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OB-Kandidaten im Porträt Wie Sebastian Rumberg wieder junge Familien in Dessau-Roßlau ansiedeln möchte

Von Annette Gens Aktualisiert: 16.06.2021, 14:24
Sebastian Rumberg  sagt: Dessau-Roßlau muss jünger werden. Er hat auch einen Plan, wie das gelingen könnte.
Sebastian Rumberg sagt: Dessau-Roßlau muss jünger werden. Er hat auch einen Plan, wie das gelingen könnte. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau-Roßlau - An seine Ankunft in Mosigkau erinnert sich Sebastian Rumberg noch genau. Die junge vierköpfige Familie hatte gerade einen Hof samt Haus in der ältesten Straße des Ortes bezogen, als die Einladung zu Bier und Bratwurst von den Nachbarn ausgesprochen wurde. „Am nächsten Tag kannte ich das halbe Dorf“, schildert Rumberg das herzliche Willkommen.

Vier Jahre ist das jetzt her, der „Neue“ fühlt sich seitdem wohl in den zwei Welten, in denen er unterwegs ist. Die eine ist virtuell und durch einen Klick zu bedienen, dann erreicht der Unternehmer und PR-Mensch Rumberg von Mosigkau aus die halbe Welt.

Sebastian Rumberg will Oberbürgermeister werden und 400 junge Familien in die Stadt holen

Die andere ist die Wirklichkeit von Dessau-Roßlau und letztlich auch die seiner eigenen kleinen Familie. Die Gründung einer Waldorfschule hat Rumberg in seiner Wahl-Heimat entscheidend mit vorangetrieben. Rumbergs ist wichtig, wie ihre Kinder aufwachsen und gefördert werden.

Und nun? Er will Oberbürgermeister werden und 400 junge Familien in die Stadt holen. Weil er sich auch in Zukunft in der Stadt wohlfühlen will. Die Chancen dafür stünden gut, sagt er. „Wachstum ist unsere Chance“, meint der gebürtige Dresdener. Dass hier einmal wieder viel mehr Menschen leben, hält er für möglich und zwingend notwendig.

Sebastian Rumberg (parteilos) ist der jüngste von acht Bewerbern um den höchsten Posten im Rathaus.

Sebastian Rumberg (parteilos) ist der jüngste von acht Bewerbern um den höchsten Posten im Rathaus. Der 35-Jährige hat eine Vision, die auf einer Erkenntnis fußt: In den vergangenen zehn Jahren wurden in der Doppelstadt rund 1.000 Gewerbe abgemeldet, weiß er. Die Stadtverwaltung sei auf eine Schrumpfung der Stadt ausgerichtet. Für Rumberg ist dies der falsche Weg.

Denn werde die Schrumpfung nicht gestoppt, dann stehe nicht nur die Stadt als Oberzentrum auf dem Spiel. „Dann können wir uns hier einiges nicht mehr leisten“, sagt Rumberg. „Das heißt, alles, was die Stadt kulturell ausmacht, von der Infrastruktur, von allen Ideen, die im Wahlkampf geäußert werden, werden sich langfristig nicht mehr finanzieren lassen. Das heißt, die Stadt Dessau-Roßlau würde in ihrer Bedeutung immer weiter abnehmen. Ich finde, es lohnt, unsere Energie in Wachstum zu stecken.“

Wer ist Rumberg, der in der Doppelstadt nach der Macht greift? Und weshalb tut er das?

Die Chancen, eine Entwicklung zu drehen, stünden seiner Ansicht nach gut. Gerade auch die Corona-Krise habe diese Chancen noch befeuert und einmal mehr unterstrichen, dass man nicht in großen Metropolen leben muss, um dort zu arbeiten, um die Welt zu verändern. Dessau-Roßlau habe erhebliches Potenzial für junge Familien und Unternehmensgründer, weiß Rumberg und meint damit vor allem, dass die Voraussetzungen wie Kindereinrichtungen oder Grundstücke zum Gründen vorhanden sind. Aktuell sei er mit einigen Familien im Gespräch, die sich ein neues Zuhause wünschen und die in Dessau-Roßlau ein berufliches Netzwerk gründen möchten.

Sebastian Rumberg (re.) war Motor zum Aufbau der Waldorfschule Mosigkau, dessen Fördervereinsvorsitzender er ist.  Der Verein hat das alte Schulgebäude maßgeblich mitgestaltet. Rumberg erinnert sich gerne an diese Zeit.
Sebastian Rumberg (re.) war Motor zum Aufbau der Waldorfschule Mosigkau, dessen Fördervereinsvorsitzender er ist. Der Verein hat das alte Schulgebäude maßgeblich mitgestaltet. Rumberg erinnert sich gerne an diese Zeit.
(Foto: Rumberg)

Wer ist Rumberg, der in der Doppelstadt nach der Macht greift? Und weshalb tut er das? Und ist er machtgierig? Sebastian Rumberg wurde 1986 in Dresden geboren. Die ersten 18 Lebensjahre seien behütete Jahre gewesen, schildert er. Von seinem Vater lernte er „wie ein Unternehmer zu handeln“. Die Mutter stärkte ihn und seine Schwester mit ihrer Liebe. Nach dem Abi leistete er seinen Grundwehrdienst. Vor dem Studium der Medien- und Politikwissenschaft in Leipzig konnte er Australien und Teile von Asien bereisen.

„Ich habe mich früher sehr über meine Arbeit definiert“

Nach dem Studium 2011 zog es Sebastian Rumberg - wie viele seines Alters - in eine Metropole. Für ihn ging es nach Berlin, die Start-up-Branche reizte ihn. Dort lernte er auch seine Ehefrau, eine Dessauerin, kennen. Eine Familie wird gegründet.

Seitdem dreht sich die Welt des Gründers und Unternehmers ein wenig anders. „Ich habe mich früher sehr über meine Arbeit definiert“, meint Rumberg. „Doch jetzt bin ich für Tine und Theo Superman.“ Sebastian Rumberg möchte Oberbürgermeister werden, weil er da die besten Möglichkeiten sieht, seine Vision konsequent umzusetzen. „Ich werde aber auch so daran weiterarbeiten“, sagt er.