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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Heizung für den Schreibtisch

Von STEFFEN BRACHERT 15.09.2011, 16:34

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Der Knopf ist unscheinbar am Rand des Schreibtisches untergebracht. Der damit ausgelöste Effekt aber ist schnell spürbar. Kuscheliges Wohlbefinden macht sich beim Streichen über die Tischplattte breit - und Staunen. Ein Schreibtisch mit Heizung? "Warum nicht?", fragt Joachim Laub, der neue Geschäftsführer der Systemmöbel Dessau. "Das ist unser neuestes Projekt."

Zukunft und Vergangenheit

Oben in der zweite Etage eines alten Verwaltungsgebäudes steht pünktlich zum 20. Geburtstag die Zukunft des mittelständischen Dessauer Möbelunternehmens, das eine bewegte Vergangenheit hat. 1867 als Sägewerk gegründet, hatte das Unternehmen wechselnde Eigentümer, bis es 1952 Teil des VEB Vereinigte Sägewerke Dessau wurde und 1972 begann, verschiedenste Möbel herzustellen.

Mit der Wende wurden die VEB Möbelwerke Dessau in sieben Kapitalgesellschaften umgewandelt, eine davon war die Systemmöbel Dessau GmbH, die 1991 von der Mauser Waldeck AG übernommen wurde. 2,5 Millionen Euro investierten die neuen Eigentümer. Aus 50 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro wurden bis zum Jahr 2000 fast 100 Mitarbeiter und ein Umsatz von immerhin neun Millionen Euro.

Bis die Krise kam um die Jahrtausendwende - und das Mauser-Imperium in die Insolvenz riss. Obwohl die Firma profitabel gearbeitet hatte, war Systemmöbel Dessau plötzlich Teil der Insolvenzmasse. Bis im Jahr 2005 Michael Papenheim, Klaus Schrewe, Bernd Teppe und Uwe Störmer die Geschäftsanteile von der Mauser Waldeck AG übernahmen - und der Systemmöbel Dessau GmbH wieder eine Zukunft gaben. Für dieses Jahr strebt das Unternehmen mit seinen 45 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro an.

Der nächste Schritt steht bevor und ist eng mit dem Namen Franck Ferreyrolles, einem Unternehmer aus dem Fürstentum Monaco, verbunden, der seit dem 31. Mai 60 Prozent der Gesellschaftsanteile der Systemmöbel Dessau übernommen und Joachim Laub zum 1. Geschäftsführer gemacht hat.

Ferreyrolles Firma Neo und die Systemmöbel Dessau haben seit einigen Jahren zusammengearbeitet und vor allem Spezial-Computer-Möbel für Hewlett Parckard und Microsoft entwickelt und hergestellt. "Seit Anfang 2011 haben wir diskutiert, wie wir das ausbauen können", erzählt Ferreyrolles am Tag nach seinem 40. Geburtstag, den der Unternehmer bei seinem Bruder in Berlin gefeiert hat. Die Übernahme sehen alle Beteiligten als logischen Schritt. "Das gibt Sicherheit für meine Firma Neo und eröffnet viele neue Möglichkeiten", sagt Ferreyrolles, dessen internationale Kontakte wiederum der Systemmöbel Dessau GmbH helfen sollen. "Wir wollen gemeinsam ein Level erreichen."

"Wir haben einen großen Kunden zum Mitgesellschafter gemacht", sagt Michael Papenheim, der zweiter Geschäftsführer in Dessau und erster Geschäftsführer beim Systemmöbel-Schwester-Unternehmen Mauser Sitzkultur im nordwest-hessischen Twistetal-Berndorf ist, das 2003 aus dem Mauser-Imperium hervorgegangen ist. Die Synergien sind zahlreich. "In Dessau sind beispielsweise die Innenarchitekten konzentriert. Berndorf kümmert sich um den zentralen Einkauf", berichtet Papenheim. Entscheidend aber sei etwas anderes. "Wir können als Komplettanbieter auf einem umkämpften Markt agieren."

Produkte in Bauhaus-Tradition

Das Dessauer Unternehmen sieht Papenheim gut aufgestellt. Seit 2007 wurden eine Million Euro in moderne Maschinen investiert. "Wir setzen auf Produkte, die so noch keiner gesehen hat, mit Eigenschaften, die es so noch nicht gibt", gibt der neue Geschäftsführer Laub die Devise vor. Und das in bester Bauhaus-Tradition: Die Form folgt der Funktion.

Der beheizbare Schreibtisch der neu entwickelten Serie 1900 steht dafür exemplarisch. 190 Watt verbraucht die eingebaute Infrarot-Technologie. 2 000 Watt ein sonst üblicher Heizstrahler. "Unser Produkt", sagt Papenheim, "amortisiert sich über sinkende Betriebskosten fast von allein."" Zumal ein warmer Schreibtisch ein kühleres Zimmer erlaubt. "Und das lässt einen dann auch klarer denken."