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Hochschule Anhalt  Hochschule Anhalt in Dessau: Harte Nuss zu knacken

Von Danny Gitter 29.01.2017, 16:40
Die Besucher konnten testen, welcher Nussknacker am besten funktioniert.
Die Besucher konnten testen, welcher Nussknacker am besten funktioniert. Lutz sebastian

Dessau - Das war schon keine ganz leichte Nuss, die Designstudierende der Hochschule Anhalt in diesem Semester zu knacken hatten. Den Prototypen eines neuen Nussknackers sollten sie entwerfen. Puristen haben fürs Nüsse knacken meist etwas Zangenähnliches, was gut in der Hand liegt als Utensil in der Küche. Traditionalisten setzen auf die berühmten uniformierten Holzfiguren mit Bart und Zylinder.

„Man kann das Rad sicherlich nicht ständig neu erfinden“, sagt Nicole Queitzsch, Designstudentin im 3. Semester, die sich mit rund einem Dutzend Mitstreitern Gedanken zum neuen Nussknacker gemacht hat. „Aber man kann trotzdem immer wieder neue Wege finden, um Sachen zu interpretieren“, ergänzt sie. Verschiedene Interpretationen neuer Nussknacker konnten am Samstag zur Dessau Design Schau, dem Tag der offenen Tür des Fachbereichs Design auf dem Dessauer Campus, von Studieninteressierten und Besuchern bestaunt werden.

Hammer für acht Nüsse

Mit dem Hammer rückt Queitzsch den harten Nussschalen zu Leibe. Genauer gesagt, hat die Designstudentin auf einem dicken Stück Holz acht Mulden für acht Nüsse ausgehöhlt und eine große Mulde, wo ein Holzhammer Platz findet. Stumpfen Hämmerschlägen ist selbst die härteste Nussschale nicht gewachsen, so die Idee der zukünftigen Designerin.

„Das macht Spaß und hilft nebenbei Aggressionen abzubauen“, lobt die Studentin ihr Produkt. Andere Mitstreiter sehen die Lösung, selbst härteste Nüsse zu knacken unter anderem im Zermörsern oder den Nussschalen mittels Schrauben, die wie Daumenschrauben funktionieren, auf die Pelle zu rücken. Die Lösungen sind vielfältig und unkonventionell.

Vor allem aber gehen sie weg von den landläufigen Vorstellungen eines Nussknackers. „Das sind auf jeden Fall Produkte, die Spaß machen und vor allem sehr werthaltig sind. Die erfüllen heute und bestimmt auch in zehn Jahren noch ihren Zweck“, freut sich der Projektleiter Nicolai Neubert über die kreativen Nussknacker-Prototypen seiner Studierenden.

Ein paar Meter weiter werden Sitzmöbel im Miniaturformat präsentiert. Es sind Konzeptstudien für eine Coburger Möbelfirma, die Bürogebäude mit Sitzmöbeln ausstattet. In einem anderen Raum, unweit der Nussknacker-Prototypen und Miniatur-Sitzmöbel gibt es verschiedene Trinkgefäße zu entdecken.

Die in Holzoptik ummantelte Trinkflasche ist hier genauso zu finden, wie die gut stapelbaren Trinkgläser und Symbiosen aus Glas mit Holz, Metall und Filz. Auch dieses Projekt leitete Neubert, der Dekan des Fachbereichs Design an der Hochschule Anhalt. Hergestellt wurden diese Prototypen bei Harzkristall, einer Glasmanufaktur in Derenburg.

Es ist schon die zweite Zusammenarbeit mit dem Unternehmen aus dem Harz. Bereits im vorigen Jahr haben zukünftige Designer aus Dessau Lampenschirme bei Harzkristall fertigen lassen. Egal ob Lampen, Trinkgefäße oder neue Nussknacker, für Neubert haben diese Produkte einen wichtigen gemeinsamen Nenner: „Alles könnte problemlos in die Serienproduktion gehen.“

Studenten sollen möglichst früh lernen, alltagstaugliche Produkte zu entwerfen

Ihm ist es besonders wichtig, dass seine Studenten so früh wie möglich lernen, alltagstaugliche Produkte zu entwerfen und zu realisieren. „Wir bieten den geschützten Raum, um sich auszuprobieren und bereiten damit unsere Studierenden auf ein erfolgreiches Berufsleben, meist in Selbstständigkeit vor“, erklärt Neubert.

Wer einmal verstanden hat, dass Design keine hohe Kunst, sondern praktikable Produkte und Problemlösungen, die trotzdem emotional ansprechen sollen, hervorbringt, der hat nach Meinung des Dekans gute Karten für ein erfolgreiches Studium.

Der kann dann von seinen Studienentwürfen zunächst Kleinserien anfertigen und über verschiedene Verkaufsplattformen im Internet anbieten, das Produkt optimieren und mit etwas Glück später über einen Kooperationspartner in der Wirtschaft in großen Serien fertigen lassen.

Dieses Potenzial sieht Neubert in der Kreativwirtschaft. Davon könnte auch die Region wirtschaftlich profitieren.

Kleine Serien übers Internet

„Auch durch enge Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen kann das Know-how der Hochschule schnell in die Praxis gebracht werden“, sieht Jörg Bagdahn, der Rektor der Hochschule Anhalt, hier noch viel Potenzial für die Wirtschaft und die Hochschule. Die lokale Wirtschaft im Kleinen angekurbelt, haben die zukünftigen Designer beim Tag der offenen Tür aber allemal. Kleinserien, unter anderem von Kerzenhaltern und Lampenschirmen aus Beton sowie Uhren aus Holz fanden manchen Abnehmer.

Auch bei den Nussknacker-Prototypen und den Trinkgefäßen ist nicht ausgeschlossen, dass manches demnächst in eine kleine Serie geht und über das Internet angeboten wird. (mz)