1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Askania-Gold & China-Blau

Askania-Gold & China-Blau

05.10.2006, 15:52

Dessau/MZ. - Obwohl dieser Betrieb bereits ab 1932 nicht mehr arbeitete, ist er doch im Gedächtnis der Roßlauer ebenso haften geblieben wie die vor 1945 die Städte Roßlau und Dessau verbindenden Straßenbahnlinien. Die dazu benötigten Fahrkarten konnten Mitarbeiter, die in Dessau wohnten, direkt in der Porzellanfabrik kaufen.

Im Jahre 1853 gründete der Porzellanmaler Carl Schomburg mit seinen Söhnen Rudolph und Hermann in Berlin ein Porzellanunternehmen. Die erste Fabrik entstand in Berlin-Moabit, 1873 kam die Zweigfabrik Margarethenhütte in Großdubrau bei Bautzen hinzu. Im Jahre 1897 wurde das Unternehmen zur Aktiengesellschaft H. Schomburg & Söhne umgewandelt, gleichzeitig sah man sich nach einem Standort für eine weitere Fabrik um. Die Wahl fiel auf ein Gelände in Roßlau in der Burgwallstraße Nr. 38.So nahm im Jahre 1898 in Roßlau die dritte Porzellanfabrik der Firma H. Schomburg & Söhne AG ihre Arbeit auf.

Das Produktspektrum der Aktiengesellschaft Schomburg & Söhne umfasste nach der Gründung in Berlin zunächst Porzellan für Apotheken und medizinische Zwecke. Später konzentrierte sich die Produktion auf technisches Porzellan, vor allem wurden Niederspannungsisolatoren für die aufkommenden Telefon- und Telegrafenleitungen produziert. Schomburg & Söhne gehörte neben der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur (KPM) in Berlin zum Hauptlieferanten des Reichspostamtes. Zu Beginn des Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach Hochspannungsisolatoren. Der Bau der Überlandleitungen für die Elektroenergie war besonders mit dem Namen Siemens verbunden. Über Siemens kam Schomburg & Söhne zu großen Aufträgen. Ab dem Jahr 1912 wurden auch in Roßlau Hochspannungsisolatoren hergestellt. Schomburg & Söhne exportierten in 21 Länder einschließlich den USA.

Im Jahre 1922 kam es zur Gründung der Interessengemeinschaft der Porzellanfabrik H. Schomburg & Söhne Aktiengesellschaft und der Porzellanfabrik Kahla AG im so genannten Strupp-Konzern. Die daraus entstehende Hermsdorf- Schomburg-Isolatoren G.m.b.H. (Hescho) ließ in Roßlau ab 1924 ausschließlich das auch von anderen Porzellanfabriken produzierte Massengebrauchsgeschirr der Form "Cleopatra" mit dem Dekor "China-Blau" herstellen. Natürlich wurden nach der Umstellung auf Gebrauchsgeschirr eine Vielzahl anderer Formen und Dekore hergestellt, so z.B. "Alt-England" oder "Askania-Gold".

Ab 1929 machten sich die Roßlauer Standortnachteile - die langen Transportwege für die Rohstoffe Kaolin und Kohle, sowie das Fehlen eines eigenen Eisenbahnanschlusses - negativ bemerkbar. Im Jahre 1932, auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, wurde der Betriebsteil Roßlau der Firma Schomburg stillgelegt.

Die Ausstellung "Askania-Gold & China-Blau" wird am 10. Oktober,18.30 Uhr im Johannbau eröffnet.