Frust nach MDV-Erweiterung Frust nach MDV-Erweiterung: Fahrkartenkauf über Bahn-App vorerst nicht möglich

Dessau-Rosslau - Bahntickets für Fahrten zwischen Dessau, Leipzig, Wittenberg, Köthen, Halle, Bitterfeld und anderen Orten können nicht mehr über die weitverbreitete Smartphone-App DB Navigator gekauft werden. Ebenso ist es seit der Erweiterung des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) unmöglich, Fahrkarten innerhalb des MDV-Gebiets über die Website bahn.de zu buchen. Stattdessen werden Bahnfahrer auf die App EasyGo verwiesen oder auf Automaten an den Bahnhöfen.
Für Pendler zwischen Halle und Leipzig mag diese Tatsache nicht überraschen. Diese Städte sind schon lange Mitglied im Verkehrsverbund. Nutzern, die im seit dem 15. Dezember erweiterten MDV-Gebiet wohnen, ist indes diese Verschlechterung des Angebots vorher nicht oder nur verklausuliert mitgeteilt worden: Auf einer Veranstaltung des MDV im Umweltbundesamt wurde mit keinem Wort darauf eingegangen, dass die Bahn-App im Regionalverkehr wertlos ist und man stattdessen eine Insellösung geschaffen hat.
Besonders hart trifft es Inhaber von Bahncards - die müssen wieder an den Schalter
Besonders hart trifft es Inhaber von Bahncards, die bislang - zumindest mit 50-prozentiger Ermäßigung - günstiger unterwegs waren als mit den MDV-Tarifen. Die können Tickets nur noch an Bahnhöfen lösen.
Wolfgang Ball, Pressesprecher der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA), zeigte sich von der Angebotsverschlechterung überrascht und verwies an den MDV. Dessen Pressesprecherin Juliane Vettermann ließ in einer Mail wissen: „Leider ist der Kauf von MDV-Tickets über die Webseite bahn.de und den DB-Navigator bisher nicht möglich, wird aber im Laufe des Jahres 2020 möglich sein. Alle Partner arbeiten derzeit auf Hochtouren daran.“
Ronny Hausdorf vom Fahrgastverband Pro Bahn kommentiert diese Erklärung des MDV mit den Worten: „Das ist Käse.“ Man habe schließlich lange genug von der Erweiterung des MDV-Gebiets gewusst. Andererseits sei das Thema mit Blick auf die Praxis im bisherigen MDV-Gebiet „nicht neu“. „Das war eine Überraschung mit Ansage.“ Was im MDV nicht geht - wenigstens vorerst nicht, das ist in anderen Verkehrsverbünden problemlos möglich.
Andere Verkehrsverbünde zeigen, dass es geht
Beispiel: Der benachbarte Verbund Marego rund um Magdeburg. Wer etwa von Magdeburg nach Schönebeck unterwegs ist, kann über bahn.de oder die DB App das Zugticket lösen. Auch Bus- und Straßenbahnfahrscheine lassen sich online und mobil ohne Extra-App bezahlen. Ebenso bequem funktioniert es etwa im Verkehrsverbund Oberelbe um Dresden. Auch die ungleich größeren Verkehrsverbünde Berlin-Brandenburg oder Rhein-Ruhr können das, wozu der Mitteldeutsche Verkehrsverbund seit seiner Gründung vor 18 Jahren nicht fähig oder willens ist. Pro-Bahn-Mann Hausdorf: „Hier benötige ich die bescheuerte easyGo-App.“
Für Bahncard-Inhaber hat er immerhin einen Tipp parat. Unter Umständen ist es für die günstiger, eine Reiseroute zu wählen, die außerhalb des MDV-Gebiets beginnt oder endet. Von Dessau-Roßlau aus dürfte das aber nur in seltenen Fällen gelingen.
Falls aber jemand von hier nach Güterglück fahren muss und eine Bahncard 50 besitzt, kann er mit der App der Deutschen Bahn bis Frens buchen, in Güterglück aussteigen und hat 3,90 gezahlt. Die Ersparnis gegenüber dem MDV-Tarif liegt bei 1,10 Euro. (mz)