Umstrittene Ausstellung in Wolfen Umstrittene Ausstellung in Wolfen: Sind tote Körper bald im Supermarkt zu sehen?

Wolfen - Große Plakate werben in Wolfen für die Wanderausstellung „Echte Körper - Von den Toten lernen“. Ähnlich wie bei den „Körperwelten“ des Gunther von Hagens sollen in der Schau konservierte menschliche Körper und Organe gezeigt werden.
Das zumindest verkündet die Internetseite www.echte.koerper-on-tour.de. Doch das Projekt, das vom 25. bis 28. Januar in Wolfen-Nord Station machen will, hat in der Vergangenheit viel Kritik hervorgerufen.
Rathaus Wolfen hat der umstrittenen Ausstellung noch nicht zugestimmt
In der Region Hannover verweigerte die Gesundheitsbehörde 2009 den Veranstaltern sogar die Genehmigung. Auch im Rathaus Wolfen hat man noch nicht zugestimmt.
„Derzeit befinden wir uns in der Prüfung, ob die Veranstaltung genehmigungspflichtig ist“, sagt Stadtsprecherin Katrin Kuhnt. Laut Bestattungsgesetz des Landes gebe es für solch einen Sonderfall wie der Ausstellung toter Körper zwar keine Vorgaben, „jedoch werden wir das Gesundheitsamt über die Veranstaltung informieren“, so Kuhnt.
Stadt: Es liegt keine Anmeldung für die Ausstellung vor
Da die Ausstellung öffentlich ist und eine gewisse Größe habe, müsse sie auf jeden Fall mit Unterlagen bei der Stadt angemeldet werden. Das ist bisher nicht geschehen. Man sei mit dem Veranstalter im Gespräch.
Laut Internetseite handelt es sich um Harald Sperlich aus dem märkischen Neuhardenberg. Der teilt auf Nachfrage der MZ jedoch mit, er habe mit der Ausstellung nichts mehr zu tun. Dies habe jemand anderes übernommen. Einen Namen wollte er nicht nennen, aber den Verantwortlichen bitten, sich bei der MZ zu melden.
Warum die Ausstellung in der Kritik steht
Die Schau, so Sperlich weiter, komme aus Amerika und sei im Unterschied zu den „Körperwelten“ rein medizinisch ausgerichtet. Mangelnde Informationen, auch über die Herkunft der Körper, werden den Verantwortlichen immer wieder vorgeworfen.
So hatte Anfang 2017 die Stadt Stade der Schau keine Ausnahmegenehmigung erteilt, da die nötigen Dokumente fehlten, um jeden Körper und jedes Körperteil einer bestimmten Person zuordnen zu können.
Wo genau soll die Ausstellung in Wolfen stattfinden?
„Körperwelten“-Macher Gunther von Hagens übte 2008 harsche Kritik an der „Nachmacher“-Schau, sprach von schlechten Plastinaten und wahrscheinlichen Toten aus China.
Gerätselt wurde in Wolfen übrigens auch, wo genau die Schau zu sehen sein soll. Auf den Plakaten steht „ehemals NP-Markt“ in der Dr.Otto-Nuschke-Straße.
Doch ob die toten Körper tatsächlich im seit langem leer stehenden Supermarkt landen oder in einem Zelt daneben, war die Frage. Inzwischen steht fest: Wenn die Ausstellung stattfindet, dann im Markt. (mz)