schulen erhalten, wenn jeder sein Kind woanders hinschickt?", gab Sabine Knaut zu bedenken. Auch das bedeute Verschwendung von Steuergeldern. "Wir sollten den Prozess der Schulschließungen nicht noch forcieren", sagte die Antragstellerin abschließend.
Zuvor lehnte das Gremium einen Zusatzantrag ab. CDU-Fraktionsvorsitzender Georg Credo hatte beantragt, der Landrat solle mit dem Kreiselternrat und anderen kompetenten Partnern untersuchen, welche Umstände zur Abwanderung von Schülern führen und welche Angebote die Gymnasien entwickeln könnten, um attraktiver zu werden und vielleicht auch Schüler von außerhalb zu gewinnen.
"In der CDU-Fraktion ist für die Anwendung von Zwang keine Mehrheit zu bekommen", sagte Credo. Die Zustimmung seiner Fraktion zum Antrag versicherte FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Bressel. "Der Landkreis ist verantwortlich für alle seine Gymnasien", begründete er die Entscheidung und sprach von einer "beschämenden Kampagne in der Zeitung". Zustimmung signalisierte auch der Fraktionsvorsitzende von Bündnis ''90/Die Grünen, Walter Tharan. Wenn einzelne Kreistagsmitglieder nur die Interessen ihrer Gemeinde vertreten, so sei das eine Auffassung mit verheerenden Folgen, bemerkte er. Müsste das Gymnasium in Roßlau geschlossen werden, würde das weite Wege für die Schüler nach außerhalb bedeuten, da das Francisceum Zerbst nicht alle Gymnasiasten aus Anhalt-Zerbst aufnehmen könnte, so Tharan.
Man müsse den Kreiselternrat fragen, ob er denn einmal die Eltern aus dem Altkreis Roßlau kontaktiert hat, die ihre Kinder dann nach Dessau schicken müssten. Die Festlegung von Schuleinzugsbereichen führe zu größerer Planungssicherheit, stellte Sylvia Koschig (Neues Forum) fest. "Das Goethe-Gymnasium hat ein gutes Bildungsangebot. Ich kenne keine gravierenden Unterschiede zwischen den Gymnasien in Roßlau und Wittenberg", äußerte sie.