Dessauer Klinikum Dessauer Klinikum: Grüne Damen nehmen sich Zeit für Gespräche und Nöte
DESSAU/MZ. - Um den Krankenhausaufenthalt im Dessauer Klinikum kam der Senior aus Bräsen nicht umhin. "Doch alle tun hier ihr Bestes", erzählt er und schließt in den Dank die Ärzte, Schwestern und alle anderen, die für den reibungslosen Ablauf sorgen, mit ein. Der Dank gilt auch den "Grünen Damen".
Irene Wendt ist die "Grüne Dame", mit der Max Steudel ins Gespräch gekommen ist. "Das Vorhandensein eines Ansprechpartners ist wichtig", findet der Senior. Dass Menschen ihre Freizeit opfern und versuchen, anderen beizustehen, sei prima, aber nicht überall selbstverständlich: "Das fehlt oftmals in der heutigen Gesellschaft".
Seit nunmehr elf Jahren gibt es am Klinikum die "Grünen Damen", zu denen sich mittlerweile auch ein "Grüner Herr" gesellt hat. Seit neun Jahren ist Irene Wendt dabei, ein Jahr länger ist es Susanna Hahn. Beide Frauen waren zuvor Krankenschwestern. "Eigentlich dachte ich, 40 Jahre Krankenhaus reichen", schmunzelt Susanna Hahn. Zwischen aktivem Dienst und Ehrenamt lagen nur zwölf Monate Pause. Und für beide Frauen ist das Ehrenamt auch nicht mehr wegzudenken, wie das mittlerweile auch für die Stationen, auf denen sie einmal in der Woche für etwa drei Stunden tätig sind, der Fall ist. "Wir fangen das ab, was die Mitarbeiter oft nicht leisten können", sagt Irene Wendt. Denn die Zeit der Schwestern reiche oft nicht mehr aus. "Wir sind extra dafür da, dass wir uns Zeit nehmen für die Patienten", ergänzt Susanna Hahn. Es sei oft hilfreich, hat sie festgestellt, wenn die Patienten jemanden haben, mit dem sie sprechen können - über die ganz normalen Dinge des Lebens, aber auch über Ängste. Teilweise werde am Krankenbett gesprochen, teilweise auch begleiten die "Grünen Damen" Patienten bei Spaziergängen. Frau Hahn erinnert sich an eine kranke Frau im Rollstuhl, die sonst wohl nie das schöne Außengelände des Klinikums erlebt hätte. Meist enden solche Spaziergänge durch das Klinikum im "Raum der Stille". Hier, im blumenumrankten Raum, können Patienten und Angehörige inne halten.
"Gäbe es die Grünen Damen nicht, würden wir viel weniger Menschen erreichen", sagt die evangelische Klinikseelsorgerin Rosemarie Bahn, die gemeinsam mit Bruder Maurice Godenir zum Team der Klinikseelsorge gehört. "Auf fast allen Stationen gibt es jemanden, der etwas abfängt und puffert." Mit dieser mitmenschlichen Nähe und Aufmerksamkeit für die Sorgen und Nöte der Patienten im Klinikum aber auch der alten Menschen im Pflegeheim, tragen die "Grünen Damen" ganz erheblich zum Wohlbefinden der Patienten bei. Wertgeschätzt werde diese Arbeit auch von der Leitung des Klinikums, freut sich die Klinikseelsorgerin. Ihr Wunsch ist es, dass für jede Station eine "Grüne Dame" oder ein "Grüner Herr" gefunden werden, für die Zukunft möglichst auch zwei. "Menschen, die stabil im Leben stehen", mögen sich melden. Bei der ehrenamtlichen Arbeit, empfindet Irene Wendt, "nimmt man mehr mit als man gibt. Man rückt ins Lot, wie wertvoll das Leben ist."