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Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Köthen verliert IC-Halt

Von Steffen Brachert 06.10.2015, 05:34
Ein Intercity macht Halt in Köthen. Mit dem Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn im Dezember wird es das seltener geben.
Ein Intercity macht Halt in Köthen. Mit dem Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn im Dezember wird es das seltener geben. Heiko Rebsch Lizenz

Dessau - Am Anfang war es ein Gerücht. Verliert Köthen einen IC-Anschluss? „Diesen misslichen Umstand hatten wir vor Jahren schon mal“, erinnert sich der Kochstedter Bahnfahrer Udo Schmidt und ist besorgt. „Wir waren damals froh, dass sich das geändert hat.“

Ab dem 13. Oktober sind die neuen Fahrpläne in den Auskunfts- und Buchungssystemen abrufbar. Darauf hat die Deutsche Bahn hingewiesen. Der nächste Fahrplanwechsel selbst erfolgt zum 13. Dezember. Das Besondere: In diesem Jahr verzichtet die Bahn auf Preiserhöhungen, nur bei Sparpreisen gibt es Veränderungen.

Doch das Gerücht ist keines. Zum Fahrplanwechsel im Dezember macht die Deutsche Bahn die Rolle rückwärts: Köthen verliert ab Mitte Dezember einen IC-Halt. Die zwischen Leipzig und Emden verkehrende IC-Linie 56 wird künftig nur noch mit drei Zügen in der Bachstadt halten - und damit den bisher existierenden IC-Stunden-Takt aufheben.

Eingleisige Streckenführungen

„Die umfangreichen Bauarbeiten im Eisenbahnknoten Halle wirken sich aus“, sagt Erika Poschke-Frost, Sprecherin der Bahn in Mitteldeutschland. Der Bahnhof Halle wird für viele, viele Millionen Euro in den nächsten Jahren umgebaut. Mit Konsequenzen für den Bahnverkehr in der gesamten Region, da viele eingleisige Streckenführungen notwendig sind und das Kapazitäten einschränkt. Köthen bleibt nur noch die zweistündliche IC Linie 55 zwischen Dresden und Köln. Auch nach Abschluss der Arbeiten am Bahnknoten Halle. Poschke-Frost bestätigt das auf Nachfrage. Das wird auch nach 2018 so bleiben. Die ICE-Anschlüsse in Hannover und Braunschweig auf der einen Seite und in Halle auf der anderen Seite ließen den Köthen-Halt nicht mehr zu.

Für Udo Schmidt ist das ein Fauxpas gegenüber der zahlenden Kundschaft. Mit Auswirkungen auf Fernreisende und auch viele Pendler. Für die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) war das „im Sinn der Aufrechterhaltung eines funktionierenden Gesamtsystems leider nicht zu verändern“, wie Nasa-Sprecherin Yvonne Steiniger erklärt. Erst „mit geschwindigkeitserhöhenden Umbauarbeiten in den Bahnhöfen Köthen, Stumsdorf und Niemberg“ sei ein Halt aller IC-Züge in Köthen ohne Anschlussverlust an anderer Stelle wieder möglich. „Wir drängen deshalb auf eine zügige Umsetzung des notwendigen Streckenausbaus.“

Die Nasa hat auf die IC-Einschränkungen reagiert. Um Köthen an die Fernverkehrsanschlüsse in Halle anzubinden, wird die RE-Linie Magdeburg – Halle ab Dezember um eine halbe Stunde verschoben. Während des Umbaus im Bahnhof Halle sei diese Maßnahme ohnehin erforderlich, so Steiniger, sie wird danach aber beibehalten. So könnte der Wegfall der IC-Halte zum Teil abgemildert werden, da alle Fahrtbeziehungen mindestens zweistündlich weiterbestehen. Ohne die Verschiebung wären das Umsteigen aus Richtung Köthen nach Frankfurt/Main in Halle und nach München in Naumburg nicht mehr gegeben gewesen.

„Höre das zum ersten Mal“

Veränderungen gibt es auch am Dessauer Hauptbahnhof. Die Nasa nennt die positiven. Ab Dezember wird Dessau an die Leipziger S-Bahn angebunden. Was bedeutet, dass man bis zum Leipziger Markt fahren kann. Der stündliche Regionalexpress nach Berlin-Wünsdorf wird beibehalten. Die Regionalbahn nach Wittenberg soll künftig stündlich fahren - und so in der Lutherstadt die Anschlüsse an den ICE-Verkehr in Richtung Berlin oder München verbessern. Nur im morgendlichen Verkehr wird der Anschluss Richtung Berlin wegen abweichender Fahrpläne im Schülerverkehr zwischen Dessau und Wittenberg einmal weiterhin wie bisher über einen Umstieg in Bitterfeld realisiert. Für die Dessauer ist der Wegfall des IC-Haltes in Köthen zumindest in Richtung Braunschweig und Hannover verkraftbar. Man kann mit dem Regionalexpress nach Magdeburg fahren und dort zusteigen.

Im Köthener Rathaus ist von den Veränderungen zum Fahrplanwechsel noch nichts bekannt. „Ich höre das zum ersten Mal“, äußerte Alexander Frolow, der amtierende Oberbürgermeister, gestern auf MZ-Anfrage. „Wenn es aber so ist, dann ist es ein Einschnitt für die Bahnreisenden und sehr bedauerlich“, sagte Frolow. Ob sich die Deutsche Bahn von ihrem Vorhaben noch abbringen lässt, da hat Frolow große Zweifel. „Wenn der Fahrplan erstmal steht, dann steht er in der Regel auch.“ (mz)

Blick auf den Dessauer Hauptbahnhof: Zum Fahrplanwechsel im Dezember gibt es Veränderungen.
Blick auf den Dessauer Hauptbahnhof: Zum Fahrplanwechsel im Dezember gibt es Veränderungen.
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