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Hohe Erwartungen Hohe Erwartungen: Robert Reck wird Beigeordneter für Wirtschaft in Dessau-Roßlau

Von Steffen Brachert 30.10.2015, 09:15
Sebastian Schmalenberg (re.) gratuliert Robert Reck.
Sebastian Schmalenberg (re.) gratuliert Robert Reck. Sebastian Lizenz

Seehausen/Dessau - Am Tag danach war der Übergang zu organisieren. Robert Reck, Bürgermeister der 5000 Einwohner zählenden Gemeinde Seehausen in der Altmark, bat den Chef seines Gemeinderates zum Gespräch und informierte die Bürgermeister-Kollegen in der Verbandsgemeinde über seinen neuen Job: Der erst vor zwei Jahren gewählte Reck wird zum 1. Januar 2016 neuer Beigeordneter für Wirtschaft und Kultur in Dessau-Roßlau. Seehausen muss im kommenden Jahr einen neuen Bürgermeister wählen.

Es war nach der Wahl von Jens Krause (Soziales) und Christiane Schlonski (Stadtentwicklung) die große Überraschung am Mittwoch im Dessauer Ratssaal. Auch für Reck. „Die Kräfteverhältnisse sahen auf den ersten Blick ja anders aus“, sagte der 31-jährige Wirtschaftsingenieur, der über die „Sprache und Kultur in Geschäftsberichten“ seine Doktorarbeit geschrieben hat. Was den Ausschlag gegeben hat? „Da könnte ich nur spekulieren. Ich habe die andere Bewerbungsrede ja nicht gehört.“

Spekulationen gab es am Donnerstag einige. Wer hat die CDU düpiert? Waren es die eigenen Leute? Wurden alte Rechnungen beglichen? Oder hat sich die Linke nicht an Absprachen gehalten? „Wir sind extrem enttäuscht“, sagte Christiane Nöthen, Dessau-Roßlaus CDU-Chefin, die die getroffenen Absprachen im Vorfeld verteidigte.

„Es gibt keine absolute Mehrheiten im Rat. Da muss eine Verständigung möglich sein.“ Nöthen sagte aber auch. „Ich gebe Kritikern Recht, die meinen, wir haben unseren Kandidaten zu früh nominiert. Und wir müssen diskutieren, ob wir intern hätten mehr werben müssen, auch wenn es klare Beschlüsse für Sebastian Schmalenberg gab.“ Zugleich stellte sich Nöthen aber auch hinter den eigenen Kandidaten. „Wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre, hätte ich die Reißleine ganz klar gezogen.“

Nöthens Antworten zeigen eines: Die neuerliche Personalpleite wird für Diskussionen innerhalb der CDU sorgen. Im Frühjahr 2014 waren die Christdemokraten schon bei der OB-Wahl mit ihrem Kandidaten Stefan Exner unter gegangen. Auch diese Personalie hatte Jens Kolze, CDU-Fraktionschef und Landtagsabgeordneter, durchgesetzt. Die Frage ist nun: Trauen sich vor der Landtagswahl 2016 Kritiker aus der Deckung?

Dessau-Roßlaus Wirtschaft jedenfalls zeigte sich zufrieden mit dem Mittwoch. Die Unternehmer der Stadt hatten in den Wochen zuvor die Absprachen der Fraktionen vor der Wahl heftig kritisiert - und am Ende vor allem gefordert, dass mindestens zwei Kandidaten im Stadtrat zur Wahl stehen. „Diese elementare Forderung wurde erfüllt“, sagte Nicky Meißner von den Dessauer Wirtschaftsjunioren.

„Und das Gesamtergebnis macht Hoffnung.“ Auch mit der Personalie Robert Reck? „Es muss die Zukunft zeigen, ob der junge Mann seiner Aufgabe gerecht wird, das hätte aber auch für Sebastian Schmalenberg gegolten“, sagte Meißner. Eine Einladung der Wirtschaft an Reck wird in den nächsten Tagen verschickt. „Wir wollen uns noch vor dem Amtsantritt am 1. Januar 2016 mit ihm treffen.“ Die Erwartungen sind hoch. (mz)