Dessau-Wörlitzer Gartenreich Dessau-Wörlitzer Gartenreich: Dicke Luft im Welterbe

Wörlitz - Im Schloss Wörlitz bei Dessau-Roßlau ist am Freitag großer Bahnhof: Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wird erwartet, das Buch „Flora, Fauna, Gartenfreude“ wird vorgestellt, Sekt und Schnittchen werden gereicht. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hat zum Festakt anlässlich des 250-jährigen Bestehens des Wörlitzer Parks geladen, der mit dem Gartenreich Welterbe-Status genießt. Nur: Der Belegschaft ist überhaupt nicht zum Feiern zumute.
Ende Februar haben sich 73 von 88 Mitarbeitern der Stiftung mit einer Petition an den Landtag und einem Schreiben an den Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung, Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), gewandt. Von einem sich „dramatisch verschlechternden Arbeitsklima“ ist in dem Brandbrief die Rede und von der „großen Sorge, dass sich die Situation weiter verschärft und die Beschäftigten nicht mehr in der Lage sein werden, die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen“.
Verantwortlich dafür sei die amtierende Leiterin der Abteilung Verwaltung. Diese war vor drei Jahren aufgrund unüberbrückbarer Differenzen mit dem Ärztlichen Direktor der Uniklinik Halle von der damaligen Kultusministerin Birgitta Wolff (CDU) an die Wörlitzer Stiftung abgeordnet worden. Und seither sei das Betriebsklima in der Stiftung „innerlich zerrüttet“, erklären mehrere Mitarbeiter, die ungenannt bleiben wollen, im MZ-Gespräch. Die Verwaltungschefin zweifle die Kompetenz nahezu jedes Mitarbeiters an und nehme etwa direkten Einfluss auf die Waldbewirtschaftung und die Pflege der Parks.
"Auf Verschleiß"
Die Stiftung würde unter ihr „auf Verschleiß“ gefahren, freie Stellen würden nicht nachbesetzt, Geld für dringend nötige Investitionen nicht freigegeben und Reparaturen verzögert. Zudem setze die Art und Weise des Umgangs den Mitarbeitern zu; von „erheblichem Mangel an Teamfähigkeit und fehlendem Vertrauen“ ist im Brief an Dorgerloh die Rede.
Und von der Sorge, dass aus der zum 30. Juni befristeten Stelle der in der Kritik stehenden Leiterin ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis wird: Die Stelle ist ausgeschrieben und soll ab 1. Juli besetzt werden. Die Stelleninhaberin soll sich beworben haben, war für die MZ am Donnerstag aber nicht erreichbar.
Der Vorsitzende des Stiftungspersonalrats, Ingo Pfeifer, bestätigt eine „schwierige Situation“ und ein sich stetig verschlechterndes Betriebsklima, will dies jedoch nicht ausschließlich auf eine Person beschränken. „Es ist seit Jahren klar, dass die Stiftung strukturell unterfinanziert ist, doch es wird nicht gegengesteuert“, sagte Pfeifer. Es herrsche Unzufriedenheit, weil es an Technik und Ausstattung mangele. Verschärft werde die Situation dann tatsächlich, „wenn die Mitarbeiterführung die Mitarbeiter nicht mitnimmt“, so Pfeifer.
"Verständnis für die Sorgen"
Stiftungsdirektor Thomas Weiss wisse um die Probleme, „spiele die Situation aber herunter“. Weiss selber erklärte, er habe von der Gesamtproblematik erst durch die Petition und das Schreiben an Dorgerloh erfahren. „Ich habe größtes Verständnis für die Sorgen der Mitarbeiter“, erklärte er, „wir wollen eine Lösung finden“. Ob das gleichbedeutend mit der Neubesetzung der Stelle der Verwaltungsleiterin sei, ließ Weiss offen: Es gebe mehrere Bewerbungen, eine Entscheidung darüber sei noch offen.
Die Krise ausgerechnet im Jubiläumsjahr hat auch Kultusminister Dorgerloh aufgeschreckt. Er bedaure zwar, dass sich die Mitarbeiter nicht zuerst an den Stiftungsdirektor gewandt hätten. Das Schreiben der Mitarbeiter „zeugt aber davon, dass da etwas nicht rund läuft“.
Dorgerloh erklärte, zusammen mit Agrarminister Hermann Onko Aeikens (CDU) und dem Präsidenten der Landeskirche Anhalt, Joachim Liebig - beide Kuratoriumsmitglieder - ein Gespräch mit dem Personalrat zu suchen. (mz)