Gaststätte "Zur Biethe" Gaststätte "Zur Biethe" in Roßlau: Dialog mit Politprominenz beim Dreikönigsfrühschoppen

Roßlau - Kaffee, Wasser, Cola, Schorle stehen auf den Tischen. Ganz selten: Ein Bier. Roßlaus politischer Dreikönigsfrühschoppen ist eine nüchterne Veranstaltung. Nicht nur mit Blick auf die Getränke. Eine öffentliche politische Diskussion während der niemand laut wird, niemand pöbelt, dem anderen ins Wort fällt (selbst wenn das recht lang gerät) - das geht auch heute.
Aber man kennt sich eben auch, was ein Vorteil ist. Die, die vorne im Podium sitzen und viele aus dem Publikum. Und man muss sich nichts vormachen. Etwa wenn es um Roßlaus Ortsumfahrung geht.
Der Frühschoppen am 6. Januar ist eine Institution in Roßlau. Seit fast einem Vierteljahrhundert treffen sich Lokalpolitiker, Landes- und Bundestagsabgeordnete an diesem Tag in einer Roßlauer Kneipe. Erst im Ratskeller. Nachdem der schloss im „Braustüb’l“. Und weil das auch nun zu hat, erstmals in der Gaststätte „Zur Biethe“. Schwierig sei es gewesen, einen Ort zu finden. „Wir haben nicht mehr so viele Lokalitäten“, bedauert Roßlaus Ortsbürgermeisterin Christa Müller (CDU), bevor sie 2019 aus Roßlauer Sicht durch spult.
Bis die Roßlauer Ortsumgehung gebaut sein wird, kann noch viel Wasser die Elbe runterfließen
Und diese Sicht endet für sie nicht am Elbufer, sondern umfasst die Stadt als Ganzes: Die habe mit dem Bauhausjubiläum einen „ganz schönen Schritt nach vorn getan“, zählt sie zuerst auf. Erst auf Platz zwei der wichtigen Ereignisse kommt der Roßlauer Hafen, in den nun groß investiert wird. „Ich denke, dass es dieses Jahr über die Bühne gehen kann.“
Und dann kommt, was immer kommt, zuverlässig, bei jedem Stammtisch: Roßlaus Ortsumgehung. Immerhin, die Trasse ist nun festgezurrt. Sepp Müller, der CDU-Bundestagsabgeordnete, wird erwähnen, dass es ihm dank der Argumente des Roßlauer Wirtschaftskreises gelungen sei, das Bundesverkehrsministerium zu überzeugen, die beste und nicht die billigste Variante zu befürworten.
Müller aber ahnt: Bis die Straße tatsächlich gebaut sein wird, kann noch viel Wasser die Elbe runterfließen. Müllers Vorschlag, die Kommune möge selbst die Planungen übernehmen, stößt bei Wirtschaftsdezernent Robert Reck nicht auf freudiges Einverständnis: Mit Blick auf die Bezahlung von Ingenieuren seien Kommunen nicht konkurrenzfähig. Sprich: Man findet keine Leute.
Es geht thematisch quer durchs Gemüsebeet
Es geht thematisch quer durchs Gemüsebeet. Nach „sehr, sehr vielen Gesprächen“, so Christa Müller, zeichne sich ab, dass demnächst („einen genauen Termin traue ich mich nicht zu nennen“) das Roßlauer Bürgeramt wieder besetzt sei. Und obwohl Müller die Unwägbarkeiten politischen Handelns selbst auf überschaubarer politischer Ebene nur zu gut kennt, verliert sie nicht den Optimismus: Beim Ausbau des von Schlaglöchern zerfressenen und zum Hafen führenden Triftwegs bestehe Aussicht auf Einigung, die Sanierung des ehemaligen Goethe-Gymnasiums sei für die Innenstadtentwicklung Roßlaus „nicht verkehrt“ und für die Zerbster Brücke über die Roßlau durchschneidenden Gleise gebe es endlich Planungsmittel. Sepp Müller kann berichten, dass ein neues Gesetz die Planungszeit für solche Brücken von fünf Jahren auf ein Jahr verkürzt.
Überhaupt: die Bahn. Angeblich soll die Eröffnung der Fußgängerbrücke am Roßlauer Bahnhof an ein paar Schrauben gescheitert sein. Aber nun besteht nach vielen Monaten Aussicht, dass auch dieses Problem behoben und Roßlaus Bahnhof barrierefrei wird. Denn der Wechsel der Zuständigkeit für die Brücke oder für die Schrauben oder wofür auch immer ist bei der Bahn vollzogen. (mz)