IG Metall-Aktion in Köthen IG Metall-Aktion in Köthen: Kesselbauer folgen dem Streikaufruf
Köthen/MZ. - "Ich habe kein Verständnis für diesen Streik", sagte zuvor Lothar Velde, Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens, auf eine Anfrage der MZ. "Wir sind tarifgebunden, unsere Leute verdienen sehr gut, deutlich mehr als in anderen Betrieben. Und wir haben viel zu tun, da fehlt jede Stunde." Mit ihrer Aktion wolle die IG Metall lediglich ihre Macht demonstrieren, meinte Velde.
"Wir streiken nicht gegen den Herrn Velde", sagte ihrerseits Betriebsratsvorsitzende Verena Klöhne. "Wir sind für einen Tarifvertrag und wollen nicht, dass entsprechende Regelungen auf der Betriebsebene getroffen werden. Denn im Gegensatz zur Gewerkschaft ist ein Betriebsrat leichter zu erpressen."
Während der Kundgebung kritisierte Manfred Pettche, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Dessau, die Position der Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen, die in mehreren Tarifgebieten laufen. "De facto wollen die Arbeitgeber die Beschäftigten mehr arbeiten lassen, ohne sie dafür zu bezahlen", erklärte er. Und der Arbeitgeber-Verband von Sachsen-Anhalt habe noch nicht einmal ein diskutables Angebot unterbreitet. Der im September 2003 gewählte DGB-Vorsitzende für die Region Dessau, Michael Kleber, bezeichnete in seiner Ansprache die Streikaktion als gut, berechtigt und notwendig.
Pettche zufolge habe sich die Gewerkschaft für keine großflächigen Aktionen, sondern für Streiks in einzelnen Betrieben entschieden. Er befürchte, so seine Worte, dass es während der Tarifverhandlungen nicht zu einer Einigung komme. Dann müsse man besonders bei Protestaktionen im Osten "einen Zahn zulegen". In einem solchen Fall werde es auch einen Streik beim Köthener Kranbau geben.
Zum Schluss lud die IG Metall die Kesselbauer zum "traditionellen Streik-Bockwürstchen" ein, vor Ort pünktlich geliefert von einem örtlichen Party-Service. Wer wollte, konnte auch zwei Würstchen kriegen. Dazu gab es heißen Tee. Gern nahmen die Anwesenden die Einladung ein: Denn viele Streikende froren bei der feuchtkalten Witterung.