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Dessau-Weimar-Linie Dessau-Weimar-Linie: Junkerswerke erhielten von 100 Jahren Zulassung für Linienflüge

Von Helmut Erfurth 23.03.2019, 13:00
Dessaus OB Fritz Hesse mit der ersten Junkers-Verkehrsmaschine bei seiner Ankunft in Weimar am 17. Juni 1919.
Dessaus OB Fritz Hesse mit der ersten Junkers-Verkehrsmaschine bei seiner Ankunft in Weimar am 17. Juni 1919. Sammlung Helmut Erfurth

Dessau - Am 17. März 1919 erhielten die Dessauer Junkers-Werke vom Reichsluftfahrtamt der Weimarer Republik die Zulassung zur Durchführung des Luftverkehrs zwischen Dessau und Weimar. Hier in die Klassikerstadt wurde die Nationalversammlung der jungen deutschen Republik einberufen und nicht in die Hauptstadt Berlin, da man dort Unruhen von Kräften befürchtete, die den Schritt Deutschlands vom Kaiserreich zur Demokratie ablehnten.

Im Bewusstsein dieses außerordentlichen Kongresses erhielten die Landesregierung des Freistaates Anhalt wie auch die Bundesländer Bayern, Sachsen und Württemberg die Genehmigung, Kurierflüge durchzuführen, um ihre jeweiligen Abgeordneten schnell und auf kürzestem Weg nach Weimar zu fliegen.

Auch der Dessauer Oberbürgermeister Fritz Hesse flog als Abgeordneter der Nationalversammlung der liberalen DDP (Deutsche Demokratische Partei, heute FDP) nach Weimar und beschrieb in seinen Lebenserinnerungen sehr anschaulich diese Aufbruchszeit, in der sich eine Vielzahl neuer Parteien bildeten. Anerkennend äußerte sich Fritz Hesse zum zuverlässigen Luftbetrieb der Dessau-Weimar-Linie und schilderte seine Flugerlebnisse mit den Junkers-Maschinen.

Hugo Junkers erkannte den Wirtschaftsfaktor Luftfracht.

In dieser innovativen Zeit war es auch Prof. Hugo Junkers, der ein neues Kapitel in der Luftfahrt aufschlug, den Luft-Fracht-Verkehr. Nach Ende des Ersten Weltkrieges, an dem das Flugzeug wieder für friedlichen Einsatz genutzt werden konnte, stand die Personenbeförderung im Vordergrund. Frachtgüter fanden ihr Ziel durch herkömmliche Transportarten: Straße, Schiene, Wasser. An Frachtbeförderung in der Luft dachten nur wenige in der Flugzeugindustrie.

Hugo Junkers aber erkannte den Wirtschaftsfaktor Luftfracht. Zunächst ließ er das offene, zweisitzige Beobachtungsflugzeug Junkers J 10 zur Beförderung für einen Passagier oder für Frachtgut umbauen. Fluggast und Frachtgut waren nun durch ein Kabinendach geschützt. Die Sicht ermöglichten zwei eingebaute leicht gewölbte Fenster. Dieses umgebaute Flugzeug war aus verkehrstechnischer Sicht überaus erfolgreich und sicherlich auch kommerziell ein guter Anfang.

Zwei modifizierte Junkers-Maschinen flogen ab April 1919 im Wechsel die Strecke Dessau-Weimar

Im kombinierten Passagier- und Frachtflug eingesetzt, lieferte die Junkers J 10 Civil wertvolle Erfahrungen und wesentliche Erkenntnisse, die bei künftigen Projektierungen von Verkehrsflugzeugen Berücksichtigung fanden. Daher bildete dieses aus einem Militärflugzeug entstandene Junkers-Verkehrsflugzeug auch den Erprobungsträger für zivilisatorisch-wirtschaftliche Einsatzzwecke.

Hiermit setzte Hugo Junkers schon früh seine Vorstellungen für eine friedliche Nutzung der Luftfahrt um und schuf im weiteren Entwicklungsprozess die wesentlichen Voraussetzungen für den zivilen Luftverkehr.

Zwei modifizierte Junkers J 10 Civil, Zulassung D-77 und D-78, flogen ab April 1919 im Wechsel die Strecke Dessau-Weimar, während im Dessauer Junkers-Flugzeugwerk der Konstrukteur Otto Reuter mit seinem versierten Team bereits einen neuen Flugzeugtyp entwickelt. Innerhalb von wenigen Wochen entsteht die Junkers F 13, das erste freitragende Ganzmetall-Kabinen-Verkehrsflugzeug der Welt, ein einmotoriger freitragender Tiefdecker in Leichtbauweise (Duraluminium) für fünf Passagiere, das am 25. Juni 1919 erfolgreich seinen Erstflug absolviert.

Mit der Industrialisierung in der Luftfahrt begann Globalisierung der Welt

Mit der Entwicklung und dem Bau der Junkers A 20, ein zweisitziges schnelles Post- und Kurierflugzeug sowie der späteren Junkers W 33, ein geräumiges Fracht-Flugzeug, stellte Prof. Junkers die Weichen für die Trennung von Passagier- und Frachtgut-Luftverkehr und schuf so die Basis zum Aufbau eines weltweiten Luftliniennetzes im Fernverkehr zwischen den Kontinenten.

Mit der Industrialisierung in der Luftfahrt, für die Prof. Hugo Junkers in Dessau mit seinen innovativen Forschungen wesentliche Akzente setzte, begann über die weltweiten Fluglinien und Luftverkehrsgesellschaften eine neue Etappe in der Wirtschaftsgeschichte zur Globalisierung der Welt. (mz)

Junkers J 10 Civil mit der Zulassung D-78 auf dem Flugplatz Weimar am 11. April 1919
Junkers J 10 Civil mit der Zulassung D-78 auf dem Flugplatz Weimar am 11. April 1919
Sammlung Helmut Erfurth