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Anhalt-Hospiz Anhalt-Hospiz in Dessau: Neue Beratungsstelle, um für das Sterben in Würde zu sensibilisieren

Von Heidi Thiemann 25.11.2016, 07:00
Im Anhalt-Hospiz in der Kühnauer Straße wird ab Januar eine Beratungsstelle öffnen.
Im Anhalt-Hospiz in der Kühnauer Straße wird ab Januar eine Beratungsstelle öffnen. Sebastian/Archiv

Dessau - Mit zwei neuen Projekten wird die Anhaltische Hospiz- und Palliativgesellschaft Dessau ins neue Jahr gehen. Zum einen wird im Dessauer Anhalt-Hospiz eine Beratungsstelle eröffnet, zum anderen wird das Vorhaben „Hospiz am Rand der Gesellschaft“ angegangen.

Darüber informierte Anja Schneider, Geschäftsführerin der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft beim Gesundheitsforum des Diakonissenkrankenhauses.

Beachtliche Entwicklung in den vergangenen Jahren

Die Betreuung von unheilbar kranken Menschen auf ihrem letzten Lebensweg hat sich in den vergangenen Jahren beachtlich entwickelt, schaute Schneider zurück.

Mit einem Acht-Betten-Hospiz und zehn Mitarbeitern war die Gesellschaft 2007 in Dessau gestartet. Mittlerweile gibt es 29 Betten in stationären Bereichen sowie ambulante Angebote, sind 50 Mitarbeiter im Einsatz.

Durch einen Anbau am Hospiz waren 2013 sechs Zimmer hinzugekommen - zwei davon für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen. Das Diakonissenkrankenhaus betreibt inzwischen im Zentrum für Hospiz- und Palliativversorgung eine stationäre Abteilung für Palliativmedizin. Darüber hinaus wurde unter anderem die Spezialisierte ambulanten Palliativversorgung eingeführt. Und in Zerbst ist der Grundstein für ein stationäres Hospiz gelegt worden.

Hozpiz heißt Leben und und Sterben in Würde

„Hospiz“, sagt Schneider, sei entgegen der oft vertretenen Meinung in der Bevölkerung „kein Luxussterben für Wenige“. Schneider setzt deshalb auf Aufklärung, auf Beratung über die Versorgung und Betreuung in der letzten Lebensphase, über Hilfen und Angebote. Es gehe um Leben und Sterben in Würde.

Was weiß der Betroffene? Was will, was soll er wissen? Was wissen die Angehörigen? Welche Versorgung und Begleitung ist machbar und was wird gewünscht? Wo sind Grenzen?

„Wir wollen den Menschen einen Weg zeigen“, erklärt die Chefin der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft, weshalb eine separate Beratungsstelle aufgebaut wird.

Dabei gehe es sowohl um die palliativpflegerische Betreuung durch Fachpflegekräfte, als auch um die palliativmedizinische Betreuung, deren Ziel es ist, Schmerzen und andere krankheitsbedingte Symptome zu lindern oder zu beseitigen. Aber auch die psychosoziale und spirituelle Betreuung spielen bei der Beratung eine wichtige Rolle, die eben mehr als nur eine Information sei.

Anhalt-Hospiz will sich nicht nur für Betroffene öffnen

Das Angebot der neuen Beratungsstelle richtet sich aber nicht nur an Betroffene, Angehörige, Hausärzte oder Interessierte, sondern will auch Netzwerkpartner für Pflegeeinrichtungen sein sowie Schulungs- und Informationszentrum etwa für Rettungsdienste, Hausärzte, Krankenhäuser. „Wir wollen für viele greif- und nutzbar sein“, sagt Schneider.

Zwei Drittel aller Menschen wünschen sich Zuhause zu sterben. Doch die Hälfte verstirbt im Krankenhaus, ein Viertel in Pflegeeinrichtungen und nur jeder fünfte Zuhause. Um dem Wunsch der Menschen entsprechen zu können, „muss ein großes Netzwerk bestehen, sonst ist die ambulante Versorgung nicht möglich“, sagt Schneider.

Daher sei ihr wichtig: „So, wie wir beraten und arbeiten, haben Betroffene und die Familien die Möglichkeit die Krankheitsbewältigung zu schaffen. Angehörige können schließlich so trauern, dass sie wieder ins Leben finden.“

Hospizmobil im Einsatz, um Kontakte zu knüpfen

Doch erreicht werden sollen auch Verarmte und Obdachlose, also Menschen, die gesellschaftlich isoliert leben - und häufig allein sterben, ohne Trost und letztes Gespräch. Ihnen will sich die Hospiz- und Palliativgesellschaft mit dem Projekt „Hospiz am Rand der Gesellschaft“ zuwenden. Ab Januar soll ein Hospizmobil im Einsatz sein, das alle zwei Wochen durch Dessau tourt, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen. (mz)

Anja Schneider, Geschäftsführerin der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft.
Anja Schneider, Geschäftsführerin der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft.
Lutz Sebastian