Bund kauft IDT-Impfstoff Bund kauft IDT-Impfstoff: Deutschland sichert sich Serum der Firma aus Dessau-Roßlau
Dessau-Roßlau - Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht von Andreas Neubert ab, als er am Montag über die ersten Ergebnisse der Phase-I-Studie sprach. „Wir sind schon sehr zufrieden mit den Daten, die wir bis jetzt zu unserem Impfstoff haben“, sagte der Entwicklungsleiter der Dessau-Roßlauer Pharmafirma IDT Biologika. Deren neu entwickeltes Serum soll gegen das Coronavirus immun machen. Die 30 Probanden, denen das Mittel in der ersten Phase verabreicht wurde, hätten die Gabe gut vertragen. Und das war nicht die einzige positive Nachricht, die am Montag bei IDT verkündet wurde.
Fünf Millionen Impfdosen
Denn in den Biopharmapark war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gekommen, um sich zum einen die Produktion des Impfstoffherstellers anzuschauen. Aber auch, um den Kauf von fünf Millionen Dosen des IDT-Impfstoffs sowie eine Investition von 30 Millionen Euro in den Standort zu verkünden. Mit den Finanzmitteln sollen die Produktionskapazitäten ausgebaut werden. Geplant ist eine Anlage, die 32.000 Injektionsflaschen pro Stunde abfüllen kann. „Das ist gut angelegtes Geld und eine Investition in unsere Zukunft“, sagte Minister Spahn. Denn diese Zukunft verliere an Schrecken, wenn ein Impfstoff gefunden sei. Und derzeit gebe es Anlass zur Zuversicht, dass spätestens im kommenden Jahr ein solches Serum bereitstehe.
Im Rennen um den ersten Impfstoff ist IDT allerdings nicht in der Spitzenposition. Der deutsche Hersteller Biontech sowie das US-Unternehmen Moderna haben alle klinischen Phasen bereits durchlaufen und stehen kurz vor der Zulassung ihrer Mittel. Im besten Fall, das bestätigte auch Minister Spahn, könnten in Deutschland schon in diesem Jahr die ersten Personen geimpft werden. Der Bund hat sich dazu bereits 86 Millionen Dosen des Biontech-Mittels gesichert.
Dass trotz der Fortschritte anderer Firmen auch IDT weiter gefördert wird, sei laut Spahn ein strategisches Vorgehen. „Wir setzen nicht nur auf eine Technologie oder einen Hersteller.“ Bei der Impfstoffentwicklung könne es immer auch Rückschläge geben, so dass einer der Favoriten nicht ins Ziel kommt. Entsprechend wichtig sei eine Auswahl.
Wie unterschiedlich auch die Impfstoff-Konzepte sind, wird etwa beim Vergleich von IDT und Biontech sichtbar. So handelt es sich beim Dessauer Produkt um einen Vektorimpfstoff. Mittels eines harmlosen Trägervirus werden Antigene des Coronaerregers in den menschlichen Körper gebracht, der darauf eine Immunantwort entwickelt. Biontech hingegen verwendet einen mRNA-Impfstoff. Dabei werden keine Antigene injiziert, sondern der Körper dazu gebracht, die Antigene selbst zu bilden. Ein großer Vorteil des IDT-Mittels könnte sein, dass er nach aktuellen Erkenntnissen auch bei Kühlschranktemperatur lange lagerbar ist. Der Biontech-Impfstoff hingegen muss bei -70 Grad aufbewahrt werden, was logistisch eine Herausforderung ist.
Zulassung Ende 2021
Mitte Dezember, so erklärte es IDT-Geschäftsführer Jürgen Betzing am Montag, sollen die kompletten Ergebnisse der Phase-I-Prüfung vorliegen. Anschließend wolle man nahtlos zur zweiten Phase übergehen, die dann im April abgeschlossen sein könnte. Im kommenden Sommer folgt dann die dritte Überprüfungsstufe. „Wenn alle klinischen Testphasen gut laufen, sollte Ende 2021 ein beschleunigtes Zulassungsverfahren beantragt werden können“, sagte Betzing.
Bereits jetzt ist die Produktion des Impfstoffs jedoch schon angelaufen. Die ersten fünf Millionen Dosen, die Deutschland bestellt hat, werden bis Ende des Jahres geliefert. Im kommenden Jahr wird die Herstellung auf 50 bis 100 Millionen Dosen gesteigert. Sollte sich das Mittel von IDT als wirksam erweisen, stehen die Abnehmer bereit. „Es gibt schon zahlreiche Anfragen aus der ganzen Welt“, sagte Jürgen Betzing. (mz)