2.Handballbundesliga 2.Handballbundesliga: Der Pflicht soll ab sofort die Kür folgen
Dessau/MZ. - "Ich werde nicht zulassen, dass wir uns jetzt hängen lassen", macht Klein klar. "Wir müssen uns jetzt schon Kredit für die neue Saison erspielen." Den Anfang kann die Mannschaft am Sonntag ab 17.30 Uhr machen, wenn der Dessauer HV bei der TSG Bielefeld antritt, die gegen den Abstieg aus der zweiten Liga kämpft. "Bei denen brennt der Baum lichterloh", ahnt Klein. "Da müssen wir im Spiel Ruhe bewahren."
Bielefeld steht enorm unter Druck - die hoch gesteckten Ziele konnte die Mannschaft in dieser Saison nie erfüllen. "Unsere Ausgangslage ist so gut wie schon lange nicht mehr", war Spielertrainer Norbert Gregorz vor dem ersten Spiel optimistisch und peilte einen einstelligen Tabellenplatz an. Doch längst ist Ernüchterung eingekehrt: Vorige Woche ging Bielefeld in Stralsund mit 24:33 unter. Enttäuschend war für Gregorz vor allem eines: "Ich habe keine Mannschaft gesehen, die mit aller Macht die Klasse halten will."
Die Gründe dafür sind vielschichtig und auch im Bielefelder Umfeld zu suchen, wo es erhebliche Differenzen gibt. Dort sorgte erst die geplante Fusion mit Regionalligist TuS Bielefeld-Jöllenbeck für Aufregung, dann kündigte Spielertrainer Gregorz seinen Rückzug zum Saisonende an, diese Woche wurden die Spieler mit einem eingeforderten Solidarbeitrag überrascht. Die Gehaltskürzungen sorgten für Unmut: "Der Verein will mir vier Mal 25 Prozent meiner Aufwandsentschädigung vorenthalten, also ein ganzes Monatsgehalt. Das mache ich nicht mit", sagte Torhüter Sascha Grote, der nächste Saison nach Spenge wechselt. "Ich bin wirklich keiner, der nur aufs Geld schaut und sich bei Unregelmäßigkeiten aufregt, aber mit den mir versprochenen Summen habe ich schon geplant", meinte Rückraumspieler Henrik Ortmann, der es zugleich seltsam fand, "dass Mitte April für die nächste Saison nichts klar ist". Aufgegeben hat sich die Mannschaft trotz aller Querelen nicht. Ortmann: "Wir sind es uns und der TSG schuldig, drin zu bleiben. Und das schaffen wir auch."
Das Potenzial dafür ist eigentlich da: Mit Libor Hrabal hat Bielefeld den zweitbesten Torschützen der Liga in seinen Reihen. 226 Treffer hat der Tscheche schon auf seinem Konto. Oldie Michael Altenbeck steht ihm mit 177 Toren kaum nach. Beide zusammen haben fast fünfzig Prozent der Bielefelder Tore erzielt. "Die gilt es in den Griff zu kriegen", mahnt Klein vor dem schweren Auswärtsspiel. "Dann haben wir auch eine Chance." Angehen kann der Dessauer HV die Aufgabe in Bielefeld nahezu in Bestbesetzung - einzig Spielertrainer Gregorz Subocz wird sich nach seiner Knieverletzung noch schonen, möglicherweise aber kommende Woche im Derby gegen Bernburg sein Comeback geben.
Dort will der Dessauer HV auch seinen ersten Neuzugang für die neue Saison präsentieren - dabei wird es sich wohl um Torhüter Andreas Sprecher aus Frankfurt/Oder handeln. "Wir schauen uns um", gab Präsident Jürgen Kessing die Richtung vor, vor allem ein Linkshänder wird noch gesucht. Ohne Druck allerdings. "Wenn jemand wirtschaftlich, menschlich und sportlich zu uns passt, werden wir reagieren." Aber nur dann. "Wir werden auch in der kommenden Saison unseren Sparkurs fortsetzen. Die Mannschaft wird sich weiter entwickeln und kann auch in der jetzigen Besetzung attraktiven Handball spielen." In Sachen Neuzugänge heißt das: Etwas kann, nichts muss. Kessing: "Es wird kein finanzielles Harakiri geben. Die Dessauer Fans werden das auch verstehen."
Der Fanclub des Dessauer HV setzt für das Auswärtsspiel in Bielefeld einen Fanbus ein. Der fährt am Sonntag 11 Uhr vom Busbahnhof ab. Die Mitfahrt kostet 15 Euro.