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Bangen um Warenhaus Bangen um Warenhaus: Karstadt in Dessau steht vor dem Aus

Von Carla Hanus und Steffen Brachert 11.05.2015, 20:47
Die Dessauer Karstadt-Filiale wurde am Montagabend schon 18.30 Uhr geschlossen. Grund war eine Mitarbeiter-Versammlung.
Die Dessauer Karstadt-Filiale wurde am Montagabend schon 18.30 Uhr geschlossen. Grund war eine Mitarbeiter-Versammlung. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau - Das Dessauer Karstadt-Warenhaus soll zum 31. März 2016 geschlossen werden. Das hat das Düsseldorfer „Handelsblatt“ am Montagabend exklusiv gemeldet. Neben Dessau sind nach Informationen der Düsseldorfer Wirtschaftszeitung auch noch Filialen in Bottrop, Recklinghausen, Neumünster, Mönchengladbach-Reuydt mit insgesamt 477 Mitarbeitern von dem Aus betroffen. Der Karstadt-Konzert wollte die Meldung offiziell nicht bestätigten. Allerdings schloss das Dessauer Karstadt-Warenhaus am Montag schon um 18.30 Uhr die Türen. In den Eingangstüren hingen Zettel, die dies mit einer „Mitarbeiterversammlung“ begründeten. Nach MZ-Informationen wurde dort das Aus verkündet. Am Dienstag soll das Haus später öffnen, weil weitere Mitarbeiter-Gespräche anstehen.

2014 noch außen vor

Um den Karstadt-Standort Dessau hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder Spekulationen gegeben. Bei einer Schließungsrunde im Oktober 2014 war die Filiale am Dessauer Rathauscenter außen vor geblieben. Damals hatte der in finanziellen Schwierigkeiten steckende Warenhaus-Konzern das Aus für sechs Filialen verkündet. Neben Hamburg-Billstedt und Stuttgart betraf das noch Göttingen, Köln, Frankfurt/Oder und Paderborn. Dessau atmete auf. Aber nur kurzzeitig, wie sich nun zeigt. Der Karstadt-Aufsichtsrat will heute über die weiteren Sanierungsschritte entscheiden.

Mit der Schließung von weiteren fünf Filialen hätte der Konzern nur noch 76 Warenhäuser. Bei den fünf nun betroffenen Standorten soll es sich nach „Handelsblatt“-Informationen um solche handeln, deren Umsätze seit Jahren zurückgehen und die keine Chance mehr auf den Turnaround haben. Zudem sei in den jeweiligen Städten sowohl die Bevölkerungsentwicklung als auch die Kaufkraft rückläufig. Zumindest die letzten beiden Gründe passen auf Dessau-Roßlau.

Die Dessauer Karstadt-Filiale hat in den vergangenen Jahren schon einen erheblichen Personalabbau erlebt. Gab es in den 1990er Jahren noch mehr als 200 Mitarbeiter, sind es derzeit 80. Seit dem 4. Mai hat die Filiale nur noch bis 19 Uhr geöffnet. Man wolle das verbliebene Personal so einsetzen, dass es der Kundenfrequenz entspreche. Der Dessauer Karstadt-Betriebsrat hatte diese Entscheidung mitgetragen.

Das Dessauer Karstadt-Warenhaus hatte 1994 in der Ratsgasse 2 seine Pforten geöffnet. Erst ein Jahr später wurde das Rathauscenter fertiggestellt, das als „Nachbar unter einem Dach“ im September 1995 eröffnet wurde.

Karstadt verfügt über eine Verkaufsfläche von insgesamt 14000 Quadratmetern und beschäftigte in den Anfangsjahren mehr als 200 Mitarbeiter. Jetzt sind es noch 80.

Für die Dessauer Innenstadt ist das angekündigte Karstadt-Aus ein herber Rückschlag. Gerade erst will die Stadt fünf Millionen Euro in den Umbau der Kavalierstraße investieren, um das Umfeld des künftigen Bauhaus-Museums attraktiver zu gestalten.

Magnet seit 20 Jahren

Karstadt sei seit über 20 Jahren ein Magnet mit einer Sogwirkung für Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und natürlich Dessau-Roßlau, sagt Manfred Piotrowsky, Dessaus IHK-Chef, weil es dort nirgendwo anders ein solches Kaufhaus gebe. Die Schließung wäre ein schwerer Verlust für die Stadt. Vor allem aber sei die Situation für die Mitarbeiter dramatisch. Diese hätten schon vieles durchgemacht und durchgehalten. Sollte die Entscheidung des Konzerns endgültig sein, „ist das äußerst bedauerlich“. (mz)

Mit diesem Aushang wurden die Kunden informiert.
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