Drei Jahrzehnte nach Ende der Produktion Christian Böhm aus Dessau hat mit dem Trabant sein Traumauto gefunden
Seit drei Jahrzehnten werden die Autos nicht mehr gebaut. Trotzdem haben sie nach wie vor ihre Liebhaber. Der Dessauer Christian Böhm ist einer von ihnen.
Dessau - Wenn er um die Ecke biegt, dann huscht so manchem ein Lächeln ins Gesicht, einige winken: Mit seinem Trabant 600, Typ P60, fällt Christian Böhm definitiv auf. „Ein Alltagsauto ist es für mich zwar nicht, aber er ist alltagstauglich“, erzählt der 55-Jährige, der stolz ist auf sein Gefährt. „Das ist genau so alt wie ich“, schmunzelt der Walderseer.
Die Liebe zum Trabi, die kam bei Christian Böhm erst weit nach der Wende auf. Zu DDR-Zeiten besaß er einen Saporoshez, später einen Lada. Und nach 1990 war die Markenwelt schier explodiert. Böhm schwört auf seinen Mercedes. Trabis wollte kaum noch jemand haben. Aber dann hatte Böhm seinem Sohn eine Trabi-Tour versprochen.
Irgendwann kam der Gedanke, einen Trabi zu haben, der genauso alt ist wie er selbst: Baujahr 1965
Erst wollte er ein Auto leihen, erstand dann aber im Internet einen himmelblauen Trabant - und um Böhm war’s geschehen. Nun ja, dass er es mit der Limousine gerade so in den Werkstatthof seines Kumpels schaffte, geschenkt. Das Auto wurde flott gemacht. „So ging es dann los. Rund 500 Kilometer fast ohne Probleme, mein Kind war glücklich und ich hatte den Gedanken - den behältst du.“ Freilich, auch danach musste am Trabi allerhand - wenn nicht gar fast alles - gemacht werden, damit er seine Vollabnahme erhielt. Doch Böhm hatte Blut geleckt. Irgendwann kam der Gedanke, einen Trabi zu haben, der genauso alt ist wie er selbst: Baujahr 1965.
Die Limousine fährt nun sein Sohn. Böhm hatte - angesteckt durch einen Bekannten - aber erstmal einen Trabi Kübel erstanden. „Der wird jetzt gerade fertiggebaut“, sagt der Schrauber.
Die Kombikarosse stammt aus dem Karosseriewerk Meerane
Denn in der Zwischenzeit bekam er den 600er-Kombi. „Ich weiß nicht warum, aber das Fahrzeug war schon immer mein Traum.“ Eigentlich hatte sein Sohn den Wagen aus Mildensee angeboten bekommen. „Ich habe gut ein halbes Jahr gebraucht, ihm den dann abzuschwatzen“, schmunzelt er. Und er erhielt ihn zerlegt. Auf seiner Seite im Internet kann man anhand der Fotos und Beschreibungen eine Ahnung davon bekommen, wie viel Arbeit investiert werden musste, um den Kombi wiederherzustellen. „Der war komplett zerlegt“, erinnert sich auch Böhms Frau Andrea fünf Jahre zurück.
So originalgetreu wie möglich sollte das Fahrzeug wieder aufgebaut werden. Die Kombikarosse stammt aus dem Karosseriewerk Meerane. Warum das? Der Kombi hat ein Blechdach - und keines aus Duroplast. An Ersatzteile zu kommen, sagt Böhm, geht relativ gut. „Zu DDR-Zeiten hatte jeder gehortet, was er kriegen konnte“, erzählt er. Zudem würden Ersatzteile in Deutschland und Ungarn nachgebaut. Man könnte die Restaurierung freilich Werkstätten überlassen für einen hohen Preis. „Doch das ist nicht mein Ding“, sagt der Stadtwerke-Mitarbeiter, der gerne vieles selber macht.
„Obwohl er so klein ist, ist es erstaunlich, wie viel Platz man darin hat“
„Obwohl er so klein ist, ist es erstaunlich, wie viel Platz man darin hat“, sagt Böhm zum Trabi. Für den 1,93 Meter großen Mann ist es kein Problem ein- und wieder auszusteigen. Aber Böhm und seine Frau staunen dennoch, „wie die Leute früher damit bis an den Balaton gefahren sind“.
Sie gibt gerne zu, nach zwei- oder dreistündigen Touren froh zu sein, wenn sie aussteigen könne. Auch wenn die Fahrt noch so schön ist, beispielsweise bei Ausfahrten des Dessauer Oldtimerstammtisches oder zu Trabitreffen. Einig sind sich Böhms auf jeden Fall: Der Trabi ist einfach Kult.
Mehr Informationen auf www.trabant-dessau.de und www.oldtimerstammtisch-dessau.de