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Friedhof I Friedhof I in Dessau: Mausoleum gibt Rätsel auf - Wer kann bei Recherchen helfen?

Von Danny Gitter 09.05.2020, 13:00
Das Mausoleum Berenhorst auf dem Friedhof 1
Das Mausoleum Berenhorst auf dem Friedhof 1 Thomas Ruttke

Dessau - Jetzt, wo die Bäume auf dem Friedhof I wieder zu voller Blüte kommen, scheint sich ein Bauwerk auf der Südseite noch ein bisschen mehr als in den kahlen Wintermonaten im Schutz der Bäume zu verstecken.

Es ist das Mausoleum der Familie von Berenhorst, das schon seit gefühlten Ewigkeiten ein Schattendasein auf dem Friedhof in der Dessauer Innenstadt zu fristen scheint. Hans-Joachim Mellies, ehemaliger, langjähriger Mitarbeiter des Museums für Stadtgeschichte und bekannter Friedhofskenner will die Ruhestätte ins Licht der Öffentlichkeit rücken.

Dritter Band zur Geschichte der kommunalen Friedhöfe ist in Arbeit

„Ein dritter Band zur Geschichte der kommunalen Friedhöfe in Dessau ist derzeit in Arbeit und auch schon viel dazu recherchiert. Doch ausgerechnet beim Berenhorst´schen Mausoleum kommen wir nicht so recht weiter“, sagt Mellies, der zusammen mit Klaus Behrmann die Broschüre zum historischen Friedhof und zum sich daran anschließenden Friedhof I im nächsten Jahr veröffentlichen will.

Bereits 2014 ist in der Schriftenreihe „Zwischen Wörlitz und Mosigkau“ ein erster Band zum Friedhof III erschienen. 2017 stand dann der Friedhof II (heutiger Pollingpark) im Fokus. Mellies und Behrmann würden gerne auch ausführlich die Architekturgeschichte des Berenhorst´schen Denkmals beleuchten und beschreiben. „Ausgerechnet dazu finden sich kaum Unterlagen im Stadt- und Landesarchiv“, so Mellies.

Also hofft er, dass vielleicht in Dessau-Roßlauer Haushalten noch Wissen dazu schlummert. Wann und von wem das Mausoleum an der Südseite des Friedhofs I erbaut wurde und welche baulichen Veränderungen es vielleicht im Laufe der Jahre gegeben hat, das interessiert Mellies und Behrmann. Zu denen, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben, kann Mellies dagegen einiges erzählen. Aus einer unehelichen Verbindung des Alten Dessauers ist das Adelsgeschlecht von Berenhorst entstanden. „In der Regel kümmerte sich der Fürst auch gut um seine außerehelich gezeugten Kinder, sei es durch finanzielle Unterstützung und der Zuweisung von Rängen und Titeln“, so Mellies.

So begründete ein illegitimer Sohn des Fürsten die Linie von Berenhorst. Seine Nachfahren blieben dem Haus Anhalt-Dessau über Generationen eng verbunden. Vier Mitglieder der Familie, die im 19. Jahrhundert geboren wurden, fanden im Mausoleum auf dem Friedhof I ihre letzte Ruhe. Hohe Ränge im Militär begleiteten Adolph (1843 - 1870) und Karl von Berenhorst (1845 - 1926). Ein anderer Adolph von Berenhorst (1820 - 1903) diente als Herzoglich Anhaltischer Kammerherr und Oberstallmeister.

Neben ihm fand seine Frau Amelie von Berenhorst, geb. von Jena-Nettelbeck (1821-1905) ihre letzte Ruhe im Familien-Mausoleum. Umgebettet aus der Gruft des Palais „Wilhelm“ in der Johannisstraße wurden 1951 Prinz Wilhelm Woldemar (1807-1864) und seine Gattin Caroline Emilie von Clausnitzer (1812-1888) in das Mausoleum auf Friedhof I.

Im März 1968 wurde das Berenhorst'sche Mausoleum umgebettet

Da nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder die Totenruhe der herzoglichen Familie von Anhalt in der Gruft der Marienkirche durch Vandalismus und Diebstahl gestört wurde, veranlasste der damalige zuständige Gemeindepfarrer Alfred Radeloff im März 1968 eine teilweise Umbettung in das Berenhorst´sche Mausoleum.

Später erfolgte dann die Überführung auf den Ziebigker Friedhof, wo bereits andere Mitglieder der herzoglichen Familie bestattet wurden. Das etwas unscheinbare Mausoleum auf Friedhof I hat eine bewegte Geschichte, deren letzte Puzzleteile Mellies mit größtmöglicher Unterstützung aus der Bevölkerung finden und zu einem stimmigen Mosaik zusammenfügen möchte.

››Info: Wer etwas zur Architekturgeschichte des Berenhorst’schen Mausoleums beisteuern kann und möchte, wird gebeten sich per Mail zu wenden an: [email protected]. Postanschrift: Hans-Joachim Mellies, Heidestraße 122, 06842 Dessau-Roßlau. (mz)

Historisches Foto von der Umbettung von Mitgliedern der herzoglichen Familie Anhalt von der Marienkirche in Mausoleum im März 1968
Historisches Foto von der Umbettung von Mitgliedern der herzoglichen Familie Anhalt von der Marienkirche in Mausoleum im März 1968
Ernst Meier