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Wolfener Kino Wolfener Kino: Alter Glanz soll zurückkehren

Von Detmar Oppenkowski 05.11.2013, 14:49
Vielleicht könnte irgendwann auch der Saal wieder bespielt werden.
Vielleicht könnte irgendwann auch der Saal wieder bespielt werden. Kehrer Lizenz

Wolfen/MZ - Ronny Kügler nimmt das Filmtheater bei einem Besuch in Wolfen gründlich unter die Lupe. Vor einigen Tagen hat der Wahlschweizer das ehemalige Kino erworben. Nun schaut er, was alles gemacht werden muss. Nach langem Leerstand zeichnet sich damit endlich ab: Die Zukunft des altehrwürdigen Lichtspielhauses scheint gesichert zu sein.

„Durch Zufall habe ich das denkmalgeschützte Objekt bei der Firma B&H Immobilien aus Bitterfeld entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt der 31-jährige Architekt. Dass der Lack an einigen Stellen schon ab ist, störe ihn nicht. „Man muss die Entwicklungsmöglichkeiten sehen.“ Zwar werde es im Kinosaal vorerst keine Filme zu sehen geben. Dafür sei eine Nutzung des Foyers als „Kulturobjekt“ angedacht. Die vierwöchige Veranstaltungsreihe „Projektionsfläche“ im Frühjahr habe gezeigt, dass die Nachfrage nach unterschiedlichen Kulturformaten groß sei. Auch daher hat sich Kügler mit den Veranstaltern - der Künstlergemeinschaft „Gebäude 6“ - in Verbindung gesetzt und mit Hilfe des Bürgervereins Wolfen Altstadt-Süd nach tragbaren Ideen gesucht.

„Wir wollen die Revitalisierung des Kinos mit einem neuen Nutzungskonzept in Angriff nehmen und somit dem Verfall zuvorkommen“, sagt Klaus Krüger vom Bürgerverein. Um das umzusetzen, würde der Verein das ehemalige Kino betreiben, die erforderlichen Mittel akquirieren und in das Haus investieren. „So wollen wir das denkmalgeschützte Gebäude dauerhaft erhalten.“ Gleichzeitig soll so der kulturelle Leerstand beseitigt werden. „Wir wollen das Filmtheater zu einer der Öffentlichkeit zugänglichen, gemeinnützigen Einrichtung entwickeln“, sagt Krüger. Ob Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Diskussionsrunden, Vorträge oder Filmabende - qualitativ ansprechende und vielfältige Kunst- und Kulturangebote würden hier bald offeriert.

Denn der Startschuss wird voraussichtlich im April 2014 fallen. Dann soll die Reihe „Projektionsfläche“ neu aufgelegt werden. „Die große Resonanz auf die Veranstaltungen im April und Mai hat gezeigt, dass die Wolfener an ihrem Kino hängen“, sagt Mathias Wrobel von der Künstlergemeinschaft. Mehr als 1 000 Besucher hätten den Weg ins Filmtheater gefunden - und seien von der Mischung überrascht gewesen. „Die Kulturveranstaltungen haben das Kino aufgewertet und umgekehrt“, sagt Hannes Nieleck, der ebenfalls zu den Kulturschaffenden zählt. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er von der „Bayer Cares Foundation“ ausgezeichnet.

Die Sozialstiftung des gleichnamigen Konzerns hat sich weltweit 660 Ehrenamtsprojekte von Mitarbeitern in 62 Ländern angeschaut. 150 Projekte wurden am Ende ausgezeichnet - darunter die Wolfener „Projektionsfläche“. Begründung: „Der Industriemechaniker konnte sich nicht damit abfinden, dass das Filmtheater dem Verfall preisgegeben wird. Zusammen mit zwei Fotografen und einem Künstler entschloss er sich, dem Gebäude wieder Leben einzuhauchen. Wenig später konnten hier wieder Kleinkunstveranstaltungen angeboten werden.“ Diese öffentliche Würdigung freut die Mitglieder der Künstlergemeinschaft. „Vor dem Hintergrund, dass viele Jugendliche abwandern, wollten wir zeigen, dass man mit positivem Denken, großem Engagement und wenig Geld viel erreichen kann“, sagt Nieleck.

Mit dem Preisgeld könne man nun daran anknüpfen und das Projekt weiterführen. Auch der Wahlschweizer Ronny Kügler ist von all dem Elan angetan. Er willdem Bürgerverein beitreten und mit daran arbeiten, dass im Wolfener Filmtheater bald wieder der Glanz vergangener Tager erstrahlt.

Der neue Besitzer will an den Erfolg der Reihe "Projektionsfläche" anknüpfen.
Der neue Besitzer will an den Erfolg der Reihe "Projektionsfläche" anknüpfen.
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