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«Bücherwurm» «Bücherwurm»: Geschäftsstart mit ein paar Metern Bücher im Regal

Von Thomas Steinberg 09.03.2004, 17:31

Dessau/MZ. - Max Frisch steht bei ihm im Schaufenster. Drei Bände oder vier. "Stiller" ist dabei.

Früher, vor 15 oder 20 Jahren, hätte Ralf Schumacher gute Kontakte zum Buchhändler seines Vertrauens oder aber viel Glück benötigt, die Bücher des Schweizer Schriftstellers zu kaufen. Heute wird er sie nicht mehr ohne weiteres los. Schumacher betreibt seit drei Jahren ein kleines Antiquariat in Dessau-Ziebigk. "Bücherwurm" heißt es, und etwa 5 000, 6 000 Titel hat er im Bestand. Das Geschäft ist mühselig. "Das kann man nicht aus einem kaufmännischen Blickwinkel sehen. Das ist eine Sache mit Herzblut."

Ralf Schumacher, 44, der sagt, er schreibe sich wie der Rennfahrer, also mit F und ohne H, ist früh Büchernarr geworden. Mit Büchern zu Weihnachten konnte man ihm schon als Kind die größte Freude bereiten. Über die Jahre entstand so eine beträchtliche Bibliothek: 2 500, 3 000 Bücher standen in ihr. "Ich hab sie nicht gezählt." Und ständig kamen neue Bücher dazu. In Brandenburg kannten die Buchhändler den lesehungrigen Offizier der Nationalen Volksarmee.

Als die NVA in der Bundeswehr aufgegangen war, brauchte sie den Offizier Schumacher nicht mehr. Und Schumacher versuchte, sein Hobby zum Beruf zu machen: Im Berliner Stadtbezirk Schöneberg übernahm er ein Antiquariat. Der Vorgänger hinterließ ein paar Meter Bücher, Schumacher stellte welche aus seiner Bibliothek dazu. Die erste Lektion, die er lernen musste: Verkaufen möchten viele. Kaufen deutlich weniger.

Ein neuer Job seiner Frau brachte die Schumachers schließlich nach Dessau, wo er, nun in der Kornhausstraße, erneut ein Antiquariat eröffnete. Das bietet keine bibliophilen Kostbarkeiten, doch preiswerte Schnäppchen lassen sich allemal machen: 4,80 Euro für Schneiders "Schlafes Bruder" sind wirklich nicht zu viel. Und ansonsten findet sich hier alles von Perry-Rhodan-Bänden über Insel-Bücher bis hin zur "Geschichte der preußischen Post".

Was man vergeblich sucht: Konsalik oder Uta Danella, "Alles Leute, die 50 Bücher im Jahr schreiben", wie Schumacher spottet und die er auch nicht abnimmt, weil sie schlicht und einfach antiquarisch unverkäuflich sind. Was Schumacher dagegen ständig sucht, sind so genannte Regionalia, vor allem (alte) Bücher über Junkers, das Bauhaus, die Fürsten, Mundartbücher und Bücher zur anhaltischen Geschichte.

Ein schwieriger Markt, sagt Ralf Schumacher. Denn: "Die meisten, die so etwas haben, sind Sammler. Und die geben es nicht her."