Hochwasserhilfe Hochwasserhilfe: Antragstellung ist für viele Kleingärtner zu kompliziert

dessau/MZ - Die Landesregierung hat beschlossen, auch Hochwassergeschädigten Kleingärtnern finanzielle Hilfe zukommen zu lassen. Was auf dem ersten Blick eine gute Nachricht ist, sorgt auf dem zweiten für etlichen Ärger. Denn die Beantragung besagter Förderung entpuppt sich als „nervenaufreibender Kampf“, hat Klaus Ludolf, Vorsitzender des Stadtverbandes der Gartenfreunde, inzwischen erfahren müssen. „Klärende Auskünfte sind beim Land kaum zu bekommen. Und dann kann es ihnen noch passieren, dass das was heute gilt, morgen ganz anders ist.“
So ist es auch Uwe Noth ergangen. Der Garten des Dessauers im Verein Schillerpark III stand 1,65 Meter unter Wasser - das sechste Mal seit 2002 - so dass sich die Noths entschlossen haben, den Garten aufzugeben und sich einen hochwassersicheren zu suchen. Die Anschaffung und der Ersatz von Mobiliar, Hausrat, Geräten und Pflanzen kostete die Noths 2500 Euro. Hinzu kämen die Kosten für die Beräumung des alten Gartens, wozu sie seitens des Vorstands aufgefordert wurden. „Ich rief bei der Investitionsbank an und schilderte unseren Fall. Die Mitarbeiterin sagte mir, dass wir die Voraussetzungen erfüllen und die Rückbaukosten übernommen würden“, berichtete Uwe Noth der MZ. Den Antrag sollte er aus dem Internet herunterladen und einen Kostenvoranschlag einer Abrissfirma dazulegen. Eine Nachfrage seinerseits am nächsten Tag aber stellte alles in Frage. „Die Mitarbeiterin sagte, es habe sich etwas geändert und die finanzielle Hilfe für den Rückbau nun nicht mehr möglich.“
Finanzielle Hilfe gibt es nur für die Instandsetzung einer Laube, wenn die Kosten nachgewiesen werden können. Bezahlt werden nur Firmenkosten, Eigenleistungen nicht. Wer seine Laube selbst hergerichtet hat, kann nur Materialkosten (gegen Rechnung) erstattet bekommen. Gefördert werden 60 Prozent der eingereichten Kosten. Jeder Antrag muss von der Stadt bestätigt werden, bevor er an die Investitionsbank geht.
Jeder Kleingärtner muss den Antrag alleine stellen, über den Verein oder den Stadtverband geht dies nicht.
Weitere Infos und die Anträge zum Herunterladen auf der Webseite der Investitionsbank gibt es unter www.ib-sachsen-anhalt.de/privatkunden/bauen/aufbauhilfe-kleingartenanlagen.html.
Verständnis kann Uwe Noth dafür nicht aufbringen. Auch nachvollziehbar ist die neue Regelung für ihn nicht. Denn jetzt heißt es, dass Abriss nur gefördert wird, wenn eine Laube abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut wird. „Diese Kosten sind doch um ein Vielfaches höher, als wenn ich eine schon bestehende Laube übernehme“, so Noth. Er hält es außerdem für sinnvoll, alle Gärten in Überflutungsgebieten zu entfernen und die Kleingärtner für einen Umzug zu entschädigen. „Das wird doch langfristig gesehen viel billiger. Denn das nächste Hochwasser kommt bestimmt.“ Im Gartenverein der Familie Noth seien es allein 60 Familien, die in andere Vereine umgezogen seien. Und die jetzt die Kosten für den Rückbau ihres alten Gartens tragen müssen. „Die meisten können das gar nicht bezahlen“, so Noth.
Klaus Ludolf kennt die Sorgen der Kleingärtner nur zu gut und ist ebenfalls unzufrieden mit den jetzigen Regelungen. „Es ist gut, dass eine Hilfe möglich ist, aber es ist noch viel, vor allem zu viel Wesentliches ungeklärt.“ Auch die Antragstellung für den einzelnen sei recht kompliziert, wie Uwe Noth ja erfahren hat. „Wir bieten an, die Anträge bei uns abzuholen und wenn nötig, helfen wir auch beim Ausfüllen“, so Ludolf, der die Stadt in diesem Zusammenhang lobt. „Hier funktioniert die Hilfe aus dem Spendentopf unkompliziert.“ 34 Kleingärtner hätten bisher hier Anträge gestellt, 20 seien bereits bewilligt und ausgezahlt.
500 Kleingärtner sind im Stadtverband Dessau vom Hochwasser unmittelbar betroffen. Weitere 250 haben mit steigendem Grundwasser zu kämpfen, das ihre Parzellen ebenfalls überspülte. „Problematisch sind für uns auch nach wie vor die Kosten für den Rückbau von Kleingartenanlagen“, so Ludolf. Drei Anlagen betrifft dies derzeit, der Verein Schillerpark III wird sich in den nächsten zehn Jahren auflösen. So lautet ein Mitgliederbeschluss.
