Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Neujahrstreff in Mühlstedt: Einfach schön und einzigartig
mühlstedt/MZ. - Punkt 11 Uhr sendet der Himmel die ersten Regentropfen vom Jahrgang 2013 über Dessau, Roßlau und das Rosseltal. Nichtsdestotrotz flitzen Kinder im Vorschulalter über den Rasen im Rosselstadion, lachen mit hellen Stimmchen das Wetter aus und die Leute rundum an. Von denen kommen wieder jede Menge zum Neujahrstreff nach Mühlstedt.
Zum 11. Mal nutzen die Mühlstedter und ihre Nachbarn nunmehr die Gelegenheit, sich in öffentlicher Runde "ein gutes und gesundes neues Jahr" zu wünschen. Zur guten Tradition ist geworden, was 2003 begann. An dem Neujahrstag, da die bis dato selbstständige Gemeinde Mühlstedt zum Roßlauer Ortsteil wurde. Und mit wehenden Fahnen und offenen Armen von der Nachbarstadt empfangen wurde. "Wir waren einer der Ersten, die sich eingemeinden ließen. In absoluter Freiwilligkeit und noch bevor das große Räderwerk der Gebietsreform in Sachsen-Anhalt ins Rollen kam." Ortsbürgermeister Dietmar Böhme ist bis heute überzeugt davon, dass Mühlstedt damals richtig entschieden habe. Die Nachbarn in Thießen beispielsweise, die auf ihrer Eigenständigkeit beharrten, seien heute "irgendwo im Nirgendwo" gelandet und vollständig abgekoppelt. Mühlstedt hingegen ging mit Roßlau und der Städtefusion mit Dessau den Schritt vom Dorf zur Großstadt.
Die Erwartungen und Hoffnungen waren groß. Die emsige Dorfgemeinschaft hat auch einiges bewegen können. So hat im vorigen Jahr der Gemeindekirchenrat mit Unterstützung der Landeskirche Anhalts die verstummten Glocken in der Kirche wieder zum Erklingen gebracht, nachdem der marode Glockenstuhl erneuert werden konnte. Andere Wünsche gingen nicht in Erfüllung. So ein neues Feuerwehrgerätehaus oder ein Bürgertreff. Hier bleibt der Ortschaftsrat weiter auf sein provisorisches "Hauptquartier" in der Gaststätte Kleeßen angewiesen. Und so bleibt der "Erhalt des Feuerwehrstandortes Mühlstedt" auch der größte Wunsch vom Ortsbürgermeister für 2013. Und darein spielt auch passend ein wichtiges Jubiläum: 2013 begeht die Freiwillige Feuerwehr Mühlstedt ihren 100. Jahrestag, die am 22. Februar 1913 gegründet wurde.
Die guten Wünsche zum neuen Jahr überbringt am Rosselufer auch wieder Kreisoberpfarrer Jürgen Tobies. Mit auf den Weg gibt Tobies den Versammelten - wie immer - die Jahreslosung 2013, jenen von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen tatsächlich und wortwörtlich ausgelosten Leitvers für das Jahr. Diesmal sind es Zeilen aus dem Hebräerbrief 13, 14. "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir." Für Jürgen Tobies ist das ausdrücklich "keine politische Losung". Die Stadt und auch ihr Name sollten ruhig so bleiben, wie es ist. Die christliche Botschaft der Losung ziele auf die Suche nach dem Neuen Jerusalem, nach der der über alles Jetzige hinausreichenden Ewigkeit, die Sicherheit bietet über Stadtmauern hinaus.
In der Sicherheit der Gemeinschaft wohl fühlen sich am Neujahrstag im Rosselstadion nicht allein die Mühlstedter. Den kürzesten Fuß- oder Radweg hatten die Meinsdorfer. Wolfgang und Marina Fittkau sind zum dritten Mal beim Treff dabei, Karin Kürschner und Hans-Peter Meißner schon seit zehn Jahren. Meinsdorf und Mühlstedt hätten schon immer zusammengehört, so das muntere und überhaupt nicht verkaterte Quartett. Die Mühlstedter Kinder kamen schon immer in die Meinsdorfer Schule und die Meinsdorfer zur Christenlehre nach Mühlstedt. Sich hier an der Schwelle des neuen Jahres wiederzusehen, sei "einfach schön". Und auch, dass nach der Weihnachtsschlemmerei zu Hause jetzt mal die Küche kalt bleiben kann, tut gut. Für Deftiges vom Grill sorgen Dirk Pflug, Dieter Richter und Kassenchefin Ingrid Wolter: "Auf ein gutes Neues! Bratwurst oder Buletten?"
Auch die Nachbarn aus Roßlau haben sich auf den Weg rosselaufwärts gemacht wie Hans und Ingrid Richter. Aus Rodleben sind Detlef Rudolph, Günter Leps und Jürgen Böhme gekommen. Auch die Dessauer fehlen nicht, wie Gerald Fiolka und Peter Tippmann. "Wie die Leute hier zusammenhalten, das ist einfach einzigartig und Klasse", so der Altener Tippmann.