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Wolfen Wolfen: Rund um Meyers Kachelofen

Von Sylvia Czajka 01.08.2012, 17:07

Wolfen/MZ. - Das weiß hier jeder. Schuldirektor der einstigen Wilhelm-Pieck-Schule, die längst abgerissen ist. "Wir Schüler wussten eigentlich immer, wo der sich aufhielt." Der Geruch von Vanille des legendären Pfeifenrauchers strömte durch sämtliche Klassenzimmer. Und jeder Schüler wusste, wenn Meyer in seinem Direktorenzimmer saß, machte es keinen Spaß, sich während des Unterrichts mit Freunden am Springbrunnen zu treffen. "Meyer sah alles." Simone Schmidt-Ramsch möchte die Erinnerungen nicht missen. Noch heute bei Klassentreffen ist Meyers Kachelofen Thema. Direktor Meyer traten die Schüler respektvoll gegenüber. "Er war ein feiner und korrekter Mensch", erinnert sich Simone Schmidt-Ramsch. Eingeweiht wurde der Springbrunnen, den konkav gewölbte Fliesen zieren, am 1. Mai 1978. Die Künstler Bernhard Franke und Gerhard Markwald gaben ihm ihre besondere Note. Was nun wieder Meyer damit zu tun hat? Der hatte in der Bauphase von seinem Direktorenzimmer aus ein besonderes Auge auf den Kachelofen geworfen. Denn die Arbeiten wollten am Wasserspender nicht so recht vorangehen. Direktor Meyer sorgte für Beschleunigung und seitdem nennen die Leute aus Wolfen den Brunnen: Meyers Kachelofen.

Das Ehepaar Marga (74) und Helmut Tornack (76) werden mit ihm alt. Ein paar Schritte weiter haben sie in der Comeniusstraße gewohnt, jetzt sehen sie ihn quasi vis á vis. In der Seniorenresidenz Sara sind sie Zuhause, haben es sich im Hochhaus gemütlich gemacht. Bereits 1963 zogen beide nach Wolfen-Nord - die Heimat zu verlassen, der Gedanke kam nie auf. Sie blieben Wolfen-Nord treu. Genau wie der "Kasten", so nennen die Tornacks den Brunnen, der war schon immer da. Gehört eben dazu. Gleich nebenan gab's die HO, Dorthin ging es zum Einkaufen, erinnert sich Marga Tornack. Und manchmal wurde der Brunnen zur willkommenen Rast. Diese Aufgabe erfüllt er auch heute noch. Nur als Wasserspender legt er derzeit eine Pause ein. Denn sein Umfeld wird aufgemöbelt. Anfang des Jahres wurde damit begonnen, teilt Egon Laue, Sachbereichsleiter für Grünflächen der Stadt Bitterfeld-Wolfen, mit. Bürgerarbeiter kümmern sich zum Beispiel um die Grünanlagen. Das Unkraut in die Höhe geschossen, Betonplatten um den Kachelofen locker - es wurde Zeit, Hand an zu legen. Der Stadthof und eine Spezialfirma halfen. Ein Weg und eine Treppe wurden erneuert, Rosen und Zierkirschen gepflanzt. Etwa 50 000 Euro investiert die Stadt rund um den Brunnen. Bald soll alles fertig sein - in zwei Wochen etwa. Auch Meyers Kachelofen wird dann wieder das tun, was er am besten kann: sprudeln.