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Ausstellung in Dessau Ausstellung in Dessau: Künstlerin Richards geht auf Müllsafari

Von corinna nitz 19.08.2013, 21:02
Loukia Richards ist die Initiatorin der bunten Werke.
Loukia Richards ist die Initiatorin der bunten Werke. Christoph Ziegler Lizenz

Dessau/MZ - Mit sogenannten Müllsafaris bei der Bahn hat Loukia Richards bereits Erfahrungen. Eine Woche war sie 2012 in Zügen zwischen Münster und Enschede unterwegs. Im Rahmen eines EU-Projektes sammelte sie seinerzeit den Unrat auf, den Reisende zurückgelassen hatten. Aus den Hinterlassenschaften entstand ein sehr aparter Müllteppich. Jetzt wird sich Richards die Strecke Berlin - Dessau - Leipzig vornehmen: Ab 26. August „schickt“ das Umweltbundesamt (Uba) in Dessau die Künstlerin auf die Schiene. Müllspenden zu bekommen, vorzugsweise Textiles oder aus Papier, das zu Kunst umgewandelt werden kann, ist auch in diesem Fall die Mission.

Was bei vergleichbaren Aktionen oder im Atelier in Hamburg entstanden ist, zeigt das Uba im Rahmen seines Programms „Kunst und Umwelt“ in einer neuen Ausstellung. Nach dem Auszug von Sven Hoffmanns Aqua-Globalis-Bildern präsentiert die Behörde bereits ab Donnerstag, dem 22. August, unter dem Titel „Zyklus“ eine Auswahl von Richards Arbeiten. Beeindruckend an denen findet die Uba-Kunstbeauftragte Fotini Mavromati nicht nur die zugrundeliegende Idee, aus altem, scheinbar überflüssig Gewordenem Neues zu kreieren: „Loukia Richards geht es nicht nur um Recycling, sondern darum, die Menschen aktiv einzubeziehen und sie auch für alte Handarbeitstechniken zu begeistern.“

Kommunikativer Charakter

Neben dem Umweltgedanken scheint also gleichberechtigt etwas zu stehen, das Richards selbst partizipatorische Kunst nennt. Und wie sich dieser kommunikative Charakter ihrer Arbeitsweise entfaltet, davon können sich Interessierte in Dessau ganz praktisch überzeugen, denn Richards wird begleitend zur Ausstellung und den Interaktionen bei der Bahn auch zwei Workshops anbieten. Mavromati zufolge soll dabei zudem eine Geschichte entwickelt werden. Was die zu erwartenden Kursergebnisse betrifft, so tauche letztlich auch die Frage auf, wem eigentlich die Kunst gehört? Vergleichbar mit großen Atelierbetrieben vergangener Zeiten, wo beispielsweise Gemälde en gros in einem arbeitsteiligen Prozess entstanden, wirken auch hier - im Idealfall - mehrere Beteiligte an einem Objekt mit.

Ungewöhnliche Konkurrenz

Was ansonsten die „Müllsafari auf Schienen“ betrifft, so stehe noch nicht fest, welche Züge Richards nehmen wird. Mavromati schwebt unter anderem die Fahrt in einem ICE ab Berlin vor - nach Möglichkeit in den Morgenstunden, wenn die Pendler unterwegs sind und (arglos, bestimmt) „an ihren Notebooks die ersten E-Mails checken - und dann kommt Frau Richards und verwickelt sie in ein Gespräch“. Schwieriger als mit fremden Menschen über wichtige Fragen der Zeit, etwa einen behutsamen Umgang mit Ressourcen zu kommen, ist es laut Mavromati, geeignete Müllspenden für die Kunst zu erhalten. Schließlich seien die Züge in der Regel nicht wirklich voll mit Unrat: „Frau Richards steht sozusagen in Konkurrenz zum Reinigungspersonal der Bahn.“

Außer Konkurrenz läuft übrigens das nächste Uba-Projekt: Ende August öffnet der Künstler Christoph Ziegler sein „Utopisches Institut“ in Dessau. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Aus Müll wird Kunst.
Aus Müll wird Kunst.
veranstalter/Studio Kominis Athens Lizenz