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30-jähriges Jubiläum 30-jähriges Jubiläum: Themenkreis Hugo Junkers' engagiert sich für Rehabilitierung

Von Helmuth Erfurth 18.07.2014, 21:40
Auch 1992 konnten sich die Mitglieder des Themenkreises über den Besuch einer Ju52/3m, D-AQUI, in Dessau freuen. Vor 22 Jahren war die Maschine im August in Dessau gelandet.
Auch 1992 konnten sich die Mitglieder des Themenkreises über den Besuch einer Ju52/3m, D-AQUI, in Dessau freuen. Vor 22 Jahren war die Maschine im August in Dessau gelandet. Themenkreis Lizenz

DESSAU/MZ - Der Name ist ein wenig sperrig: Themenkreis Prof. Hugo Junkers. Doch dahinter verbirgt sich eine ganz agile Gruppe engagierter Ehrenamtlicher, die seit 30 Jahren regelmäßig Veranstaltungen organisiert, zumeist Vorträge, die aber auch auf ganz besondere Höhepunkte zurückblicken kann.

Bereits seit den 1960er Jahren engagierten sich ehemalige Junkers-Mitarbeiter für eine Rehabilitierung von Professor Hugo Junkers in der DDR. Initiator und Wegbereiter für eine zeitgemäße Würdigung der wissenschaftlichen Leistungen von Junkers in Dessau war der Ingenieur Oskar Stolle. Doch es sollten noch über zwei Jahrzehnte vergehen, bevor am 3. Februar 1984 aus Anlass des 125. Geburtstages von Hugo Junkers (1859-1935) seine Lebensleistung als Techniker, Wissenschaftler, Unternehmer und Weltbürger mit einer Ausstellung und einem wissenschaftlichen Kolloquium in Dessau gewürdigt werden konnte. Eine Veranstaltung, die ab 1984 wesentlich zur Rezeption des Junkers-Bildes in der DDR-Geschichtsschreibung beitrug.

Aus Anlass des 30. Jahrestages der Gründung des Themenkreises „Prof. Hugo Junkers“ findet am nächsten Sonnabend, 26. Juli, 11 Uhr, im Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau, eine öffentliche Festveranstaltung statt. Dabei soll es nicht nur um Hugo Junkers gehen, sondern auch an den Junkers-Ingenieur Oskar Stolle erinnert werden, der zu den Ehrenmitgliedern des Themenkreises gehört. Vor allem aber wird auf die Arbeit aus den vergangenen 30 Jahren zurückgeblickt und über die Zukunft gesprochen. Bereits ab 10 Uhr kann das Museum kostenlos besichtigt werden.

Zur gleichen Zeit entstand in Dessau der „Themenkreis Prof. Hugo Junkers“ als eine Arbeitsgemeinschaft in der Gesellschaft für Heimatgeschichte im Kulturbund der DDR. Forscherdrang, Innovation und soziale Verantwortung zeichnete die Persönlichkeit Hugo Junkers aus und ethische Maßstäbe waren stets Grundlagen seines Handelns. Aufgabe und Ziel des Themenkreises war es, durch vielfältige Veranstaltungen und Vorträge ein historisch korrektes und lebensnahes Bild von Hugo Junkers zu vermitteln. Dazu gehörten Vorträge und Veranstaltungen mit breitgefächerter Thematik. Unersetzbar waren die Studien und Gespräche mit ehemaligen Jun-kersmitarbeitern, von denen einige Mitglieder des „Themenkreises“ wurden und authentisch zum Junkers-Geschichtsbild mit beitragen konnten.

Dank an Professor Olaf Groehler

Zur Vereinsgründung in der DDR gab es zwar gesetzliche Möglichkeiten, aber Hürden wie Reglementierungen, Verfügungen und Vorschriften mussten erst überwunden werden. Hier sei Professor Olaf Groehler gedankt, der seinerzeit als stellvertretender Direktor am Institut für deutsche Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR viel Unterstützung gewährte und der die Forscherpersönlichkeit Hugo Junkers als einen der bedeutendsten in der Technikgeschichte einordnete.

Im „Klub der Intelligenz Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff“, der sich im Birkenweg des Stadtteils Siedlung befand, wurden in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts Vortragsreihen über Hugo Junkers und die Dessauer Industriegeschichte zwischen 1888 und 1933 veranstaltet. Dort konnten Forschungsergebnisse nach Recherchen aus Archiven und privaten Quellen präsentiert und diskutiert werden. Die Veranstaltungen waren sehr besucht, viele Experten kamen zu Wort, und auch interessierte Bürger stellten Fragen, äußerten ihre Meinung und gaben den Forschungsinhalten Impulse. Eine große Resonanz fanden die Gespräche mit ehemaligen Junkers-Mitarbeitern. Aber auch Exkursionen zu Stätten einstiger Junkers-Luftfahrtgeschichte gestalteten sich zu Höhepunkten.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Fachmeinungen aufeinanderprallten.

Die zahlreichen Aspekte in der Junkersforschung brachten auch lebhafte Diskussionen, mitunter sogar prallten Fachmeinungen aufeinander; es war ein Ringen um das objektive Geschichtsbild, denn Quellenlagen waren dürftig, unterschiedlicher Qualität und auch nicht vollständig vorhanden. Da waren es vorrangig die ehemaligen Junkers-Mitarbeiter wie die Ingenieure Heinrich Hartmann, Peter Scheffler, Werner Simolke, Oskar Stolle und Dietrich Petzold, die mit diplomatischem Geschick und profunden Kenntnissen Argumente vorlegten, die die Wogen in der Diskussion glätteten.

Nach der politischen Wende in der DDR landet am 6. März 1990 erstmals nach 45 Jahren eine Junkers Ju 52/3m, die D-AQUI der DLH, in Dessau und eröffnete zugleich neue Chancen und Wege in der Vereinsarbeit. Mit an Bord der Maschine befand sich Bernd Junkers, der Enkel von Hugo Junkers. Er äußerte sich nach der Landung in Dessau: „Die Beschäftigung mit dem Leben und Wirken hat in Dessau eine gute Tradition.“ An diesem Tag wurde Bernd Junkers Ehrenmitglied des Themenkreises. Mit der Herausgabe einer entsprechenden Gedenkmedaille erinnerte der Themenkreis, der auch die organisatorische Vorbereitung der Landung übernommen hatte, an dieses Ereignis. Von diesem Tag an entwickelten sich auch gute Kontakte zur Berlin Stiftung der Deutschen Lufthansa.

Ju 52 ist Herzstück des Technikmuseums

Zu den Schwer- und Höhepunkten seiner Arbeit zählt der Themenkreis, dass das Wrack einer aus einem norwegischen See geborgenen Ju 52 nach Dessau zurückkam, die nach ihrer Restaurierung das Herzstück des Technikmuseums ist - hier hatten Mitglieder des Themenkreises vermittelt, dass es auf Initiative des Themenkreises zur Gründung des Fördervereins für das Technikmuseum kam und dass 1996 ein eigenständiger Verein gegründet wurde, der 2006 als eigenständige Arbeitsgruppe in den Förderverein übernommen wurde.

Mit regelmäßigen Terminen für Vorträge, die im Landesverwaltungsamt gehalten werden, und besonderen Veranstaltungen, so dem Besuch des ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn im April 2012, hat sich der Themenkreis trotz seines sperrigen Namens einen guten Namen erarbeitet.