Dessauer Rathausturm Dessauer Rathausturm: Blick bis zum Brocken
Dessau/MZ/ABE - Am Ende des Abends wusste der Mann, was er geleistet hatte. 159 Treppenstufen erst hinauf, dann wieder hinunter. Und diese Tour fünf Mal binnen zwei Stunden. Aber Ralf Schüler aus Dessau-Roßlaus Stadtverwaltung nahm die Leute unten auf dem Weihnachtsmarkt gern in Empfang, um sie - im fliegenden Wechsel - 41,24 Meter in die Höhe zu begleiten. Es ist das exakte Maß der Aussichtsplattform des Dessauer Rathausturmes, der insgesamt 73 Meter empor ragt.
Info-Happen auf Weg nach oben
Wer Schüler am Sonnabend noch vor dem endgültigen Einbruch der Dunkelheit durch das Hauptportal des Rathauses in den erstaunlich geräumigen Treppenaufgang folgte, hatte besonderes Glück. Zu dem Zeitpunkt waren der Petersberg bei Halle und sogar - zwar etwas schemenhaft in westlicher Richtung, doch unzweifelhaft kein Wolkengebirge darstellend - der Brocken zu erkennen. „Er ist es wirklich!“, beteuerte Schüler, die ihm wacker nachlaufenden Gruppen unterwegs mit kleinen Informationshappen versorgend.
Da war vom verheerenden Brand des Jahres 1910 die Rede, der am Abend des 2. April - keine zehn Jahre nach Fertigstellung - nicht nur große Teile des Gebäudes, sondern auch unschätzbares Archivmaterial vernichtete, das auf dem Dachboden gelagert worden war. Weit reichende Folgen hatten zudem die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Auf die Giebel zum Markt hin und am Ost- und Westflügel wurde verzichtet. Das hohe Satteldach verschwand zu Gunsten eines flacheren, dem Dachreiter und Luken fehlten.
„Zeit und Material waren eben knapp und nach Kriegsende überhaupt nur 14 Prozent der Stadtfläche bewohnbar“, erklärte Schüler, der sich schon in den angespannten Tagen des Juni-Hochwassers zwei Mal täglich auf den Weg zur Aussichtsplattform gemacht hatte, um zu sehen, wie weit sich die überfluteten Flächen ausdehnten. „Doch auch sonst habe ich den Foto-Apparat eigentlich immer griffbereit. Toll war ein Tag Anfang Februar, als die Welt von Raureif überzogen war und der Tiergarten wie aus dem Märchenland wirkte“, erzählte der Mann aus dem Kulturamt.
Turm-Touren sind buchbar
Neiden muss ihm solche Impressionen niemand. Über die Tourist-Information Dessau-Roßlau können Turm-Touren für maximal 15 Personen gebucht werden. „Es wäre doch schade, wenn wir auf so ein Angebot verzichten würden.“