«Füngers Feinkost» «Füngers Feinkost»: Der Salatspezialist
oranienbaum/MZ. - In jedem Lagerraum ein anderer Geruch, eine andere Temperatur. Mehr als 100 Rohstoffe wollen richtig gelagert sein, bis sie zum Einsatz kommen. Hier stehen nicht die kleinen Haushaltsabpackungen in den Regalen, sondern die ganz großen Gebinde. Pfeffer, edelsüßer Paprika und Kardamom in kiloschweren Säcken, das sind Mengen, die der Köchin daheim ein ganzes Leben reichen.
In der Einsteinstraße von Oranienbaum sind sie jedoch schnell verbraucht und müssen ständig nachgeordert werden. Hier wird zwar nicht gekocht, aber in großem Maßstab Kulinarisches produziert. "Füngers Feinkost" im Dessora-Industriepark ist der sachsen-anhaltische Salatspezialist.
Einen Saisonhöhpunkt hat die 250 Mann und Frau starke Belegschaft bereits hinter sich gebracht. "Als die Grillsaison losging, war hier die Hölle los. Die Produktion von Beilagensalaten übertrifft das Weihnachtsgeschäft", sagt Betriebsleiter Martin Kuckenburg.
Zur Bratwurst und zum Steak lassen sich die Leute landauf und landab eben am liebsten Kartoffelsalat schmecken, und der ist neben Fleisch- und Heringssalaten oder Dressings auch das Hauptprodukt am Standort der Wernsing Unternehmensgruppe, die "Füngers Feinkost" 2010 von einem anderen Unternehmensverbund übernahm.
Gewachsen in der Gruppe
"Seit der Übernahme haben sich für uns die Synergieeffekte erhöht", berichtet Personalleiter Wilfried Ritter. War man vorher mit der Produktpalette eher ein Exot, so gibt es in der Unternehmensgruppe von Wernsing gleich drei Firmen, bei denen ähnliche Produkte vom Band rollen.
Bei "Füngers Feinkost" sind dies rund 200 verschiedene Artikel. Gut 100 wohl gehütete Rezepte für Feinkostsalate, Dressings, Brotaufstriche und Räucherfischartikel kommen zum Einsatz. Aber wie kommt der Salat in den Becher? Wird montags Kartoffelsalat, dienstags Nudelsalat und mittwochs Heringssalat hergestellt? Martin Kuckenburg lacht.
"Schön wäre es", sagt der Betriebsleiter. Doch dieser gut planbare Idealfall stellt sich selten ein, denn die Firma muss unmittelbar auf die Kundenwünsche reagieren, selbst das Wetter wirkt sich auf die Bestellungen aus und da ist es eher die Regel, dass mehrere Produkte täglich produziert werden und auf den Herstellungsstrecken auch gewechselt wird.
"Wir sind da sehr flexibel", so Kuckenburg. Die Kundschaft fordere dies und weiß es zu schätzen, denn "Füngers Feinkost" produziert für quasi alle Handelshäuser, die Eigenmarken führen, auch Discounter. Dass man beim Griff zum Salat im Supermarkt nicht ständig auf den Namen des Produzenten stößt, hat Gründe.
"Wir haben keine Marke", erklärt der Betriebsleiter und untertreibt ein wenig, denn zumindest in einem Produkt findet sich der Firmenstandort wieder. Die Marke "Schlossküche Oranienbaum" liefert den Bezug zum Firmensitz. "Als der Standort hier 1996 gebaut wurde, entschied man sich für dieses Produkt."
Die "Schlossküche"-Salatbecher wie auch all die anderen der verschiedenen Marken und Handelsketten stehen leer und bereits etikettiert gewissermaßen am Anfang der Produktion. Allein diese zu lagern nimmt eine Menge Raum ein. Dafür halten sich die Lagerbestände der fertigen Produkte in Grenzen.
Bei "Füngers Feinkost" steht nichts lange herum. "Wir arbeiten ohne Konservierungsstoffe", berichtet Martin Kuckenburg. Sind die Salate im Becher, dann sind sie fast auch schon auf dem Weg zum Kunden und Endverbraucher. "Von uns bis zum Kühlregal vergeht ganz kurze Zeit", sagt der Betriebsleiter.
Auch das Komponieren der Salate sei hochspezialisiert, denn "wir verwenden Rohware, die so wenig wie möglich weiter behandelt werden muss". Es werden also im Betrieb keine Kartoffeln und Eier gekocht. Lediglich die Wurst wird noch geschnitten und das Gemüse auf eine salattaugliche Größe gebracht. Selbst hergestellt wird jedoch die Mayonnaise, die gewissermaßen die Grundzutat bildet.
Verschiedene Geschmäcker
Martin Kuckenburg und Wilfried Ritter sind all die Salate auch nach vielen Jahren nicht zu viel geworden. "Mir schmeckt der Fleischsalat jedes Mal gut", sagt der Betriebsleiter, sein Personalchef hat einen Hang zum Krabbensalat. Interessant seien die Geschmacksvorlieben der Salatesser in Deutschland. "Es gibt einen Nord-Süd-Unterschied", hat Kuckenburg ausgemacht. Der Norden mag es süßer und in bestimmten Regionen gebe es auch Spezialitäten, die nur für dortige Geschäfte hergestellt werden, beispielsweise den Schwäbischen Kartoffelsalat.
Was mit welchen Zutaten und Zusammensetzungen in die Salatbecher kommt, bestimmt die Abteilung Produktentwicklung. Beide Männer müssen allerdings zugeben, dass es nicht leicht sei, etwas Neues zu entwickeln. "Die Palette ist breit und im Prinzip sind neue Produkte nur Abwandlungen", so Kuckenburg.
Entscheidend bei der Produktentwicklung seien die Kundenwünsche, die indes nicht extravagant sind, denn letztlich geht es in Oranienbaum um Großproduktion. Dafür sprechen nicht zuletzt hunderttausende Abpackungen, die hier täglich in Größen von 150 Gramm bis zu einem Kilogramm in Kartons verpackt werden.
Dass Rührgeräte, Abfüllanlagen oder Fließbänder möglichst wenig still stehen, garantiert ein Zwei-Schicht-System. Zu den 250 Mitarbeitern gehören auch 27 Auszubildende, die bei "Füngers" vor allem Lebensmitteltechniker und Maschinenanlagenführer werden wollen. "Es ist schwierig, Fachkräfte zu finden", sagt Ritter.
Man bilde deshalb in hoher Zahl aus, um den Nachwuchs für die Firma aus den eigenen Reihen zu erhalten. "Wir versuchen dem Trend mit hohen Ausbildungszahlen zu begegnen", so Ritter, der hervor hebt, dass das Unternehmen nach Tarif zahle. Dass sich dies in einer zufriedenen Belegschaft und damit auch in guten Produkten niederschlägt, davon sind sie überzeugt.
Prämierte Produkte
Und das sind auch andere, denn die Treppenhäuser im Verwaltungsbereich in der Einsteinstraße des Dessora-Industrieparks sind eine wahre Leistungsschau. Hier hängt Urkunde neben Urkunde. In 15 Jahren Prämierung durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft gab es für "Füngers Feinkost" 164 Mal Gold, 76 Mal Silber und 29 Mal Bronze sowie den "Preis der Besten in Gold". Auf so gute Ergebnisse kann man sich schon mal den einen oder anderen Salat schmecken lassen.