OB-Kandidaten im Porträt Wie Eiko Adamek sein Mantra „mal machen“ im Verwaltungsapparat von Dessau-Roßlau behaupten will
Dessau-Roßlau - Eiko Adamek angelt erst seit Kurzem. Entsprechend kritisch wird er noch beäugt. Sein freundlich norddeutsches „Moin“ trifft da am Zoberbergsee schnell auf ein schroffes „Petri Heil, heißt das.“ Und ja, er stehe auch mal im Anzug am Teich. Etwa, wenn er direkt von der Arbeit komme - dem Städtischen Klinikum, das in Sichtweite liegt. „Warum auch nicht?“
Adamek ist gern draußen. Hier wäge er Entscheidungen ab, kriege den Kopf frei. Und irgendwie passt das neue Hobby auch zur bisherigen politischen Arbeit des CDU-OB-Kandidaten. Denn wer fischt, muss bisweilen früh aufstehen, viel Geduld mitbringen, die Angel immer wieder auswerfen.
Auf politischem Feld, als Stadtrat, macht das der 48-Jährige nun schon seit gut sieben Jahren. Er zeigt sich als Kümmerer, schüttelt Hände, sammelt Themen, taucht auf, wo sich Bürgerärger aufstaut, und versucht, schnell politische Lösungen zu organisieren. Kaum einer verpackt seine Vorschläge und Standpunkte dabei in markigere, knappere Sätze. „Klare Kante zeigen“, nennt er das.
Der endgültige Entschluss zu kandidieren wurde bei Eiko Adamek im Familienrat gefällt
An seinen OB-Ambitionen hatte schon lange vor seiner offiziellen Kandidatur im November 2020 kaum jemand gezweifelt. Adamek selbst will seine Ratsarbeit trotzdem nicht als langfristig angelegten Wahlkampf verstanden wissen. „Wenn ich etwas mache, dann richtig.“ So habe er es schon vor dem Einzug in den Stadtrat (2014) gehalten, als Stadtelternrat zum Beispiel. Er habe einfach Spaß an politischer Arbeit und investiere darin gerne viel Zeit. Einen gewissen Dauerwahlkampf räumt er dann doch ein. „Ich wusste, wenn ich antrete, muss ich nur so weiter machen wie bisher, denn ich mache als Rat einen guten Job.“
Der endgültige Entschluss zu kandidieren wurde im Familienrat gefällt. Im Spätsommer vergangenen Jahres sei das gewesen. Zuvor war die Partei auf ihn zugekommen. Seine Töchter Vanessa und Lisa sowie seine Frau Daniela nennt Adamek sein „oberstes Entscheidungsgremium“. „Nur ihnen gegenüber fühle ich mich verpflichtet - und dem Gesetzgeber.“
Gemeinsam mit seiner Frau war der gebürtige Rostocker Adamek 1994 in die Bauhausstadt gekommen - zunächst als Restaurantfachmann im Steigenberger Hotel. 2006 wechselte er als Küchenleiter ans Städtische Klinikum, wo er kein Koch ist, sondern die Abläufe und 69 Mitarbeiter koordiniert.
Adameks Agenda als möglicher neuer OB lässt sich in zwei Worte fassen: „Mal machen“
Adameks Agenda als möglicher neuer OB lässt sich in zwei Worte fassen: „Mal machen“. Unter diesem Schlachtruf tritt er an. „Wir brauchen drei bis vier Jahre, um Bebauungspläne aufzustellen, sechs Wochen, um auf Bürgeranfragen zu antworten.“ Ihm gehe das alles zu langsam. „Ich bin ein geduldiger Mensch, aber nicht, was Zeitmanagement angeht. Es gibt mit mir keine stundenlangen Meetings.“
Denn Unternehmen verlören mitunter richtig viel Geld, weil die Verwaltung zu langsam arbeite. Deshalb wolle er mehr Service-Denken etablieren. Erreichen will er das, indem er den klugen Köpfen in den Ämtern auch mehr Selbstverantwortung gebe. „Mein Anspruch ist, nach Feierabend das Gefühl zu haben, dass man heute geliefert hat.“ Das erwarte er auch von den 1.100 Mitarbeitern der Verwaltung.
„Wenn mich der Gesetzgeber an Grenzen bringt, muss ich das akzeptieren und das kann man den Leuten dann auch erklären“
Dass es in einem bürokratischen Apparat jedoch viel Bremsflüssigkeit geben kann und mitunter an vorhandenen Strukturen hakt, durch die man mit „mal machen“ womöglich schnell leer läuft, weiß Adamek. „Ich sehe das als Herausforderung.“ Doch verspricht er den Wählern dann nicht bereits zu viel? „Wenn mich der Gesetzgeber an Grenzen bringt, muss ich das akzeptieren und das kann man den Leuten dann auch erklären.“ Ihn werde aber ganz sicher kein „Das haben wir schon immer so gemacht“ bremsen.
Im jetzigen Job hat Adamek täglich um 14 Uhr Feierabend. So viel Freizeit für ein politisches Amt zu opfern, habe für ihn aber nichts mit „Machtgeilheit“ zu tun. „Zielstrebig würde ich eher sagen. Es macht mir Freude, Dinge zu erreichen.“ Und OB zu sein, sei die Aufgabe, die ihn reize. Der Verantwortung für 81.000 Menschen und den Anforderungen sei er sich dabei vollkommen bewusst. (mz)