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Deponie Scherbelberg Deponie Scherbelberg in Dessau: Wo aus jährlich 30.000 Müll wieder Euros werden

Von Danny Gitter 28.10.2017, 09:55
Dietmar Kornetzky, der Abfallbeauftragte der Stadt, hat den Wertstoffkreislauf kritisch im Blick.
Dietmar Kornetzky, der Abfallbeauftragte der Stadt, hat den Wertstoffkreislauf kritisch im Blick. Lutz Sebastian

Dessau - Einmal in der Polysiusstraße nach rechts abbiegen und schon öffnet sich dem Besucher ein Mikrokosmos, wo wichtige Dienste für die Stadt geleistet werden. Die Deponie Scherbelberg ist der Dessau-Roßlauer Dreh- und Angelpunkt, wenn es um Müll und dessen Entsorgung geht.

Rund 19.000 Tonnen Abfall, vom Haus- und Sperrmüll über Elektroschrott bis hin zu Bauschutt und Schadstoffen wurden alleine im vergangenen Jahr hier angenommen, umgeschlagen und abtransportiert. Hinzu kommen noch einmal rund 12.000 Tonnen Bioabfall.

Das Geschäft mit dem Müll ist in Dessau eine saubere und relativ geruchsarme Angelegenheit

„Da könnte man meinen, dass das alles zum Himmel stinkt“, erzählt augenzwinkernd Dietmar Kornetzky. Er ist der Abfallbeauftragte der Stadt. Doch das Geschäft mit dem Müll ist eine saubere und relativ geruchsarme Angelegenheit.

Unten auf dem Gelände, wo die Besucher, die etwas abzugeben haben, samt ihrem Fahrzeug erst einmal gewogen werden, ehe sie ihren diversen Müll in den dafür vorgesehenen Containern und dichten Abfallbehältern entsorgen, geht alles relativ sauber über die Bühne.

Rund 47 Meter weiter oben auf dem Berg befindet sich die Umschlaghalle. Dort wird täglich das, was von den Sammelfahrzeugen am Straßenrand aufgelesen und aus den Containern geholt wird, angeliefert.

Sammelfahrzeuge liefern täglich bis zu 60 Tonnen Müll

Bis zu 60 Tonnen werden täglich hier ausgekippt, grob sortiert, von Baggern umgeladen und dann in die Müllverbrennungsanlage nach Magdeburg-Rothensee gebracht. Das stiebt ein bisschen und lässt etwas die Nase rümpfen. Doch begrenzt sich die Geruchsbelästigung nur auf die unmittelbare Umgebung der Umschlaghalle. Weiter weg stinkt es definitiv nicht.

Alles sauber hier, auch von der Bilanz her. 2,495 Millionen Euro standen 2016 auf der Habenseite der Deponie. Ungefähr ebenso viel durch Personal- und Unterhaltskosten sowie andere Ausgaben auf der Sollseite. Einen Löwenanteil, mit ungefähr zwei Millionen Euro, tragen die Müllgebühren zur Finanzierung der Deponie bei.

Auch erhobene Entgelte für bestimmte Abfälle, die zum Scherbelberg von den Bürgern gebracht werden, spülen Geld in die Kasse. Unter anderem für Spermüll, Bauschutt, Holz, asbesthaltige Baustoffe und Reifen wird ein Unkostenbeitrag fällig. Elektrogeräte, Schadstoffe, wie Farben, Verdünner, Lösungsmittel und Medikamente sowie Schrott, Papier und Altglas können dagegen kostenlos entsorgt werden. „Alles muss sich aber im handelsüblichen Rahmen bewegen“, betont der städtische Abfallbeauftragte.

Mitarbeiter der Deponie haben ein Herz für Gartenbesitzer

Im Dezember und Januar haben die sechs Mitarbeiter der Deponie auch ein Herz für Gartenbesitzer und nehmen kostenlos Baum- und Strauchverschnitt entgegen. Das ist laut Schilderungen von Kornetzky ein Entgegenkommen für das von der Stadt erlassene Brennverbot für Gartenhölzer.

Außerhalb dieser Zeit muss ein Gebühr für die Entsorgung entrichtet werden. „Manche Entsorgung wurde dagegen von den Kunden schon im Laden bezahlt“, erzählt Kornetzky. Er denkt da an Altglas und vor allem an Elektrogeräte. Im Verkaufspreis ist da die Entsorgung und der Wertstoffkreislauf schon mit einkalkuliert.

Scherbelberg produziert Methangas im Wert von über 200.000 Euro

Der Scherbelberg selbst, der 1935 errichtet und seit 2009 endgültig stillgelegt ist, trägt mit seinen rund fünf Millionen Tonnen begrabenen Müll noch heute aktiv zur Finanzierung der Deponie bei. Die aus den organischen Abfällen entstandenen Mikroorganismen produzieren Methangas.

Mit Hilfe eines Blockheizkraftwerks und eines Generators wird daraus Wärme und Strom gewonnen. Das brachte 2016 Einnahmen von rund 214.000 Euro. Und die nächste Geldquelle hat die Stadt schon im Visier.

„Anfang 2018 wird auf dem Gelände eine Vergärungsanlage für Bioabfälle gebaut“, verrät Kornetzky. Was bisher nach Vockerode oder Oranienbaum gebracht wurde, spült als Wärme und Strom ab nächstem Jahr dann direkt vor Ort weiteres Geld in die Stadtkasse. (mz)

Auch Müllentsorgung kommt nicht ohne Formulare aus.
Auch Müllentsorgung kommt nicht ohne Formulare aus.
Lutz Sebastian
Schrott vor der Abholung
Schrott vor der Abholung
Lutz Sebastian