Bewerber müssen warten
Dessau/MZ. - Doch im Jahr 2006 sollen sie nicht mehr aufgenommen werden, teilte der Vereinsvorstand ihnen mit.
Der Vorstand habe ein generelles Aufnahme-Stopp für Neumitglieder beschlossen, heißt es in dem Brief. Erst nach der Mitgliederversammlung und der Vorstandsneuwahl am 12. Januar des neuen Jahres werde der neue Vorstand über ihre Aufnahmeanträge entscheiden. Nicht, ohne zuvor in einem persönlichen Gespräch die Beweggründe für die gewünschte Mitgliedschaft geklärt zu haben.
"Das wirft schon ein seltsames Licht auf den Verein", meint Jürgen Purschke, einer der Antragsteller, zu diesem Brief. Er vermutet, dass mit dieser Verfahrensweise verhindert werden soll, dass auch neue Mitglieder am 12. Januar für den neu zu wählenden Vorstand kandidieren. "Das hatte ich auch vor", gibt er unumwunden zu. "Ich finde einiges an der bisherigen Vereinsarbeit verbesserungswürdig und wollte mein Wissen und mein Engagement einbringen", so der Tierarzt, der die Arbeit des Tierheimes aus seiner engen Zusammenarbeit mit der inzwischen gekündigten Tierheimleiterin Anja Wicke kennt.
Dass bei den 20 Mitgliedsanträgen echtes Tierschutzinteresse der Beweggrund für den Aufnahmewunsch ist, zweifelt Vorstandsmitglied Daniela Koppe hingegen an. "Hier stehen zumeist persönliche Interessen im Vordergrund", vermutet sie und beruft sich dabei auf Telefongespräche mit zwei der Antragsteller. "Mit dem vorübergehenden Aufnahmestopp wollen wir die Interessen unserer langjährigen Mitglieder schützen, denn am 12. Januar sind grundlegende Entscheidungen zu treffen und die sollen ausschließlich von denen getroffen werden", erklärt sie das Vorgehen des Vorstands, der damit durchaus satzungsgemäß handele. "Es gibt keine zeitliche Aufnahmefrist." Auch sei ja keiner abgewiesen worden, sondern die Entscheidung lediglich vertagt.
Mit der Einladung zur Mitgliederversammlung sind die Mitglieder über den vorübergehenden Aufnahmestopp informiert worden. Ob sie der Argumentation des Vorstands folgen, wird sich am Freitag zeigen. Ein Eilantrag an das höchste Organ des Vereins soll nämlich die Mitgliedschaft der 20 Antragsteller kurzfristig erwirken.
Auch Rentnerin Ina Grünberg meint, dass die Arbeit des Vereins verbessert werden könnte. Sie hatte sich für einen Beagle-Welpen interessiert und sich im Tierheim vorgestellt. "Ich erklärte mich bereit, den Hund sofort zu übernehmen", schreibt sie in einem Brief an die MZ. Aus ihrer Sicht waren dafür alle Voraussetzungen erfüllt: "Ein Haus mit Garten, eine Rentnerin, die ständig Zeit für ihn hat." Trotz ihres Interesses veröffentlichte der Verein ein paar Tage später ein Vermittlungsgesuch, was Ina Grünberg sehr verärgerte. "Ich kann eine solche Verfahrensweise nicht verstehen." Da sie auch später keine Nachricht aus dem Tierheim erhalten hatte, hat sie sich anderweitig nach einem Hund umgesehen. Ina Grünberg bedauert das, denn sie hätte gern etwas für die Tiere im Tierheim getan, wie sie in ihrem Brief betont.