Affenbrotbäume aus Tahiti auf gefährlicher Überfahrt
Dessau/MZ. - Das Schiff auf dem Weg nach Tahiti legt am Freitag im Keller des ehemaligen Fürst-Franz-Gymnasiums ab. Dort hat Regisseur Florian Knappe, bis vor kurzem noch selbst Mitspieler in der Theatergruppe, eine Crew angeheuert, die vor allem eines eint: Freude am Spiel. Die Bounty ist in der Bühnenversion Sammelbecken für liebenswert verschrobene Typen, denen die Darsteller je nach Möglichkeit Farbe geben. Das gelingt vor allem den skurrilen Figuren, an erster Stelle Rosi Bundz als gnadenlos überziehende Botanikerin, deren ganze Aufmerksamkeit der exotischen Schiffsladung gilt: Affenbrotbäume, in Tahiti an Bord genommen, sollen in der Kolonie Jamaika das Überleben sichern. Dass die Bounty, die das Bühnenbild ganz schlicht mit wenigen Requisiten darzustellen weiß, nicht dorthin kommt, dankt sie einer dynamisch frischen Offiziersriege, die Führungsakademien und deren Absolventen persifliert.
Schnell spielen sich angesichts dieser perfekt ausgebildeten doch lebensunerfahrenen Schnösel die altgedienten Seemänner in die Herzen des Publikums. Matrose X zum Beispiel, in sich ruhend und bald tot, eine hyperventilierende Köchin, ein dominanter Steuermann - und vor allem Grace O'Malley. Der blonde Engel Maria Wilkes hat es faustdick hinter den Ohren. Sie treibt ein Fluch. Als einstiger und nun verwünschter Kapitän des Piratenschiffes Bounty, braucht sie die Seele des jetzigen Kapitäns für ihre Erlösung.
Mit diesem Ziel vor Augen treibt Wilke wesentlich das Spiel mit schnellen Szenenwechseln und dafür oft langsamen Auf- und Abgängen der Darsteller voran, hin zur Meuterei, zum Aug in Aug mit dem cholerischen William Bligh von Marc Rupietta. Dass dessen Bligh am Ende keine Seele hat, weiß Rupietta schon zuvor mit etlichen Manierismen zu vermitteln. Die lustige Seefahrt endet abrupt. Allzu viele Striche im Text gestalten den Ausflug kurz. Ein wenig länger hätte er durchaus dauern können.