Grassimuseum Leipzig Grassimuseum Leipzig: Dessauerin Dörte Teichert gewinnt mit Bauhaus-Ballett aus Keramik

Dessau - Dörte Teichert dreht an einer Kurbel - und schon setzen sich der Taucher und die zwei Ballerinen in anmutige Bewegung. „Move it“ (beweg es) hat die Dessauer Keramikerin ihre an Oskar Schlemmers Triadisches Ballett angelehnte Konstruktion genannt.
Und hat damit auf dem Keramikmarkt Leipzig im Grassimuseum nicht nur die Besucher verzückt, sondern auch die Jury. „Ich fand uns schon ziemlich gut, aber mit dem ersten Preis hatte ich nicht gerechnet“, erzählt die 40-Jährige staunend über diese Anerkennung.
Am Dessauer August-Bebel-Platz wohnt die aus Wismar stammende Frau mit ihrer Familie, hat hier auch ihre Werkstatt. Hier formt sie mit ihren Händen auf der Töpferscheibe Gebrauchskeramik, bemalt und brennt sie und verkauft das Geschirr auf Keramikmärkten - in Wittenberg zum Beispiel und Leitzkau oder auch in Dessau beim Weihnachtsmarkt in der Marienkirche.
Dörte Teichert hat große Ehrfurcht vor dem Thema Bauhaus
Seit vier Jahren gehört sie zu 58 ausgewählten Keramikern aus dem deutschsprachigen Raum, Italien, Frankreich und Großbritannien, die Mitte Juni beim Keramikmarkt in den beiden Innenhöfen des Grassimuseums Leipzig ihre aktuellen Arbeiten verkaufen. Jedes Mal werden die Künstler auch eingeladen, sich am Wettbewerb der Galerie Terra Rossa zu beteiligen.
„Die Goldenen Zwanziger - Hommage an das Bauhaus“ lautete diesmal das Wettbewerbsthema - und war wie gemacht für Dörte Teichert. „Wenn man in Dessau lebt, das historische Arbeitsamt von der Werkstatt aus im Blick hat, dann hat man ein entspannteres Verhältnis zum Thema“, vermutet sie. Denn von Kollegen weiß sie, dass diese nichts einreichten, weil die Ehrfurcht vorm Thema Bauhaus zu groß war.
Doch Teichert sagt: „Ich finde den Wettbewerb spannend, weil man aus dem routinemäßigen Arbeiten herauskommt.“ Zudem hatte sie schon lange eine Idee im Kopf, inspiriert von Schlemmers Figuren. Und: „Ich wollte schon immer mal eine Maschine bauen“. Denn das Zusammenspiel von Keramik und Metall reizt sie.
Die Keramikerin schuf die Figuren, Burkhard Petersen widmete sich der Mechanik
„Doch ich brauchte einen Partner“, erzählt sie und hat ihn im Dessauer Burkhard Petersen gefunden. Beide waren einst in Dessau-Nord, wo Teichert ihre erste Werkstatt hatte, Nachbarn. Und Teichert wusste von dem 64-Jährigen, dessen Thema erneuerbare Energien sind, dass er Maschinenbauingenieur ist. Also sprach sie ihn an, nachdem sie eine Absage einer Schlosserei erhalten hatte. Und beide - Teichert und Petersen - tüftelten nun seit März an der Maschine.
Die Keramikerin schuf die Figuren, Petersen widmete sich der Mechanik, damit dank Kugellagern und Zahnrädern die Figuren in Bewegung gebracht werden. Später kam noch Musik dank einer Spieluhr dazu: Kurt Weills Septembersong. „Das ist doch passend“, schmunzelt Teichert und gibt auch zu: „Ich bin überrascht, was wir geschaffen haben.“
Der Ehrgeiz ist geweckt, die Konstruktion noch zu verfeinern
Doch auf dem Erfolg ruht sie sich nicht aus. Gemeinsam mit Burkhard Petersen überlegt sie schon, was noch verbessert werden kann an der Konstruktion. Ob vielleicht Federn eingebaut werden können, damit sich die Figuren nicht nur drehen, sondern auch auf und ab bewegen. Der Ehrgeiz ist geweckt, die Konstruktion noch zu verfeinern.
Dass Dörte Teichert sich nur noch auf das „Move-it“-Projekt konzentriert, ist jedoch nicht zu erwarten. „Gebrauchsgeschirr, davon viel für Kinder, das bleibt mein Schwerpunkt.“ (mz)
